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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 19
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Riesebieter, O.; Rudolph, M.: Die Erfurter Jahrtausend-Ausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0583

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Kasel. Teilansicht

Anfang des 14. Jahrhunderts

schönen Klang geben, sind oliv-grün, gelb-braun
und rot. Dadurch, daß die Stiche den ganzen
Grund überziehen, treten trotz der klaren farbi-
gen Differenzierung der Körper von der Grund-
fläche die Figuren nicht als plastisch wirksame,
raumhaltige Körper heraus. Die parallelen, inein-
ander greifenden Stiche laufen so schräg, daß ihre
Scheitel Linien bilden, die fischgrätenarlig von
gedachten senkrechten Linien ausgehen, so daß
also die ganze Bildfläche, Hintergrund und Figu-
ren, von einem weder farbig noch als bestimmte
I' orm in Erscheinung tretenden Muster, das durch
die Stichlage erzeugt wird, überzogen ist; dieses

gleichmäßige, unauffällige Netz bindet Figur und
Grund in eine allem Dargestellten übergeordnete
Flächigkeit und rückt alle Bildteile in unreale
F erne.
Auf einer Altardecke (Leinengarn und Seide auf
Leinen) -— eine Marienkrönung zwischen Evan-
gelislen-Svmbolen und Marterszenen — aus der
ersten Hälfte des 14- Jahrhunderts ist durch lok-
kere Stichmuster, die die Körperflächen ausfül-
len, das Stoffliche in einen flüchtigeren Zustand
entrückt und in eine gleichsam ideale Sphäre ge-
hoben. An die Stelle der gleichmäßigen, teppich-
haften Überspinnung des Ganzen (wie in dem

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