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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 18
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0564

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Juan de Flandes Dornenkrönung C
Versteigerung der Sammlung Ed. Simon am 10. u
11. Oktober durch Cassirer-Helbing, Berlin
stisch-stilisierende im Sinne der französischen Tra-
dition. Sie wird gut repräsentiert durch Waclaw
Norowski, der von Zak beeinflußt scheint, weiter
durch Stanislaw Rzecki.
Rein nach Paris weist eine andere Gruppe, die in
der französischen Hauptstadt seihst lebt, ursprüng-
lich i83i im Jahr der Emigration begründet wor-
den ist und sich im verflossenen Jahr als Cercle
des Artistes P o 1 o n a i s ä Paris neu konsti-
tuiert hat. Es gehören ihr einige Künstler von be-
deutendem Talent und viel Geschmack an; wir
nennen nur Rajmund Kanelba, Mela Marja Muter,
Tamara Lempicka.
Pflegt die eben genannte Künstlergruppe mehr die
Tradition der belle peinture, so ist die »Lukasz«-
Yereinigung, die sich iga5 in Warschau bildete,
unterstrichen modern, wenn auch immer wieder
anknüpfend an Volkstypen, teilweise im Sinne un-
serer Romantiker. Als besonders begabt muß Bo-
leslaw Cybis bezeichnet werden. Einen unbarm-
herzigen Verismus vertritt Antony Michalak.
Von hier führt die Brücke leicht zu ausgesprochen
europäisch eingestellten Künstlern in der Art unse-
rer »Neuen Sachlichkeit«. Sie sind am stärksten
vertreten in der Wi 1 naer Künstlerverein i -
gung, die sich 1920 zusammenschloß. Wir nennen

Namen wie Ludomir Slendzinski, Gustaw Pi-
lecki, Edward Karniej, Kazimierz Kwiatkowski.
Sehr interessant ist das Kunstgewerbe und
vor allem die Kilim-Manufaktur, der sich die
junge Vereinigung »Lad« mit besonderer
Liebe zugewandt hat. Auch hier konnte man
an eine nationale Tradition anknüpfen und
versucht nun, sie mit modernem Formgefühl
zu durchdringen. Der Direktor dieser Schule
ist der auch bei uns bekannte Josef Czajkowski,
ein Mann von größtem Verdienst um diese
ganze Bewegung. Alfred Kuhn
DIE NEUE OPTIK
Das Zürcher Kunstbaus bereitet für Ende
September eine internationale Ausstellung vor,
die die neuen optischen Möglichkeiten der
Malerei und Plastik des 20. Jahrhunderts zei-
gen wird.
Die neuen Sehmöglichkeiten sollen von ihrem
Beginn an bis zu ihren letzten Auswirkungen
verfolgt werden. Die Ausstellung umfaßt da-
her neben Futuristen, Kubisten, abstrakten
Malern, Konstruktivisten auch Surrealisten und
Gruppen, die in Bildung begriffen sind. Da-
mit soll zum erstenmal eine Übersicht jener
Bewegungen versucht werden, die an Stelle
des Blickfeldes der Renaissance, der perspek-
tivischen Bindung, die vierhundert Jahre lang
der malerischen Gestaltung zugrunde lag, neue
Sehmöglichkeiten schufen.
Die Ausstellung ist nicht isoliert gedacht, son-
dern im Zusammenwirken mit der gleichzeitig
in Zürich stattfindenden internationalen Photo-Aus-
stellung des Deutschen Werkbundes und einer Film-
woche von Avantgarde-Filmen. Hier wie dort ist eine
Erweiterung des Blickfeldes zu konstatieren und eine
Entwicklung, die sich gegenseitig befruchtet. g
DÜRER-AUSSTELLUNG IN KOPENHAGEN
Am 2. Oktober wird im Statensmuseum for Kunst
eine von Direktor F alck und Prof. Larsen gemeinsam
organisierte Ausstellung von Dürer-Zeichnungen
und Originalgraphik des Meisters eröffnet, zu der
die Berliner Museen ca. zwanzig der schönsten Zeich-
nungen des Kupferstichkabinetts (u. a. Porträt der
Mutter und Drahtziehmühle) und aus dem Kaiser-
Friedrich-Museum das Bildnis Friedrichs des Weisen
beigesteuert haben. Der Berliner Sammler Baer-
wald entlieh zu dem gleichen Zweck Probedrucke
des Marienlebens und vierzig der schönsten Holz-
schnitte. Weitere Leihgaben kamen aus den Museen
von Weimar, Hamburg und Nürnberg. Den Grund-
stock des Ganzen bildet aber jene Kupferstich-
sammlung aus dem Besitz des Museums selbst,
die schon deshalb eine der schönsten genannt wer-
den darf, weil sie ein persönliches Geschenk Dürers
an Christian 11. ist, hei Gelegenheit von Dürers
Niederländischer Reise. G.
 
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