Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929
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Heft 18
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J. van Goyen Schloß am Wasser
Aus der Holländer-Ausstellung bei Gustav Gerstenberger, Chemnitz
fields. 2. Novecento Italiano. Nicht eben überwäl-
tigend. Kultivierte Ausgeglichenheit, häufig recht
leer, mitunter apart. Carra zum dürftigsten Re-
noir-Epigonen geworden. Casorati der geklärteste
Geschmack, Campigli der witzigste Buffo-Klassi-
zist. Profilierte Leute Funi, Mucchi und Sironi.
3. Junge Bauhausmaler. Spielerisches Experimen-
tieren, am fruchtbarsten vielleicht bei XandiScha-
winski, Jongleur mit Gebälken, Schatten, Trans-
parenzen, anmutig bei Lou Scheper-Berenkamp,
geistreich bei Fritz Winter. 4- Die Juryfreien
selbst. Hinten die Säle mit dem Konventionellsten,
mit dem Gepinsel, mit dem Duahnstesnicht. Da-
von soll uns noch ein zweites Mal extra auf ge tra-
gen werden. Unter den Malern der Vordersäle am
stärksten heraustretend Adler, Ivriegel, Schwarz.
Dann Freytag, Pudlich, Geigenberger, Bloch,
Champion, Ilerbig, Nußbaum, Kurt Becker, Scha-
moni. Ferner Eisendieck, Kutter, Schroeder-Wi-
borg, Heidenreich, manches von Räderscheidt,
Peter Janssen, Geßner. Gemalte Bildteppiche von
Peiner: Zirkus, Stierkampf, Polospieler, höchst
geschickt disponiert und elegant. Gewirkte Bild-
teppiche der Schütz-Wolff, konturenkühn, ganz
aus Fakturdifferenzen bestritten, bedeutend. Der
Görlitzer Stecher Wüsten mit entschiedensten
Blättern. 5. Die Plastik. Zum Teil in Sonderkojen,
oft bei den Bildwerken gleich Zeichnungen. Mäch-
tig die »Erde« von Gerhard Mareks, gewand-
schwere, niedersinnende Frauengestalt, schwebend
in Diesseitsmystik. Dann Karsch, Wissel, Wolff.
Gute Köpfe von TIaffenrichter, Haim-Wentscher,
den beiden Reiß-Schmidt. Ferner Lili Gräf, Non-
nenmacher, Strübe und der Scharff-Schüler Theu-
nert. — Sicher ist, daß mancher andere Name
noch mit gleichem Recht hätte hier aufgezählt
werden sollen. Talente, kaum durchzufinden. Wo-
hin das alles? Wolfradt
ALTE HOLLÄNDER BEI GERSTENBERGER IN
CHEMNITZ
Eine qualitätsreiche Sammlung alter Holländer,
sehr glücklich aus holländischem Privatbesitze er-
gänzt, ist zur Zeit bei Gerstenberger zu sehen. Hier
kommen auch wenig gekannte oder oft in Gale-
rien übersehene Meister zur Geltung durch die Be-
leuchtung ihrer Schulzusammenhänge.
So kann man die kühle, weltmännische Porträt-
kunst Terborchs in ihrer ganzen Auswirkung und
zugleich Berührung mit Pieter de Hooch in den
Netscher, Ochterveldt bis ans Ende des 18. Jahr-
hunderts (Jan Ekels) überblicken. Von den beiden
Terborch selbst ist der bedeutendere (Pastor van
Düren) schon nach Amerika gegangen.
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