Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929
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Heft 13
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Spanisch-maurisch Große Schüssel. Metall-Lüster
um 1510 und blaue Ranken
Ausstellung gotischer Plastik und kunstgewerblicher Gegenstände im Städtischen Museum zu Düsseldorf
KIEL
Nordische Malerei und Plastik
Anläßlich der nordisch-deutschen Woche in Kiel
ist als Mittelpunkt der künstlerischen Darbietun-
gen in den Räumen des schleswig-holsteinisichen
Kunstvereins eine umfangreiche Schau von nordi-
scher Malerei und Plastik der letzten fünfzig Jahre
eröffnet worden. Nachdem im vorigen Jahr eine
Sonderausstellung moderner isländischer Kunst
vorausgegangen war, geben jetzt Dänemark, Finn-
land, Norwegen und Schweden an Hand von Wer-
ken aus öffentlichem und privatem Besitz einen
Querschnitt durch ihre Entwicklung zur Moderne.
Neben weltbekannten Meistern wie Josephson, Chri-
stian Krohg, Liljefors, Munch, Werenskiöld, Zorn,
findet man die Vertreter guter handwerklicher,
manchmal sogar raffinierter Technik bei der älte-
ren Generation (den Dänen Kray er, den Finnen
Gallen-Kallela). Die Formfestigkeit der jüngsten
Zeit haben gelegentlich die Finnen entwickelt (01-
lila), während die Schweden auf geschmackvoll zu-
rückhaltende Art einerseits den französischen Im-
pressionismus aufnahmen (von älteren Künstlern
Skänbcrg, von jüngeren Prinz Eugen), andererseits
em reiches Programm erzählerischer Motive flä-
chig zu bewältigen suchen (als älterer Larsson, von
jüngsten Dardel und Jolin). Daneben gibt es eine
Reihe phantastisch-dekorativer Talente, unter denen
der 1927 verstorbene Leander Engström hervor-
ragt. Norwegen hat neben Munch und Chr. Krohg
auch sonst Beachtliches zu zeigen, so den farbig
überaus geistreichen jüngeren Krohg, der aller-
dings zu drei viertel Pariser geworden ist, Astrup,
Lund, Rolfsen, letzterer Munch nahestehend. —-
Aus Dänemark seien Skovgaards Kartons zu Fres-
ken in der Kirche von Viborg erwähnt, strenge,
ernste Arbeit in frührenaissancistisch gefärbtem
Nazarenerstil.
Lhrter der zahlenmäßig geringer vertretenen Pia-
stik vermittelt neben zwei Originalwerken von Mil-
les der Gipsabguß der monumentalen Mittelgruppe
seines Folkunga-Brunnens in Linköping einen ganz
großen Eindruck, bezeichnenderweise durch den
malerischen Richtungsreichtum der Komposition
von Reiter und Pferd und der sehr differenziert
behandelten Oberfläche. A. Liebreich.
MÜNCHEN
Das Graphische Kabinett G.m.b.II. zeigt persi-
sche und indische Miniaturen. Kleine, aber
köstliche Auswahl aus den Sammlungen von Otto
Böhler, Dr. Goldmann, E. von Kahler, Piloty, Pree-
torius, der die Ausstellung zusammenbrachte, und
von Veit. Gegen hundert Arbeiten, vom iS. bis 18.
Jahrhundert reichend. Subtile Dinge, jenseits blo-
ßen Sammlereifers von heutigem Gesamtinteresse.
Denn es geht eine Standpunktverschiebung vor .sich,
wenn auch erst von der Avantgarde beachtet: diese
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