Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

DOI issue:
Heft 17
DOI article:
Schottmüller, Frida: Bildwerke und Ausstattungsstücke der Sammlung Eduard Simon
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0527

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
venezianisches Rokoko, clas als Täfelung
mit bemaltem Gittermuster und vergol-
deter Rocaillensclmitzerei mit gemalten
Blumenstücken und geschliffenen Spiegeln
die Wände des großen Musikzimmers be-
deckte (Abb.). Ein passender Übergang
zum Speisesaal mit den Tiepolos.
Unter Textilien fallen nicht nur ihrer
Größe und guten Erhaltung wegen vier
Bildteppiche auf (Abb.). Unter den rah-
menden Leisten fand sich die Brüsseler
Marke und das Monogramm des Leo van
den Hecke. H. Goebel, der beste Kenner
dieses Gebiets, erkannte in den Darstel-
lungen Szenen aus der Abrahamsgeschichte
und wies nach, daß die Masse jenen
Abrahamsteppichen entsprechen, die Leo,
dem ältesten bekannten Meister der be-
rühmten Wirkerfamilie, bei der Plünde-
rung des Pant von Antwerpen 1575 'ge-
raubt worden sind.
Von den drei breiten Antependien ist das
eine aus genueser Sammet des 18. Jahr-
hunderts mit fein abgestimmtem Oliv und
Rot auf hellem Grund, das zweite läßt
auf ebensolchem Fond in wirkungsvoller
Barockstickerei blaue Blumenvasen unter
den mit Weinlaub umkränzten Arkaden
sehen, umschlossen vom wuchtigen Ran-
kenwerk in stark erhabenem Gold; der
dritte Altarbehang vom Ende des Quattro-
cento ist aus fünf Bahnen jenes spät-
mittelalterlichen Goldbrokats zusammen-
gesetzt, der das ehrwürdige Granatmuster in raffinierter Technik zu prunkhafter Aus-
deutung bringt. Dies Antependium von nicht weniger als 5,44 m Länge, besaß
einst als obere Begrenzung eine ebenso kunstvolle Stickerei mit achtzehn heiligen
Gestalten (Abb.). Masse, Technik, architektonische Umrahmung und Figurenstil stim-
men zusammen mit der berühmten Altarverzierung, die Papst Sixtus IV. der Mutter-
kirche seines Ordens S. Francesco in Assisi 1475 gestiftet hat. Der Entwurf jenes
Antependiums ist von A. Venturi und von Falke Antonio und Piero Pollaiuolo zu-
geschrieben worden, obwohl die gesicherten Stickereien nach den Zeichnungen der
beiden Brüder in der Florentiner Dom-Opera noch etwas scharfkantiger in der
Zeichnung und reicher im architektonischen Beiwerk sind. Doch sind andererseits
Zusammenhänge mit Pieros Bildern der Tugenden, heute in den Uffizien, nicht zu
übersehen. Dazu kommt, daß die besten Sticker der Florentiner Johannisscenen1
Coppino di Giovanni aus Mecheln und Paolo di Bartolomeo aus Verona auch für
Sixtus I\ . tätig waren und dieser2 vielerlei Prunkstickereien ausführen ließ. Zudem
1 Vgl. S. Schwabacher, Die Stickereien nach Entwürfen des A.P. . . . S. 22h:.
2 Vgl. Muentz, Les Arts ä la Cour des Papes III 1 S. 2Ö2ff.
495


Rom, nach 1566 Flügel mit dem Cesiwappen
 
Annotationen