Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929
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Heft 13
DOI article:Scharf, Alfred: Alte Malerei aus rheinisch-westfälischem Privatbesitz: die Jubiläumsausstellung des Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen in Düsseldorf
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Grünewald Kreuzigung
des Kunstvereins, mit sicherem Geschmack und umfassender Sachkenntnis getroffen.
Der Katalog verzeichnet nicht mehr als etwa 70 Gemälde und 20 Handzeichnungen;,
darunter zahlreiche Werke ersten Ranges.
*
Wie schon in früheren Ausstellungen wurde der altniederländischen und altdeutschen
Malerei des 15. und 16. Jahrhunderts der meiste Raum zugesprochen. Sie nehmen den
großen Oberlichtsaal und ein dahinterliegendes kleines Kabinett, das besonders geglückt
ist, ein. Mittelpunkt dieses Kabinettes und wohl auch der Ausstellung ist die kleine
Kreuzigung des Matthias Grünewald. Das leider nicht ohne Schäden erhaltene Bild,
eine Vorarbeit zur Karlsruher Kreuzigung, ist seit seiner Entdeckung durch den Land-
rat Schöne in westdeutschem Privatbesitz mehrfach besprochen und erst kürzlich in
Berlin ausgestellt worden. Es gibt wohl heute keine Zweifel mehr, daß es sich um das
bisher verschollene Gemälde handelt, das Sandrart beim Herzog Maximilian I. von
Bayern gesehen und beschrieben hat. Auf Veranlassung des jetzigen Besitzers ge-
reinigt, verrät das »klein Crucifix« koloristische Wirkungen, die dem Isenheimer Altar
kaum nachstehen.
Um bei der deutschen Malerei zu bleiben, so ist es naturgemäß, daß die rheinische
Kunst mit einigen ausgezeichneten Arbeiten vertreten ist. Ein gut Teil tragen hierzu
die Neuerwerbungen rheinischer Sammler aus der Sammlung des Fürsten von Hohen-
zollern-Sigmaringen bei. Dieser Provenienz entstammt das früheste Bild der Aus-
stellung, ein kölnisches Triptychon vom Anfang des 14. Jahrhunderts mit der Dar-
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