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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 18
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0566

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not least G. F. Foerster die Möbel und Kunst-
gegenstände des 18. Jahrhunderts, dazu eine kleine
Abteilung von Miniaturen.
Auch die in diesen 377 Nummern verkörperte
wissenschaftliche Forschungsarbeit ist als Leistung
beachtlich und macht aus dem Versteigerungskata-
log ein wichtiges Handbuch für Gelehrte, Samm-
ler und Händler. Das Ganze eine letzte Huldigung
vor jener Epoche Berliner Sammlertums, das Bo-
des eigenes Verhältnis zur Kunst bestimmt hat und
das mit dieser letzten großartigen Manifestation
endgültig zu Grabe getragen wird. Wie sagt Fried-
länder an einer Stelle seines Vorwortes: »Das
Ganze nämlich, das Haus mit der Sammlung dar-
in, war ein Kunstwerk. Die Teile sind in diesem
Katalog verzeichnet, das Ganze aber war mehr als
die Summe der Teile, die glückliche Schöpfung
des kunstfreundlichen Bauherrn, des Architekten
Alfred Messel und Wilhelm Bodcs.« B.
BERLINER VERSTEIGERUNGEN
Am i5., 16. und 17. Oktober findet bei Rud.
L e p k e eine V ersteigerung von Anti cj u i t ä t e n
statt, deren Bestände sich aus der Sammlung L.
M. Berlin, der Porzellansammlun°i A. B. Berlin,
der Sammlung japanischer Farbenholzschnitte A.
Willner, Berlin und anderen Beiträgen zusammen-
setzt. An Möbeln kommen zahlreiche Arbeiten der
Renaissance zum Ausgebot, namentlich Florentiner
Kredenzen und gute Sitzmöbel. Einen besonderen
Hinweis verdienen zehn prachtvolle Louis XIV.-
Sessel mit reich gestickten Gobelinbezügen bzw.
alten goldgeprägten Lederbezügen, ferner zwei ve-
nezianische Renaissancesessel, die aus der Versteige-
rung der Sammlung Mühsam stammen und seiner-
zeit besonders hoch bewertet worden sind. Unter den
Textilien sind erwähnenswert: ein alter Uaschak-
Teppich mit zwei Reihen von Gebetnischen, eine
große französische Pointstickerei und einige go-
tische Samte.
Die Porzellansammlung enthält sowohl plastische
Arbeiten als auch Gefäße aller deutschen Manu-
fakturen und auch einige französische Stücke. Wir
erwähnen ein Paar vorzügliche Fuldaer Figuren,
die sich ja bekanntlich eines besonders starken In-
teresses der Sammler erfreuen, eine vorzügliche
Ludwigsburger Gruppe mit einer allegorischen Fi-
gur unter einem hohen Baum und verschiedene
qualitätvolle Stücke von Meißen und Höchst.
Unter den Geschirren ist Nymphenburg gut ver-
treten, desgleichen die Frühzeit Meißens mit Hö-
roldarbeiten.
In der Sammlung japanischer Farbenholzschnitte
aus dem Besitz von Albert Wi 11 n er sind alle
Zeiten, Gattungen und Techniken mit guten Blät-
tern vertreten. Besonders hinzuweisen wäre auf
eine große Anzahl primitiver Blätter, ferner auf
die schöne Utamaro-Sammlung und einige sel-
tene llakirakakushi (Pfostenbilder). Auch die mit
besonderer Sachkenntnis gesammelte Schauspieler-

kollektion muß genannt werden. Von namhaften
Meistern der frühen Zeit sind vertreten Maro-
nobu, Eishi, Shunsen, von den neueren Iliroshige,
Toyokumi, Kunisada, Sharaku u. a.
Der Katalog reproduziert auf Tafeln die wichtig-
sten Stücke. S.
Die Bibliothek Ferdinand Russell- Koblenz, mit
deren Auflösung am 00. September und 1. Oktober
Paul Graupe die Reihe seiner Herbstversteige-
rungen eröffnet, enthält in gepflegter Qualität und
seltener Vollständigkeit deutsche Gesamt-und Erst-
ausgaben der Klassik und Romantik, sowie eine
umfangreiche Sammlung Stefan George und
Rainer M a r i a R i 1 k e. In der gleichen Verstei-
gerung kommen moderne Luxus- und Pressen-
drucke, darunter eine erschöpfende Beardsley-
Sammlung und eine großeOscarWilde -Samm-
lung auf den Markt.
Die Luxus- und Pressendrucke enthalten Spitzen-
stücke der modernen Buchkunst, vor allem zahl-
reiche Drucke der Doves Press und Bremer Presse,
seltene Inseldrucke, schöne französische und eng-
lische Gesamtausgaben und gute bibliographische
und Kunstliteratur.
Die B e ar d s 1 ey-Sammlung enthält allein sechs
Originalzeichnungen höchsten Ranges, Illustra-
tionszeichnungen zum Malory und sein berühmte-
stes Exlibris. Die Bearclsley-Bücher sind lücken-
los in allen Werken mit seinem zeichnerischen
Schmuck vertreten. — Von Interesse sind ferner
eine Reihe von französischen Luxusausga-
ben in Maroquinbänden berühmter Binder. Außer
durch Beardsley ist die englische Literatur vor al-
lem durch die Benares-Edition von »1001Nacht«
vertreten.
Der Katalog verzeichnet insgesamt 1017 Nummern
und enthält im Anhang 6 Tafeln. g
VERSTEIGERUNG IM PALAIS SCHAUMBURG,
BONN
Die Innen-Einrichtung und die Kunstgegenstände
des Palais Schaumburg, Bonn, werden als Kon-
kursmasse der Frau Alexander Zoubkoff, Victoria,
geb. Prinzessin von Preußen, im Auftrag des Kon-
kursverwalters durch die Kölner Firma Math.
Lempertz vom iS.—19. Oktober versteigert.
Die zahlreichen Bestände setzen sich in der Haupt-
sache aus altem Erbgut der Ursprungshäuser der
beiden Ehegatten, Prinz Adolf zu Schaumburg-
Lippe und Prinzessin Victoria von Preußen zu-
sammen. Viele Möbel und Bilder stammen aus dem
ehemaligen lvronprinzen-Palais und tragen auf der
Rückseite noch die betreffenden Inventarzettel
oder das Monogramm V. der Kronprinzessin Vic-
toria, späteren Kaiserin Friedrich, die selbst schon
manches dieser Stücke als Heiratsgut aus ihrem
elterlichen Hause mitbekommen halte.
Das gilt In erster Linie von der überaus reichen
Silberkammer, in der das Alt-Londoner Sil-
ber den breitesten Raum in Anspruch nimmt. Hier

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