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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 12
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0391

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El Greco Heiliger Franziskus
Aus der Ausstellung der Galerie Hans Bammann, Düsseldorf

Bayerische Nationalmuseum verwahrt. Dann folgt
der ältere Dorner und Wilhelm von Kobell, dessen
Bildnis Joseph von Schilchers erstaunliche Kraft
ausstrahlt. Auch das Familienbildnis Joseph Hau-
bers ist hier mit Nachdruck zu erwähnen. Sollte,
wie von den Veranstaltern der Ausstellung an-
gestrebt wird, diese Schau befruchtend auf die
heutige Bildnismalerei wirken, dann könnte man
sich sehr wohl vorstellen, daß gerade von dem
Ilauberschen Familienbild tiefgehende Anregungen
für eine neue Fassung solcher Aufgaben ausgehen
würden. Dieser zeitlich frühesten Gruppe der
Münchner Bildnisse folgt dann, von wenigen
Bindegliedern abgesehen, sehr rasch jene klassische
Periode der Münchner Malerei, die von den Na-
men Thoma, Leibi, Trübner umgrenzt wird. Diese
Künstler kommen in einer reichen und doch er-
lesenen Auswahl ausdrucksvoll zu Wort. Leibis
Apellrat Stenglein, Thomas Bildnis der Mutter des
Malers Scholderer, Trübners Kapellmeister Gungl
sind Höhepunkte der Ausstellung und gleichzeitig
Höhepunkte der Münchner Malerei des ig. Jahr-
hunderts. Feuerbach und Böcklin, dieser mit dem
schönen Selbstbildnis mit fidelndem Tod aus der
Berliner Nationalgalerie schließen sich hier an,
dann Ernst Zimmermann, Alt, Defregger, Piglhein,
Uhde. Kaulbach wirkt in dieser Umgebung nicht
sonderlich glücklich, von den fünf Bildern Len-
bachs ist das Porträt des Malers Eduard Schleich
eine sehr ansehnliche Leistung. Wir kommen zu

Uhde, dessen Baron Wolf am prächtigsten zur
Geltung kommt, zu Samberger mit dem erstaun-
lichen Jugendbildnis Franz von Stucks, zu Albert
von Keller. Stuck seihst ist durch das Bildnis des
Generalmusikdirektors Levi repräsentiert, Fritz
Erler durch ein frühes Bild von Richard Strauß.
Ein früher Gorinth, das anmutige Jugendbildnis
der Gattin Max Halbes, verdient besondere Be-
achtung. Über Slevogt geht dann die Entwicklungs-
linie zu dem unvergeßlichen Albert Weisgerber.
Sein Bildnis Max Halbes steht in der Mitte seiner
malerischen Entwicklung, es hat die irdische, die
körperhafte Schwere der Arbeiten seiner Frühzeit
und zeigt dabei schon die unwirklichen, perl-
mutternen Töne seiner letzten Periode. Mit diesem
Bild aus den letzten Jahren vor dem Weltkrieg
schließt die zeitliche Linie der Ausstellung nach
oben hin ab. Man ist versucht, zu überlegen, wie
das Bild dieser Ausstellung sich entwickelt hätte,
wenn sie bis zum heutigen Tage herauf fort-
geführt worden wäre. Nach der problematischen
Seite hätte sie dadurch sicher gewonnen, aber so,
mit dem Abschluß um das Jahr igio, ist der
Eindruck harmonischer.
Eine lange Reihe von bayrischen und deutschen
Museen, Privatgalerien und Privatsammlern haben
zu dieser Bildnis-Ausstellung Werke ausgeliehen
und damit das Zustandekommen dieses Ü berblicks
ermöglicht. Des Interesses weiter Kreise können
diese drei Säle innerhalb der Glaspalast-Ausstellung
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