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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 16
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0510

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Max Beckmann Stilleben mit liegenden Kerzen
Art Institute, Detroit Mit Genehmigung der Galerie Flechtheim

eine Wand, nicht eine Decke, nicht ein Möbelstück,
das er nicht selbst entworfen hätte. Er hat seine
Wohnräume im Sinne der von ihm über alles ge-
liebten antiken Kunst mit vornehmem Geschmack
eingerichtet, hat aus fremden Landen Schätze her-
geholt, um sie zu schmücken, hat selbst den Pinsel
ergriffen, um ihre Wände zu bemalen. Und trotz
der wahrhaft fürstlichen Pracht, mit der die Pie-
präsentatlonsräume ausgestattet sind, sind die Zim-
mer nicht etwa tot und kalt, sondern atmen die
warmherzige Sprache ihres Schöpfers.
München wird um eine Sehenswürdigkeit von Bang
ärmer werden, wenn es nicht gelingen sollte, die
Villa Stuck noch in letzter Minute in öffentlichen
Besitz zu bringen. Gleich nach Bekanntwerden des
Versteigerungstermins hat sich die Akademie der
bildenden Künste in einem Aufruf der Angelegen-
heit angenommen. Man hat den Vorschlag gemacht,
die Besitzung Stucks als Gästehaus der Stadt
'und des Staates einzurichten, um sie für alle Zei-
ten unverändert als Dokument einer Kunstperiode
Münchens zu erhalten, in der die Kunst ihre reprä-
sentative, ihre aristokratische Bolle noch unbehin-
dert von den sie jetzt bedrohenden schweren Zeiten
zur Schau tragen konnte. Bis jetzt hat sich ein
positiver Erfolg dieser Aktion noch nicht gezeigt,
es muß bei den heutigen wirtschaftlich ungün-
stigen Zeiten auch zweifelhaft bleiben, ob die Ver-
wirklichung eines solchen Plans durchzuführen ist.
.Andererseits besteht bei dem großen Interesse, das
die Villa Stuck lange Jahre bei den in München

weilenden Amerikanern gefunden hat, die Aus-
sicht, sie könnte mit amerikanischem Gelde als
Stiftung für kunststudierende Amerikaner einge-
richtet werden. Als dritte Möglichkeit ist die Aus-
sicht, daß der ganze Besitz gelegentlich der Ver-
steigerung geschlossen in die Hand eines der Erben
kommt, keineswegs von der Iiand zu weisen. Über
alle diese jetzt schwebenden Fragen wird erst der
16. September endgültige Antwort geben.
Hubert Wilm
DETBOIT
Das Art Institute in Detroit erwarb die hier abge-
bildeten Gemälde, ein »Stilleben mit liegenden
Kerzen« von Max Beckmann und ein »Mädchen mit
Kopftuch« von Carl Hofer. Es ist sehr erfreulich,
daß ein ausländisches Museum moderne deutsche
Kunstwerke kauft. Ein Beispiel, das hoffentlich
von anderer Seite bald nachgeahmt wird. li
EIN DENKMAL BABLACIIS AN DEB KIELEB
IIEILIGENGEIST-KIBCHE
Ein neues monumentales Werk von Ernst Barlach
ist jetzt vor der Ileiligengeist-Kirche in Kiel auf-
gestellt worden, eine Bronze, die auf dem Kloster-
kirchhof im Winkel zwischen zwei Strebepfeilern
steht. Es ist ein Engel mit erhobenem Schwerte,
der auf einem Wolf steht, und das strenge Bild-
werk trägt den Titel: Der Sieg des Geistigen über
das Irdische. Das großartige Bildwerk wurde aus
städtischen Mitteln erworben. B.

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