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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 14
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0446

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Moretto Die mystische Vermählung der hl. Katharina
Aus der Alte Meister-Ausstellung bei P. und D. Colnagbi & Co., London

erbt, — wo ist sie bei den Kindern weitaus der
meisten Künstler denn geblieben? Auch dürfte
das Talent weder so spezifisch, noch überhaupt
die cn I scheidende Voraussetzung der schöpferischen
Leistung sein. Kurzum, es fehlt dem naheliegen-
den Begriff des ererbten Talents die rechte Deckung.
Was nun hier an Belegfällen erscheint, ist kaum
geeignet, ihn zu erhärten. Ja, Hitzberger junior
gleicht in seinen Holzplastiken ganz dem Vater, ohne
daß es gleich Talent sein muß, Avas da geerbt
wurde. Dem Hans Kraus, sicher hier der Begab-
testen einer, hat offenbar ein entfernter Verwandter
namens Hofer Einiges vermacht. Andere Väter
scheinen ihren Sprößling auf Pflichtteil gesetzt zu
haben, und das ist nicht immer sehr viel. Bei Frau
Annot, deren Begabung außer Zweifel steht, wird
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kein Geringerer als Menzel (!) verantwortlich ge-
macht, dessen Großnichte (!) sie ist. Was soll voll-
ends die Tochter des Physikers Einstein hier mit
ihren kitschigen Wachspüppchen? Ulfert Wilke,
der Sohn des Simplizissimuszeichners, wäre auf
seine graziösen Landschaften hin als Einziger in
diesem Kreise zu benennen, der alle Bedingungen
erfüllt. — Ein Wort noch zum Einführungsartikel
des Katalogs: man ist ja allerlei gewöhnt an ge-
dankenlosem Schwatz in solchen Gebrauchsan-
weisungen,— aber das hier von H. J. Jaretzki ver-
zapfte Gestammel, dessen unfreiwillige Humore
durch grammatische Liederlichkeiten etwas reich-
lich gewürzt sind, hätte man denn doch nicht
drucken und zur Diskreditierung des Kunstbetriebs
veröffentlichen dürfen. Wolfradt
 
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