Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929
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Heft 12
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Griechisch, 5. Jahrh. v. Chr. Kopf eines Wagenlenkers
Nase restauriert Aus der Ausstellung in der Galerie Sambon, Paris
ermüdlichen Arbeit seines ganzen Lebens offen-
bart. Solche Ausstellung rollt viele Probleme auf:
So Courbets Beziehungen zu seiner Zeit und Um-
gebung, zum Impressionismus und zur Nachwelt,
über die wir eingehend noch in einem größeren
illustrierten Aufsatz sprechen werden.
Gleichzeitig hat die Manufacture des Gobelins
eine Ausstellung von Wandteppichen der Renais-
sance eröffnet. Sie umfaßt flämische, italienische
und französische Arbeiten und fängt mit der be-
rühmten Folge mit Darstellungen aus dem Leben
des hl. Julien im Dome von Le Mans an, wo
sich nun die ersten Anklänge der Renaissance
spüren lassen. Eine sehr bemerkenswerte Folge ist
diejenige des Hercules (Sammlung Larcade), in
welcher Menschen und Tiere, im üppigen Laub-
werk verstrickt, ein vollkommen dekoratives Ganzes
bilden. Die beiden Stücke nach OaGcIs Ver-
wandlungen, aus den Werkstätten von Ferrara,
zeigen eine ungemein feine und gefühlvolle Land-
schaft mit vorherrschendem Grün und Gelb. Von
Maximilians Jagden, die nur teilweise ver-
treten sind und früher vollständig mehrmals ge-
zeigt wurden, ist kaum zu sprechen, denn diese
Folge stellt einen der Gipfel in der Kunst der
Wandteppiche dar. Nie vielleicht wurde das Gleich-
gewicht zwischen Realismus und Dekoration so
meisterhaft gehalten. In der Allegorie der Con-
damnation deBancjuet (Lothringisches Museum
in Nancy) bleibt noch, im Geiste und in der Aus-
führung, Adel Mittelalterliches zu spüren und eben-
so in den Bauernszenen A^on Go mb and et Mace.
Im Gegensatz hierzu sind die beiden Stücke mit
Davids Geschichte (Sammlung Germain Selig-
mann) zu sorgfältig in der Zeichnung, so daß das
dekorative Moment fast verloren geht. Sehr gut
sind die Erzeugnisse der von Primaticcio gegrün-
deten Werkstätte in Fontainebleau vertreten. Es
ist gelungen, die vier Stücke mit Dianens Ge-
schichte, die von jeher im Schlosse Anet auf-
bewahrt sind, mit einem fünften Stück des Mu-
seums von Rouen zu vereinigen. Reichtum der
Gegenstände verbindet sich mit der Phantasie der
Ornamente. Schade, daß die Farben ziemlich ge-
litten haben. Glücklicherweise ist Joabs Tod in
einer großen Einrahmung im Du Gerceaus Stile,
noch sehr frisch.
In der Galerie Sambon, dessen Leiter immer nur
Weniges aber Erstklassiges zeigen will, wurden
unter dem weitläufigen Titel »Idealisierte Köpfe«,
28 Skulpturen von der ägyptischen Kunst bis zur
Renaissance gezeigt. Einige dieser Köpfe sind her-
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