Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929
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Heft 16
DOI Artikel:Sammler und Markt
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Carl Hofer Mädchen mit Kopftuch
Art Institute, Detroit Mit Genehmigung der Galerie Flechtheim
hältlich schließt es sich würdig seinen Vorgängern
an. Sehr interessant der Beitrag Erwin Rosenthals
über Caspar, einen süddeutschen Formschneider
des i5. Jahrhunderts, instruktiv die Aufsätze Ivon-
rad Haeblers über die Wiegendrucke von Albi und
Ludwig Bertalots über die Briefsammlung des Gas-
parinus Barzizza. Alfred Stange bespricht die
obengenannte oberrheinische Pergamenthandschrif t
aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, die eine deut-
sche Prosabearbeitung der fünfzehn Zeichen des
Jüngsten Gerichts enthält. S.
DIE VILLA STUCK IN MÜNCHEN
Am 16. September wird das prachtvolle Heim des
im vorigen Jahre verstorbenen Münchener Malers
Franzvon Stuck, die Villa Stuck an der Äuße-
ren Prinzregentenstraße, versteigert. Die Verstei-
gerung erfolgt durch den Nachlaß Verwalter auf
Grund einer Vereinbarung zwischen den Beteilig-
ten über die Verwertung und Teilung des Nach-
lasses.
Man wird sich daran erinnern, daß kurz nach dem
Ableben Franz von Stucks durch die deutsche Presse
die Nachricht ging, daß das Stucksche Heim auf-
gelöst werden solle. Diese Nachricht wurde damals
sogleich durch den Schwiegersohn des Verstorbe-
nen, den Architekten Konsul Ileilnrann, demen-
tiert. Es wurde erklärt, daß Stuck seine einzige
Tochter, Frau Konsul Ileilmann-Stuck, als Uni-
versalerbin eingesetzt habe und daß Frau ITeilmann
die Villa selbst beziehen und das Vermächtnis ihres
Vaters in seinem Geiste und nach seinen Wünschen
erhalten werde.
Man muß es angesichts der hohen künstlerischen
Bedeutung dieses einzigartigen Besitzes bedauern,
daß er nun doch den Zufällen einer Versteigerung
unterworfen werden soll. Man mag über den Ma-
ler Stuck denken wie man will, niemand wird
leugnen können, daß er neben seiner Malerei, die
manchen Angriffen ausgesetzt war, die Plastik und
Architektur, die Dekorationskünste im höchsten
Sinne des Wortes mit einer vorbildlichen Meister-
schaft ausgeübt hat. Das von ihm selbst erbaute
und eingerichtete Haus ist denn auch ein getreues
Abbild seiner eminent dekorativen und kunstge-
werblichen Begabung. In der ganzen Villa ist nicht
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