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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

DOI issue:
Heft 13
DOI article:
Colin, Paul; Wouters, Rik [Honoree]: Rik Wouters
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0410

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Rik Wouters Erziehung. 1915
Museum in Antwerpen

Entwicklung zur inneren Befreiung, die Freiheit zur Konzeption, Linie und Farbe, und
er macht in einem Jahr den Weg, zu dem andere Maler zehn Jahre brauchen. Nicht
auszudenken, was das Leben einem so leidenschaftlichen Künstler noch beschert hätte,
der bestimmt nicht beim Impressionismus haltgemacht hätte, sondern zu Grenzen
vorgestoßen wäre, die er in dem Moment berührte, als der Tod ihn wegnahm, und
die ihn auf einen völlig neuen Weg gebracht hätten.
Ich nannte das Wort: Impressionismus. Es trifft bei Wouters nur bedingt zu, und
es ist nicht richtig, wie alle Formulierungen und Kategorien selten ganz zutreffen.
Und schließlich, von welchem Impressionismus soll man reden? \ on dem eines Manet
oder eines Renoir, oder gar eines Matisse? Und wie soll man diesen Impressionismus
mit dem Schatten von Cezanne zusammenbringen, den man auf mehreren Gemälden
des Künstlers zu entdecken glaubt? Alles ist wahr, und auch alle diese Widersprüche
sind es. Aber eine Formel bleibt gehässig, einerlei, ob sie vor der Schöpfung hergeht
oder, wie bei Wouters, durch Kritik entsteht.
Rik Wouters hat ein Drama durchlebt: Jenen Konflikt seiner rapiden Technik mit dem
Ehrgeiz des Konstrukteurs. Aber das sind große Worte, derentwegen er sich beklagt
haben würde. Trotzdem erklären sie einiges, sie umschreiben sozusagen seine künst-
lerische Laufbahn; als Bildhauer war er zuerst von den Formen und den Volumen der
Dinge besessen, aber dann hat er die Bildhauer im Stich gelassen, um der Langsam-
keit des Handwerkes zu entfliehen. Er wünschte eine intimere Bindung zwischen dem
Werk und dem Modell, eine Art biegsameren und schnelleren Ausdrucks. Die färben
hatten sich seiner bemächtigt, sobald er an dem Werk eines James Ensor ihre Beredt-
samkeit begriffen. Damals hatte er Mecheln noch nie verlassen. Er weiß nichts von den
Werken der Franzosen. Man erzählt ihm von Renoir, von van Gogh, von Cezanne, gibt
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