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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 21
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0656

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der Klosterstraße unter gebracht, versucht, aus
vierzigjährigem Schlafe erwacht, Teile ihres Be-
standes vor einer breiteren Öffentlichkeit auszu-
breiten und Interesse für die mannigfachen Äuße-
rungen deutscher handwerklicher Kultur zu wecken.
Das Museum, das 188g gegründet wurde und seit
fünfundzwanzig Jahren den staatlichen Kunst-
sammlungen angegliedert ist, beherbergt neben
einer umfangreichen Kollektion deutscher Volks-
trachten, Möbeln und Hausrat vor allem Erzeug-
nisse der deutschen Vollskunst aller Werkstoffe.
Gerade dieser letzteren Abteilung ist die kleine,
aber sorgfältig gewählte Ausstellung gewidmet.
Charakteristische Beispiele aus dem Gebiet der Be-
kleidung, Trachten, Schmuck, gewebte und ge-
strickte Tücher, keramische Arbeiten der verschie-
densten Techniken und Dekors, Holzschnitzereien,
Glas- und Zinngeräte vertreten würdig das weite
Gebiet und machen mit den Aufgaben dieses bisher
stiefmütterlich behandelten Museums bekannt. Ku-
riose und kulturgeschichtlich amüsante Objekte
herrschen vor. Selbst hei den schönsten Stücken
ist mehr der Typus als die gestaltende Persönlich-
keit entscheidend. Durch konservative Formen-
sprache und handwerkliche Wiederholung dersel-
ben Typen wird eine künstlerische Wertung der
Gegenstände erschwert. Ausbau und geeignete Auf-
stellung der Sammlung erscheint wegen der fort-
schreitenden Industrialisierung des Handwerks zur
Anregung für individuelle handwerkliche Kultur
doppelt erwünscht. Scharf


Derain Torso
Aus der Ausstellung französischer Graphik
in der Galerie Abels, Köln

AMERIKANISCHE LEIHAUSSTELLUNGEN
Die Leihausstellungen, die das Detroiter Mu-
seum seit einigen Jahren veranstaltet, gehören zu
den wichtigsten Ereignissen des amerikanischen
Kunstlebens und darüber hinaus zu den beachtens-
wertesten der internationalen Ausstellungen. Für
diesen Winter plant das Kunstinstitut nicht weniger
als 6 solcher Leihausstellungen. Die erste, die Mitte
Oktober eröffnet wurde, zeigt etwa fünfzig Ge-
mälde holländischer Landschafts- und Genremaler,
zumeist Werke aus dem Besitze Detroiter Privat-
sammler und Erwerbungen der letzten vier Jahre.
Unter den Landschaftsmalern sind alle großen
Zeitgenossen Rembrandts wie Jacob van Ruisdael,
Hobbema, Cuyp, Ca2Delle, Willem van de Velde,
unter den Genremalern Terborch — von ihm
konnte das Detroiter Museum gerade das Bildnis
eines lesenden Mannes erwerben —, Pieter de
Ilooch, Metsu, Jan Steen, Adriaen und Isack van
Ostade, Nicolaes Maes, Barend Fabritius und Fer-
dinand Bol vertreten. Rembrandt selbst wird mit
einer gleichen Anzahl von Gemälden in einer gro-
ßen Sonderausstellung in der Art der Tizian- und
van Dyck-Ausstellung, die für den Mai vorbereitet
wird, gezeigt werden. Im Dezember soll eine Aus-
stellung chinesischer Kunst, im Januar eine solche
früher amerikanischer Kunst, im Februar eine
weitere moderner französischer Kunst stattfinden.
Die traditionelle Leihausstellung in der Galerie
Klein b er ge r, New York, ist in diesem Jahre
den flämischen Primitiven, die bisher in Ame-
rika noch nie so umfassend vorgeführt wurden,
gewidmet. Fast alle der bedeutendsten flämischen
Meister des i5. und der ersten Hälfte des 16.
Jahrhunderts sind mit den schönsten Werken ver-
treten, die sich in amerikanischem Besitze befin-
den. M.
LONDONER AUSSTELLUNGEN
Leicester Galleries / The New Burlington
Galleries / The Fine Art Society / The
Lefevre Galleries / The Brook Street Art
Galleries
In den Leicester Galleries eröffneten Messrs.
Brown und Phillips ihre Herbstsaison mit einer
Doppelausstellung: Gemälde von John Armstrong
und Skulpturen von Eric Kennington. Die Werke
des Ersteren erinnern an Chirico und den Vorkriegs-
futurismus der Schule von Marinetti. Armstrong
läßt die übliche Technik völlig beiseite und malt in
einer Art, die man fast als naiv bezeichnen möchte,
wären die Bilder nicht so zart und subtil in Farbe
und Komposition. Er zeigt eine überraschende Ori-
ginalität und Erfindungsgabe und liebt sichtlich
eine Synthese von Ideologie, Farbe und Zeichnung
in seinem höchst eigenartigen Stil.—Kennington,
der bereits als Porträtist arabischer Scheiks und als
Schöpfer von Kriegsdenkmälern einen gewissen
Ruhm erreicht hat, stellt zwölf Bildwerke in Erz
Bronze und Stein aus, die alle auf große Maße,
 
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