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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 16
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Biermann, Georg: Der Maler Hans Meid
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0498

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bloße Kopien der Natur zu sein. Im Gegenteil, der feinste Reiz dieser Dinge ist eben
die persönliche Note, die bei aller Feinheit der Malerei an sich, durchaus konstruktiv
ist. Diese Straßenfronten, Häuserecken und Winkel sind zwar zunächst in der Wirk-
lichkeit gesehen, dann aber vom Künstler »hingestellt« worden und der Maler hat
ihnen dabei gleichzeitig jenes Etwas vermittelt, das eben — auch rein farbig — als
Eigennote nur diesen Dingen anhaftet. Obwohl es vielleicht der Maler selbst leugnen
möchte, bestreite ich mit Nachdruck, daß Meid in diesen Bildern nur die Natur kopiert
habe. Er hat sie zu kopieren geglaubt, ohne zu merken, wie stark und restlos eigen er
vorher den Eindruck innerlich verarbeiten konnte; denn sonst wären diese Ausschnitte
konstruktiv nicht so von innen her organisiert und malerisch voll des besonderen Zau-
bers, der oft entfernt wie Romantik anmutet, die auch das Profane in die Sphäre des
Bedeutenden zu transponieren verstand, ja das Theater selbst in der Wirklichkeit suchte,
um die Wirklichkeit theatralisch zu verklären. Die gewollte Sachlichkeit dieser Meid-
schen Bilder kann trotz allem nicht über den tieferen schöpferischen Sinn ihrer Realität
hinwegtäuschen, der dem Beschauer viel mehr als die bloße Kopie der Natur vermittelt.


Hans Meid

Porta di S. Andrea, Genua. 1928
 
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