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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 15
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0471

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Jan van Heyden Ansicht einer Gracht
Ausstellung alter Kunst im Amsterdamer Rijksmuseum / Bes.: D. A. Hoogendijk & Co., Amsterdam

gebaut werden«. Nach dem über ein Jahr dauernden
Satyrspiel, das um diese Ausquartierung der Galerie
durch Parlament und Regierung veranstaltet wurde,
kommt dieser Schluß etwas allzu harmlos. Das
soll unser Erstaunen über derlei Kunstpolitik nicht
abschwächen. 0. S.
DIE »MODERNE GALERIE« IM BELVEDERE
Nach einem Zeitraum von ungefähr zehn Jahren,
da die Ausgestaltung der österreichischen Staats-
Galerie im Belvedere in Angriff genommen wurde,
ist am 6. Juni als drittes der solcherart vereinig-
ten Museen (nach der Errichtung des »Barock-Mu-
seums« und der »Galerie des 19. Jahrhunderts«) in
der einstigen Orangerie des Belvedere die »Mo-
derne Galerie« eröffnet worden. Wie das ganze
bisher geleistete Werk vor allem das Verdienst
des Leiters der Staats-Galerie, Jlofrat F.M.Ilaber-
ditzl, dem seine Assistenten Bruno Grimschitz
und Heinrich Schwarz mit verständnisvollem Ein-
gehen auf seine Absichten zur Seite standen.
Freilich ist das Museum ein noch im Werden be-
findliches Gebilde, in dessen Programm, das von
den großen Meistern des Spätimpressionismus aus-
geht, zwar die einzelnen Richtlinien deutlich zu-
tage treten, das aber noch nach mancher Seite hin
ausgebaut werden muß. Im Vordergründe steht,
wie nicht anders zu erwarten, die heimatliche
Kunst. So kommen die bedeutenderen Wiener
Künstlervereinigungen: »Künstlerhaus«, »Sezession«
und »Kunstschau« in geschlossener Aufstellung,

durch Hauptwerke ihrer namhaftesten Vertreter
zu Wort, von denen Klimt entsprechend seiner für
die österreichische, im besonderen die Wiener
Kunst grundlegenden Bedeutung ein eigener Saal
eingeräumt worden ist. Unnötig zu bemerken, daß
Schiele und Kokoschka mit repräsentativen Wer-
ken vertreten sind. Überraschend Böckel, von dem
eine Landschaft und ein Bildnis ausgestellt sind,
deren Qualität angesichts des vielen Unzulängli-
chen, das man in den letzten Jahren von ihm zu
sehen bekam, geradezu verblüfft und die nichts
besser erweist, als der Umstand, daß sich die bei-
den Bilder neben denen von Corinth und Lieber-
mann behaupten. Die Kunst des Auslandes, von
der einzig der deutsche Spätimpressionismus wirk-
sam herausgearbeitet ist, dient mehr als Rahmen,
die Parallelität der Erscheinungen und die Ein-
flußnahme fremder Kunst auf die Kunst Öster-
reichs aufzuzeigen.
Draußen im Garten vor der Orangerie sind mo-
derne Plastiken, Werke von Rodin, Meunier, Mail-
lol, Renoir, Hanak. Gaul. Sturdza u. a. wirkungs-
voll zur Aufstellung gebracht. -—•
*
Eine eingehende Würdigung der Modernen Gale-
rie, zu deren Eröffnung diese Zeilen geschrieben
wurden, wird in einem der nächsten Hefte aus
der Feder von Bruno Grimschitz folgen, der als
der langjährige Mitarbeiter M. Ilaberditzls besonders
berufen ist, zu diesem Thema das Wort zu neh-
men. P.-N.

3-2 Der Cicerone, Jahrg. XXI, Heft i {

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