Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0547
DOI Heft:
Heft 18
DOI Artikel:Paetow, Karl: Mittelalterliche Kunst aus Waldeck
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Mengeringhäuser Altar Linker Flügel. Außenseite
stark gefährdet ist. Der Rührigkeit des Museumsverbandes., der dank staatlicher Zu-
schüsse zu diesen Arbeiten in der Lage ist, muß die Erhaltung so bedeutender Denk-
mäler gedankt werden.
Eine weitere Überraschung bedeutet der Altar aus Mengeringhausen, ein Werk des
15. Jahrhunderts, der in seinem bedeutendsten Stück, dem linken Flügel, auf der ganzen
Ausstellung gezeigt wird. Er wurde vom Museumsverband erworben und vor dem
völligen Untergang bewahrt. Durch ungünstige Verhältnisse —- er stand jahrzehnte-
lang in einer feuchten Friedhofskapelle — ist er so sehr zerstört, daß die meisten Tafeln
nur noch wissenschaftliches Interesse erregen. Die Anordnung der einzelnen Passions-
szenen ist ähnlich wie auf den beiden oben genannten Altären, das heißt, die Mitteltafel
wird ganz von dem Kreuzigungsbilde mit » Gedränge« beherrscht, doch bleiben links
und rechts davon noch zwei kleinere Felder für weitere Szenen Vorbehalten, die über-
einander angeordnet sind (links Pilatus und Kreuztragung, rechts Kreuzabnahme und
\ orliölle). Diese finden ihre Ergänzung durch die Innenseiten der beiden Flügel, welche
je in vier Felder aufgeteilt sind (links Ölberg, Gefangennahme, Geißelung, Dornkrönung,
rechts Grablegung, Auferstehung, Himmelfahrt, Pfingstwunder). Die Außenflügel sind
mit großfigurigen Darstellungen geschmückt, die sich vor einer durchgehenden Gebirgs-
landschaft abspielen, welche oben in Bergkegeln und Architekturen ausklingt. Links
erscheint der hl. Georg zu Roß und erfüllt fast den ganzen Bildraum. Rechts davon
war eine Folterszene mit dem Rad dargestellt, wahrscheinlich, soweit die Reste dieser
fast völlig zerstörten Tafel noch erkennen lassen, das Martyrium der hl. Katharina.
Fine kniende, wohl weibliche Figur mit Heiligenschein, die Folterräder, zwei Pferde,
von denen das eine hellgraues Fell trägt und zwei Köpfe von Folterknechten, offen-
bar durch das Wunder vom Pvumpf getrennt, sind leidlich erkennbar. Von der Land-
schaftsdarstellung ist eine große Burg, links oben am Bildrand, noch sehr gut zu sehen,
außerdem werden noch einige dunkelgrüne Farbspuren von der Landschaft an ver-
schiedenen Stellen der Tafel sichtbar.
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