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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 14
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Du Colombier, Pierre: Griechisch-buddhistische Plastik im Museum Guimet
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0436

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Blumen tragender Genius Paris, Musee Guimet
kantig, der Mund geschwollen und lebendig lächelnd. Bei andern erinnern nur die wellen-
förmigenHaare an die westliche Kunst. Solche Reihen sind aber nicht neu: sie entsprechen
vollkommen denjenigen, die Sir John Marshall in dem nahen Taxila gefunden hat.
Das Neue und Eigentümliche an Haddah ist eine Plastik ganz entgegengesetzten Cha-
rakters. Sie ist stark naturalistisch, bewegt, tief modelliert, auf die Verschiedenheit der
ethnischen Typen gegründet. Museumsdirektor Hackin, der eine schöne Zusammen-
fassung dieser Ergebnisse in der Revue des Arts Asiatiques (5. Jahrg., Heft 2) gegeben hat,
vergleicht sie zutreffend mit der westlichen Kunst des Mittelalters. Es ist dieselbe
Freiheit, dieselbe Frische, dieselbe Jugend der Auffassung. Diese Barbaren gallischen
Typus, diese mongolischen Mönche, diese bösen Geister sind mit den Bauern mit den
Teufeln unserer Dome merkwürdig verwandt. Verzweifelt und schlangenartig krümmt
sich ein Genius, der in einen langen Kapuzenmantel gehüllt ist. Das hat weder mit
den antiken noch mit der buddhistischen Kunst zu tun.
Obwohl die Trennung dieser verschiedenen Richtungen eine ziemlich scharfe ist, scheint
es, als ob in seltenen Werken der Versuch einer Synthese spürbar sei, etwa in einem
schönen Belief, auf welchem der Knecht Chandaka dem sich zum Scheiden vorberei-
tenden Bodhisattva den Helm anbietet: der Knecht gehört ganz dem barbarischen oder
volkstümlichen, der nackte Oberkörper des Bodhisattva dem klassischen, endlich das
Gesicht seiner liegenden Frau Gopa schon dem buddhistischen Typus an.
Es sei noch hinzugefügt, daß diese unschätzbaren Dokumente in den »Memoires de
la Delegation archeologique francaise en Afghanistan« veröffentlicht werden.
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