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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 17
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Grimschitz, Bruno: Die Moderne Galerie in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0514

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Edvard Munch Männer am Meer

Den Hauptteil der rund hundert ausgestellten Gemälde bilden Werke österreichischer
Maler. Beginnend mit Schöpfungen der Sezessionszeit, deren überragendster Indivi-
dualität Gustav Klimt ein Saal gewidmet ist, und Werken des retrospektiv gewendeten
Künstlerhauses — Beispielen der akademischen Kunst — ist das Schaffen der letzten
Generation zum erstenmal in seinen wesentlichsten Trägern überschaubar. Klimts
dekorativ gebundene Malerei steht am Beginn des Jahrhunderts. Bildnisse von schwe-
bendster Sensibilität der Erscheinung, Landschaften und Kompositionen sammeln sich,
in der Wirkung ihrer hellen, flimmernden Farbigkeit vereint, zu einer Raumdekoration
von persönlichster Physiognomie. Der achtundzwanzigjährig verstorbene Egon Schiele,
Schüler Klimts, befreit seine Malerei, die durch ein psychologisch faszinierendes Bildnis
seiner Gattin am reinsten vertreten ist, von den Fesseln der Stilisierung in die Fläche.
Er stirbt zu früh, um sich zu vollenden. Oskar Kokoschka weitet seine durch Klimt
bestimmten Anfänge rascher und überlegener in die Bezirke einer ganz persönlichen
Malerei von weitesten Perspektiven. Das außerordentliche Stilleben mit dem toten
Hammel vom Jahre 1910 und bedeutende Bildnisse charakterisieren die Frühzeit seines
Schaffens, das durch Werke der letzten Jahre reicher zu repräsentieren, die Aufgabe
der Ausgestaltung des österreichischen Materials bleibt. Anton Kolig, vor kurzem an
die Stuttgarter Akademie berufen, erscheint mit der kraftvollen Pathetik einer barock
beschwingten Malerei in einem großen Akt und in dem Bildnis seiner Familie. Franz
Wiegele, gegensätzlich angelegt, wirkt mit den großen Kompositionen: Akte im Walde
und Familienbildnis durch eine malerische Sachlichkeit, die ihre leidenschaftlich ge-
bändigte Ruhe aus einer heute einzigartigen Versenkung in die malerischen Werte des
Existenten emporhebt. In sonoren Akkorden, schwer und graziös zugleich, faßt Anton
Faistauer die farbigen Flächen seiner Bilder, in kühlen Klängen, von einer kultivierten
Beherrschung alles Technischen getragen, baut Robin Christian Andersen seine Land-

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