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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 14
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Wolfradt, Willi: Lautrec, der Mensch und das Werk
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0438

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H. de Toulouse-Lautrec Der dicke Stammgast und das bleich-
süchtige Kassenfräulein, ÖL 1898

Leistungen die geistige, das Organon eigentümlicher Ausdrucksgelialte, nahezu ver-
schwindet. Es soll gar nicht geleugnet werden, daß Zusammenhänge bestehen zwischen
den Lebensumständen und dem Werk eines Künstlers, -— wenn schon zu bedenken ist,
wieviel häufiger noch die menschlichen Tatsachen ohne Spur bleiben im Schaffen und
sogar im Widerspruch scheinen zu seinem Gepräge, so daß oftmals eine Antibiographie
angebracht wäre, welche dieser Beziehungslosigkeit im einzelnen nachginge. Auch
soll keineswegs in Abrede gestellt werden, daß die nachschreitende und miterlebende
Beschäftigung mit dem Dasein eines wesenhaften Menschen stets ihren Lohn in sich
trägt. Es ist sicherlich nichts Geringeres, sich in ein Leben zu vertiefen und es auf-
zuzeichnen, als die Beschaffenheit von künstlerischen Gebilden zu erkennen und zu
deuten, —- aber es ist etwas völlig Anderes. Und die Vermischung hat ihre Gefahren.
Es gibt nun allerdings Fälle, in denen die Betrachtung des Werkes kaum umhin kann,
zugleich den Menschen dahinter ins Auge zu fassen, und zwar nicht etwa nur als Autor
und künstlerischen Charakter, sondern gerade als ein Stück Erdendasein mit schlimmen
und glücklichen Schickungen, persönlichen Gepflogenheiten und krausen Intimitäten.
Wo nämlich das Werk großenteils Aufzeichnung von Erlebtem und Glossierung einer
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