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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 13
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0422

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Sammlung, die durch Stücke aus dem Besitz des
Museums und Leihgaben aus Privatbesitz ergänzt
sind. Madonnen, Heilige, Vesperbilder und Reli-
quienbüsten aus der Kölner Schule, vom Ober-,
Mittel- und Niederrhein, aus Franken und Schwa-
ben, Oberbayern und den Niederlanden sind in
zwei großen Sälen aufgestellt. Das älteste Werk
der Ausstellung, eine Leihgabe, ist eine Marien-
klage (Vesperbild) vom Oberrhein, um i33o bis
i34o, in seiner stillen Versunkenheit an das Ves-


Schwäbisch, 1490—1500 Muttergottes
Lindenholz
Ausstellung gotischer Plastik und kunstgewerblicher
Gegenstände im Städtischen Museum zu Düsseldorf

perbild in der Veste Coburg, aus derselben Zeit,
erinnernd. Das Museum zeigt aus seinem Besitz
eine zweite Marienklage vom Oberrhein, um i5oo
bis i5io, die der Richtung des Nikolaus Gerhaert
und des Nikolaus von Hagenau nahesteht. Aus der
Sigmaringer Sammlung sind die schönsten Werke
wohl eine Oberschwäbische Muttergottes, um i5oo,
und eine Madonna, um 1 4go—i5oo, die im Kata-
log als schwäbisch bezeichnet ist, aber Gregor Er-
härt und dem Meister des Blaubeurer Hochaltares
sehr nahesteht. Bemerkenswert ist auch eine mit-
telrheinische Madonna, um i38o—i4oo, aus Ober-
wesel, die durch ihren Ernst und ihre Stille sich
stark von der rheinischen Fröhlichkeit ihrer Zeit
unterscheidet. Ein heiliger Stephanus, um i5oo,
im Katalog schwäbisch bezeichnet, zeigt doch stär-
kere Beziehung zu Tirol, wie schon früher richtig
vermutet wurde. Unter den Leihgaben steht die
schönste Plastik der Ausstellung, eine Muttergottes
aus dem Alpenland (Salzburg), um i4oo, die in
die Reihe der »Schönen Madonnen« gehört, deren
Heimat in Südböhmen ist, und die verwandt sind
mit den Madonnen der südböhmischen Maler-
schule. Zuletzt befand sich die Figur in einem
venezianischen Kloster. Künstlerisch bedeutend
ist auch eine Apostelfigur, um i35o, die dem
Meister der Figuren des Kölner Domchores sehr
nahesteht. Der »Mailänder Madonna« im Kölner
Dom verwandt ist eine Muttergottes, um i36o, die
auch zu den Leihgaben gehört. Erwähnt sei noch
eine Id. Katharina aus dem Umkreis des Veit Stoß,
um i5oo, deren Bestimmung sich an die Zuschrei-
bung, die Julius Baum für eine eng verwandte Fi-
gur der Sammlung Schnell in Ravensburg getrof-
fen hat, anschließt (Cicerone, XI, S.33i). Sie soll
vom Kaiserstuhl bei Breisach stammen. Ein hl.
Dionysius, um i52Ö, aus der Schule des Hans
Backofen, ist bereits auf der Ausstellung »Reli-
giöse Kunst aus Hessen und Nassau«, Marburg 1928,
gezeigt worden. Die Sigmaringer Sammlung ent-
hält auch einige interessante kunstgewerbliche Ar-
beiten: ein kleines Schmuckkästchen, um i35o,
mit kleinen Rosetten und Wappen der Grafengc-
schlechter Cleve, Geldern, Mecheln in Gruben-
schmelz und Metallbeschlägen, das aus dem Besitz
einer Gräfin von Geldern stammen soll, und eine
spanisch-maurische Schüssel, um iöoo, aus Majo-
lika mit Lüsterbemalung. Die Ausstellung dauert
bis zum 31. Juli 192g. lila Budde
FRANKFURT a. M.
Trittler: Ein bis zum Krieg in Japan lebender
Autodidakt H. Luthmann, heute in Worpswede,
hat fast Mimikry begangen, wie es sonst Japaner
in Frankreich zu tun pflegen, ln seinen Radierun-
gen, namentlich in seinen Landschaften, lebt die
Natur des Ostens, wie sie uns aus japanischen und
chinesischen Holzschnitten bekannt ist, anziehend
in ihrer üppigen Exotik und ihrem Stilausdruck.
S. Schw.
 
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