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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 12
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0384

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wisse Arbeiten von den Klotz, Catel (Königsee),
Hauber oder P. Heß (Oktoberwiese), Quaglio, A.
Adam, F. v. Olivier, Dorner, Chr. Morgenstern, so-
weit sie als Kleinmeister auftreten. Von ihnen
gelvt über Haider zu Steppes (von dem man neben
erschreckenden Fehlgriffen kostbare Gebilde her-
ausheben könnte) jene kristallinische Klarheit und
Härtung der Gegenstandswelt, die uns heute sowohl
von den Konstruktivisten als auch den Gegenstands-
betoncrn wieder naheliegt. Wir betonen derartiges,
weil der Katalog die »wesentliche Aufgabe im
Dienst an der lebenden Kunst« siebt.
Von diesem entscheidenden Gesichtspunkt aus, den
wir voll unterschreiben, sollte die historische
Gleichmäßigkeit des Aufzeigens noch radikaler
unterdrückt sein. Denn das Ideal der historischen
Vollzähligkeit (»von allem etwas«) wird immer
sinnloser, je gewaltiger die Verkehrsmittel und —
je genauer die Geschichtswissenschaft wird. (Wer
Kunsthistorie treiben will, muß ja doch sofort
reisen.) Unter diesem Aspekt sollte man sich vor
Ausbreitung gewisser Partien hüten, die uns schon
heute langweilen. Mit Wehmut gedenkt man der
Schmerzen eines Galerieleiters, wenn er z.B. einen


Berthe Morizot Äpfellese
Aus der Ausstellung in der Galerie Bernheim Jeune, Paris
Zu dem Beitrag in Heft 11

Saal der »Scholle« oder verwandter Münchner
Kunst gestalten soll. Keinesfalls möge man auch
etwa den »Meister« Spitzweg teuer ausbreiten. Takt-
voll war es, daß ihm nicht etwa eine Kabine reser-
viert ist. Auch die Schleich und Voltz sind glück-
licherweise sparsam genommen. Sehr geschickt,
einige Überschätzte in ihren unterschätzten »Ne-
benwerken« zu packen. So Defregger, Beinicke (!),
G. Max (als Landschafter!), Chase, G. Meier, J.
Adam, W. v. Lindenschmidt, Weißgerber, Eberz
(mit seiner besten Landschaft statt seinen proble-
matischen Figurenbildern). Wichtig wird ferner
das typische Problem sein, schon ganz frühe den
vielleicht Ungeschickten, aber Vertieften, vom nur
routinierten Könner abheben zu können, so etwa
den Unterschied zwischen dem gewichtigen Bild
Schrimpfs und Schulz-Matan zu empfinden. Im
gleichen Sinne wird man bei bestechenden Kön-
nern sich nur an echtere Kleinarbeit halten dürfen:
bei W. Heise an das aufgehängte Pflanzenstück,
keinesfalls aber an den könnerischen, aber hohlen
Stephanus.
Die herbste Lücke des Museums sind (freilich
schwer zu beschaffende) Arbeiten von Marc (späte),
Kandinsky, lvlee, Campendonc, kurzumdes»Blauen
Beiter«, welche Gruppe, einstens gerade vor den
Toren Münchens sich konstituierend, die einzige
»Münchner« Gruppe moderner Kunst war, die ge-
wisse Weltgeltung erlangte, ganz abgesehen davon,
daß sie, rein geschichtlich gesprochen, den Durch-
bruch der eigentlich modernen Malerei vorm
Krieg hier geleistet hat. Sie war vielleicht die
letzte eigentliche Blüte moderner Münchner Ma-
lerei. Boh
EINE NÜBNBEBGEB HOLBEIN-EBWEBBUNG
Vom Germanischen Museum in Nürnberg ist aus
dem Münchner Kunsthandel ein interessantes Por-
trät von der Hand Holbeins d. J. erworben wor-
den. Das reiebfarbene Bildnis, das in dem Grau-
braun des Kleides, dem Orange des Mantels und
dem Bot des Baretts seine koloristischen Haupt-
akzente hat, stellt die Halbfigur eines jungen Lu-
zerner Bürgers vor einer Architektur dar. Der Dar-
gestellte, der in einer Inschrift »Johannes Xylo
Tectio« genannt wird, spielt eine kleine Leier. Das
Gemälde ist iÖ20 in Luzern, wo sich llolbein nach
der Bückkehr von seiner Mailänder Fahrt auf hielt,
ehe er sich in Basel ansiedelte, gemacht worden, h
BEB LINE R AUSSTELLUNGEN
Le Fauconnier / v. Brockhusen / R. Gross-
mann / Jaeckel / Fritsch / »Deutsche Ma-
ler 1780 —18^0« / Akademie / Tessenow-
Möbel
Die der Galerie Thannhauser verdankte Wie-
derbegegnung mit Le Fauconnier erweitert
unseren gewöhnlichen Begriff von französischer
Gegenwartskunst insofern, als diese edle Dunkel-
malerei von breitschichtiger, tonschwerer Sprache
noch deutlicher als Derain Zusammenhänge mit

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