Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0524
DOI Heft:
Heft 17
DOI Artikel:Schottmüller, Frida: Bildwerke und Ausstattungsstücke der Sammlung Eduard Simon
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hypothetisch zusammenzustellen. Nur sein segmentförmiger, zugehöriger (?) Giebel mit
einem Löwenkopf ist derber gearbeitet. —- Als Beschluß und zu Anfang der wichtigsten
Steinarbeiten stehen ein Kamin mit flachem Cherubimfries aus Mittelitalien und ein
schlankes überaus schlichtes Portal des toskanischen Quattrocento, sein einziger Schmuck
sind ein schmaler Blattstab rundum und ein Greifenwappen zwischen flatternden Bändern
in Flachrelief am oberen Querbalken. Für frühe Entstehung spricht auch das Umknicken
des Karnies am Boden. Alan erzählt, daß Messel die glatten Steinbalken oftmals ge-
streichelt habe. Hielt er sie eines ganz großen Meisters würdig? Die Namen Pazzikapelle
und Bruneleschi treten unversehens auf die Lippen, aber solche Zuschreibung verbietet
das kräftig artikulierte Abschlußgesims, das aus gleichem Stein und gleicher Zeit zu
sein scheint. Verwandt ist daneben am ehesten ein kleines Portal nahe der Madonna del
Calcinaio in Cortona, das Venturi (a. a. O. S. 852) Francesco di Giorgio zuschreibt.
Reminiszenzen an Sakristeischränke in St. Lorenzo, die von Bruneleschi entworfen gelten,
finden sich an der kleinen Flügeltür mit Rosetten in Intarsiatechnik (Schottmüller a.
a. O., Abb. 52g). Nach 1500 ist die toskanische Tür mit breiten Strich-Intarsien ent-
standen- zwischen 1566 und 1 606 (näher wohl dem erstgenannten Datum) die prächtig
geschnitzte Flügeltür nüt dem Cesi-Wappen (Abb.). Ein älteres Mitglied des römischen
Geschlechts, dem mehrere Kardinäle entstammen, erbaute die von Rossi mit Skulp-
turen reich geschmückte Kapelle in
St. Maria della Pace, benachbart Raf-
faels Sybillen^ die berühmte Antiken-
Sammlung im Familienpalast, die
Pierdonato Cesi zusannnenbrachte,
hatUlisse Aldroandi in seinen »Statue
di Roma« (1558 S. 122 —158) ein-
gehend besprochen. Ja, er erwähnt
hier, eine seltene Ausnahme in dem
ganz auf Antike eingestellten Buche,
die feinen Nußholzschnitzereien im
Studio und andern Räumen ebenda.
Doch ist unsere Tür nicht mit dieser
Notiz in direkte Verbindung zu brin-
nen, da sie frühestens acht Jahre
nach der Edition der »Statue« ent-
standen ist. Man sieht nur, daß edle
Holzarbeit Familientradition und da-
mals Mode gewesen ist. Denn die
Inschrift in den Mittelfeldern der
Tür lautet ANG. CAESIUS. EPUS.
TÜDER., und der genannte Kirchen-
fürst ist erst 1566 Erzbischof vonTodi
geworden- seit 1554 war er päpst-
licher Advokat, später auch chierico
di Camera, ] 606 ist er gestorben
(Näheres über ihn bei Litta, Famiglie
Celebre ital. Bd. IV). Es müßte sich
noch ermitteln lassen, zu welchem
der von ihm gestifteten Bauten in
Todi oder Rom die schöne Tür ge-
hört hat. Er ist in S. Maria in Valli-
Giovanni da Bologna
Herkules und Antäus