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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 18
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Nebelthau, Eberhard; Roessingh, Henry [Gefeierte Pers.]: Henry Roessingh
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0557

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geworden ist. Immer drücken sich seine Empfindungen am eindringlichsten in der
Farbe aus.
Paris wirkte nicht revolutionierend auf ihn, sondern bestätigte und befestigte seine
Versuche. Der alte Duret, der Freund der Impressionisten, derRoessingh noch empfing
und der sich für ihn interessierte, fragte ihn bei seinem ersten Besuche, wie wer malen
Sie denn? Eine erstaunliche Frage? Eine Frage, die sehr verständlich in Frankreich
klingt und bezeichnend für die Wertschätzung der Tradition in der Malerei ist. Roes-
singh malte zunächst zwar nicht »wie Delacroix«, aber er hat aus der Farbenglut des
Meisters und der dabei machtvoll beherrschten Komposition viel für seine Mittel ge-
lernt. Vielleicht ist es vor allem die Selbstzucht, die er zu lernen versuchte, sich den
Stoff unterzuordnen und Farbe und Form gleich stark harmonisch zu beherrschen.
Diesem Ziele kommt Roessingh in seinen letzten Fandschaften und Seestücken aus der
Normandie immer näher.
Die Malereien auf der »Bremen« sind nicht Roessinghs erstes dekoratives Werk, schon
einmal hat er vor ein paar Jahren in einem Bremer Privathause gemalt. Er hat eine
starke Neigung und Fiebe zur dekorativen Malerei, und die Art seines Talentes ist sehr
glücklich dazu bestimmt. Es überfallen ihn keine schweren Probleme angesichts der
nackten Wände. In naiver Malerfreude geht er ans Werk und erzählt von Dingen, die
er liebt, von spielenden Kindern und Frauen in einer Fandschaft, Tieren, Blumen und
Früchten, Dingen, die uns seit Menschengedenken erfreuen und immer wieder neu
erscheinen können. Und alle diese Bilder ordnet er mit einem bereits sehr sicheren
Gefühl für die Komposition großer Flächen und belebt sie mit dem eigenen Reiz seines
sehr harmonischen Kolorits. Nach den ersten hoffnungsvollen Anfängen begegnen
wir hier auf der »Bremen« in Roessingh einem Maler von vielseitiger, beweglicher
Begabung wieder, der die ersten Aufgaben schon mit sehr gereiftem Können und Ziel-
sicherheit gelöst hat und den man weitere Aufgaben wünschen möchte, durch die er
auf seinem Wege fortschreiten kann.

j


Paul Holz. Zeichnung
 
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