Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0502
DOI issue:
Heft 16
DOI article:Rundschau
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Chr. He ss
Juryfreie Ausstellung, München
Am Strand
von Chr. Hess (auf Abbildung nichts von der Farb-
gebung spürbar) und mondäner Herr von Scharl.
— Im Graphischen Kabinett (Briennerstraße)
Übersicht über Westermayrs Produktion. Etwa
sieben Jahre Tätigkeit. Herber Kriegsverlust für
Bayern, denn nirgends die Münchner Gefahr des
Dekorativen spürbar. Ernster menschlicher Gehalt
in allen guten Arbeiten. — Inzwischen an gleicher
Stelle »Französische Graphik von Ingres bis Picas-
so«. Eine sehr persönlich zusammengebrachte Schau,
köstliche Stücke enthaltend. — Bei Gaspari erste
große Gesamtschau der Malereien von Karl Zerbe.
Gekonnte fertige Eindrücke, geschmackvolle Farb-
skala, durch genaue Kaumzeichnung der »Neusach-
lichen« hindurchgegangen, neuerdings wieder et-
was aufgelockert. Liebenswerter Landschafter des
deutschen und europäischen Südens. Ungleich inso-
fern, als einige Arbeiten noch im fertig Schönheit-
liehen hängen bleiben, sodaß also vor gesichertem
Rezept zu warnen wäre. Roh
MÜNCHEN
Unter der Bezeichnung »Ingres bis Picasso« ver-
anstaltet das unter Leitung von Günther Franke
stehende graphische Kabinett J. B. Neumann eine
Ausstellung französischer Graphik, die im wesent-
lichen dort aufhört, wo die diesjährige Berliner
Ausstellung zeitgenössischer französischer Graphik
begann. Besonders stark vertreten ist die französi-
sche Graphik des 19. Jahrhunderts. Der Weg führt
von der Odaliske Ingres, zahlreichen Blätter Dela-
croix (Faust-Zyklus, Hamlet-Zyklus, Götz-Illustra-
tionen, Löwen- und Pferdeblätter), Landschaften
Corots und Daubignys, Lithographien Daumiers
(darunter zwei sehr seltene politische Karikaturen)
zu den heute sehr gesuchten graphischen Arbeiten
der Impressionisten. Einige Zeichnungen von De-
gas (eine Ballettstudie und ein Frauenakt), Ce-
zanne- (zwei liegende Akte und eine Studie zu den
Badenden) und van Gogh (Kopfskizze eines Drosch-
kenkutschers) verdienen besondere Erwähnung,
ebenso die große Lithographie mit dein Prozeß
Lebaudy von Toulouse-Lautrec im ersten Zustand.
Von den Lebenden gewinnen vor allem Picasso,
Matisse und Derain Gestalt. h
LONDON
Knoedler & Co. / St. George’s Gallerys /
Arthur Tooth & Sons / Goupil Gallery
Bei Knoedler & Co. ist ein vierteiliger, sehr
großer Wandschirm »Kirschenblüten mit Kimono
und Obi« zu sehen, ein Werk von Stewart Car-
stairs. Auf dem höchst dekorativen Wandschirm
ist ein Picknick unter Kirschbäumen in vollster
Blüte, das die Einwohner von Tokio im 18. Jahr-
hundert im Frühling einzunehmen pflegten, dar-
gestellt. Carstairs macht auf die Zartheit der Far-
ben von Kirschblüten und Kimonos durch sein
Werk aufmerksam.
In der St. Georges-Galerie ist augenblicklich
eine Ausstellung von Tierplastiken des französischen
Bildhauers Frangois Pompon zu sehen. Pompons
Hauptinteresse ist das Tier in Bewegung, mehr
als die tierische F orm, die er auf die Darstellung
47 2
Juryfreie Ausstellung, München
Am Strand
von Chr. Hess (auf Abbildung nichts von der Farb-
gebung spürbar) und mondäner Herr von Scharl.
— Im Graphischen Kabinett (Briennerstraße)
Übersicht über Westermayrs Produktion. Etwa
sieben Jahre Tätigkeit. Herber Kriegsverlust für
Bayern, denn nirgends die Münchner Gefahr des
Dekorativen spürbar. Ernster menschlicher Gehalt
in allen guten Arbeiten. — Inzwischen an gleicher
Stelle »Französische Graphik von Ingres bis Picas-
so«. Eine sehr persönlich zusammengebrachte Schau,
köstliche Stücke enthaltend. — Bei Gaspari erste
große Gesamtschau der Malereien von Karl Zerbe.
Gekonnte fertige Eindrücke, geschmackvolle Farb-
skala, durch genaue Kaumzeichnung der »Neusach-
lichen« hindurchgegangen, neuerdings wieder et-
was aufgelockert. Liebenswerter Landschafter des
deutschen und europäischen Südens. Ungleich inso-
fern, als einige Arbeiten noch im fertig Schönheit-
liehen hängen bleiben, sodaß also vor gesichertem
Rezept zu warnen wäre. Roh
MÜNCHEN
Unter der Bezeichnung »Ingres bis Picasso« ver-
anstaltet das unter Leitung von Günther Franke
stehende graphische Kabinett J. B. Neumann eine
Ausstellung französischer Graphik, die im wesent-
lichen dort aufhört, wo die diesjährige Berliner
Ausstellung zeitgenössischer französischer Graphik
begann. Besonders stark vertreten ist die französi-
sche Graphik des 19. Jahrhunderts. Der Weg führt
von der Odaliske Ingres, zahlreichen Blätter Dela-
croix (Faust-Zyklus, Hamlet-Zyklus, Götz-Illustra-
tionen, Löwen- und Pferdeblätter), Landschaften
Corots und Daubignys, Lithographien Daumiers
(darunter zwei sehr seltene politische Karikaturen)
zu den heute sehr gesuchten graphischen Arbeiten
der Impressionisten. Einige Zeichnungen von De-
gas (eine Ballettstudie und ein Frauenakt), Ce-
zanne- (zwei liegende Akte und eine Studie zu den
Badenden) und van Gogh (Kopfskizze eines Drosch-
kenkutschers) verdienen besondere Erwähnung,
ebenso die große Lithographie mit dein Prozeß
Lebaudy von Toulouse-Lautrec im ersten Zustand.
Von den Lebenden gewinnen vor allem Picasso,
Matisse und Derain Gestalt. h
LONDON
Knoedler & Co. / St. George’s Gallerys /
Arthur Tooth & Sons / Goupil Gallery
Bei Knoedler & Co. ist ein vierteiliger, sehr
großer Wandschirm »Kirschenblüten mit Kimono
und Obi« zu sehen, ein Werk von Stewart Car-
stairs. Auf dem höchst dekorativen Wandschirm
ist ein Picknick unter Kirschbäumen in vollster
Blüte, das die Einwohner von Tokio im 18. Jahr-
hundert im Frühling einzunehmen pflegten, dar-
gestellt. Carstairs macht auf die Zartheit der Far-
ben von Kirschblüten und Kimonos durch sein
Werk aufmerksam.
In der St. Georges-Galerie ist augenblicklich
eine Ausstellung von Tierplastiken des französischen
Bildhauers Frangois Pompon zu sehen. Pompons
Hauptinteresse ist das Tier in Bewegung, mehr
als die tierische F orm, die er auf die Darstellung
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