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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 12
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Wolfradt, Willi: Hundert Jahre Berliner Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0382

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Carl Steffeck Bildnis der Tochter Johanna
Bes.: Frl. Emmi Steffeck

würdig gewordene Waldteich-Lyriker Leiffikow,
ihr erscheint überraschenderweise Anton v. Wer-
ner mit dem großen »Sterbelager Wilhelms I.« als
recht respektabel. Auch das Atelierstück von Agthe
fesselt in seiner dunklen, von Sonne durchbro-
chenen Innenräumlichkeit, und wie vor den oft
verkrampften, aber visionsgewaltigen Bildern Mar-
tin Brandenburgs wird der Betrachter vor ge-
wissen Beiträgen der Mosson, Kayser-Eichberg,
Dettmann, Hübner, Kalb, Klohß, E. M. Müller
und Anderer mit dem Gefühl schuldiger Anerken-
nung verweilen. Daß in Liebermann, der ausge-
zeichnet zur Darstellung gebracht ist, die einzige
epochale Persönlichkeit ausschied, konnte hier nur
seine Bestätigung finden. Heute ist wohl Alfred
Pfitzner in all seiner künstlerischen Zurückhal-
tung der Vermögendste dieser ganzen Gruppe, des-
sen vornehme Musikalität drei tonlich wie im For-

mengewirk außergewöhnlich feine Schneestücke
bezeugen.
Nur wenig ist über die Plastik hinzuzufügen, welch
stattlichen Baum sie auch einnimmt. Berlin kann
sich seiner Bildhauerei wahrhaftig nicht rühmen.
Selbst Schadow, die weitaus überragende Gestalt,
ist nur sympathisches Mittelformat. Statuetten von
Bläser und Drake, ein Franz Krüger übersetzen-
des Relief von August Kiß können, da Tieck fehlt,
allein die Arbeit versüßen, sich durch den Miß-
wuchs von Hauch bis Begas und Metzner zu quä-
len. Ein Kapitel von überwältigender Ungenieß-
barkeit, in dem vereinzelte Werke von Baumbach,
von Bauroth und Rhades unter den Lebenden, viel-
leicht noch von Garvens und Klinisch (Bode-Büste)
Oasenpunkte bilden. Man wendet sich rasch wieder
den Sälen der Malerei zu, deren Studium uner-
schöpflich Gewinn trägt.
 
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