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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 21
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Meier-Graefe, Julius: Der Figurenmaler Corot
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0640

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J. B. Camille Corot Velleda. 1868—70
0,82 : 0,54 Robaut 1508 Louvre, Collection Moreau, Paris
Objektivierung. Da die Mädchen Modell sitzen, können sie nicht sentimental sein oder
können es nur außerdem sein. In Wirklichkeit ist das, was sie außerdem treiben, das
Sitzen. Manche tragen den Titel »Reverie«, z. B. die von Robaut zur Zigeunerin ge-
machte Frau vor der Mauer, die das gedankenschwere Haupt auf die Hand stützt.
Corot hat sie mit bunten orientalischen Kostümteilen behängen und ihr ein Buch in
die Hand gegeben. Auch das gehört zum Sitzen. Er ließ in später Zeit oft die Emma
Dobigny, ein von Troyon empfohlenes Modell, posieren, ein reizendes Geschöpf mit
durchaus unklassischen Zügen. Lange Wimpern beschatteten die Augen. Er gab ihr
einen farbigen Haarputz, den sie zu tragen wußte, tat ihr ein türkisches Gewand um und
skizzierte auf die VYand hinter ihr einen Fries mit Wagenrennen. So wurde sie zur
Griechin. So geputzt hat er sie auch einmal in ganzer Figur am Brunnen gemalt, und
wir fragen uns nicht, ob so ein bräutlicher Aufwand zu dem Krug passen könnte.
Sie sind alle gestellt. Man merkt es oder merkt es nicht. Während uns bei den kom-
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