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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 19
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0585

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Dora Gordine Kopf aus Guadeloupe. Bronze
Ausgestellt in der Galerie Flechtheim, Berlin

RUNDSCHAU

DIE NEUGESTALTUNG DES LUXEMBOURG-
MUSEUM
Nach einer tiefgreifenden Umgestaltung hat das
Luxembourg-Museum nach längerer Pause seine
Tore wieder geöffnet. Als dies Museum im Jahre
1818 aus Staatsmitteln gegründet wurde, war es
eine der fortschrittlichsten Sammlungen zeitge-
nössischer Kunst. Die größten Künstler ihrer Zeit
hatten hier ihre bedeutendsten Werke ausgestellt:
David, Prnd hon, Gerarcl, Guerin, Girodet, Leo-
pold-Robert und Sigalon waren die markantesten
Erscheinungen der Gründungszeit; clie Erwerbung
ihrer Bilder zeugte von einem tiefgrei fenden Kunst-
verständnis und einer großherzigen Gesinnungder
Museumsleitung, liier wurden die verdienstvoll-
sten lebenden Künstler der Kritik des großen Pu-
blikums unterworfen und ihrem wahren Werte
nach beurteilt. Spätestens zehn Jahre nach ihrem
lode gingen sie dann ein in die Gefilde der ewi-
gen Seligkeit — in den großen Meistersaal der
französischen Schule im Louvre.
Seit ixo Jahren wurde diese Verfügung mehr oder
weniger streng gehandhabt. In verschiedenen Ab-
ständen wanderten jeweils die besten Werke in den

Louvre. So hatte man in den Jahren i833, i85i,
i85/j, 1874, 1879/1883 und zuletzt im Jahre 19öS
große Veränderungen vorgenommen. Seitdem
halte aber die Kunstverwaltung des Staates gezö-
gert und niemals wieder eine größere Neuordnung
unternommen. Die alten Meister blieben weiterhin
im Luxembourg und versperrten den zeitgenössi-
schen Künstlern die ihnen zukommenden Räume.
Am 3. Januar 1929 begann man endlich nach jahr-
zehntelanger Untätigkeit, die ursprünglichen Ver-
fügungen wieder durchzuführen und das Museum
von Grund auf neu zu gestalten. Ein Ensemble von
100 Bildern wurde aus dem Luxembourg entfernt.
Die meisten Künstler, die jetzt in den Louvre über-
führt wurden, hatten ihren 10. Todestag —• mit
dem sie nach den Bestimmungen in die Geschichte
und die Unsterblichkeit eingehen — schon lange
hinter sich. So sind z.B. Bazille seit 69 Jahren,
Manet seit 46 Jahren, Caillebotte seit 23 Jahren
tot. Sisley starb vor 3o Jahren, Gauguin und Pis-
sarro vor 26 Jahren, Degas vor 12 Jahren und Re-
noir vor nahezu C Jahren; nur Claude Monet hatte
bis vor zwei Jahren alle seine Zeitgenossen über-
lebt. Diese wahrlich Unsterblichen haben jetzt die

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