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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 21
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Rundschau
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J. B. Camille Corot Landschaft
Versteigerung von Gemälden neuerer Meister am 26. November bei Rud. Lepke, Berlin

HANNOVER
Munch- Ausstellung der Kestner- Gesell-
schaft / Herbstausstellung des Kunstver-
eins
Die Kestner-Gesellschaft eröffnet mit einer
Munch-Ausstellung ihr diesjähriges Winterpro-
gramm. Es ist ihre 100. Ausstellung, eine Tat-
sache, die dreimal unterstrichen werden muß, weil
sie noch einmal die von dieser Gesellschaft
geleistete Pionierarbeit verdeutlicht. Diesmal ist es
ihr gelungen, einen runden und abgeschlossenen
Eindruck von der Kunst Eduard Munchs zu geben.
Auch der Kenner wird hier manches unbekannte
Bild entdecken, da nicht weniger als 17 Gemälde
aus dem Besitze des Künstlers selbst stammen und
bis jetzt noch kaum bekannt geworden sind. Da-
neben sieht man schon fast klassisch gewordene
Bilder, wie die Kinder Dr. Lindes und das Porträt
der Frau Dr. Glaser. Arbeiten aus dem Anfänge
des Jahrhunderts, Straße in Warnemünde und
eine Winterlandschaft zeigen, wo manche Wurzel
der deutschen expressionistischen Kunst zu suchen
ist. Bilder aus den Jahren 19x1 —1916, darunter
ein Selbstporträt und die gallopierenden Pferde,
führen zu der Produktion der letzten zehn Jahre,
in der der Zeichner Munch mit dem Maler eine ge-
waltige Synthese geschaffen hat. Davon legen zwei
große Akte, eine Frühlingslandschaft und ein
Winterbild beredtes Zeugnis ab. Wo die Gemälde
notwendigerweise Lücken lassen, tritt — ganz im

Sinne Munchs — die Graphik an ihre Stelle. Kaum
eins der bedeutenden Blätter wird vermißt. Beson-
ders schön vertreten sind die frühen graphischen
Arbeiten, das Sterbezimmer, der Kuß, das Ge-
schrei und viele andere.
Die Herbstausstellung des Hannover-
schen Kunstvereins zeigt das gewohnte Bild.
Unter den Hannoveranern sind besonders zu nen-
nen Gleichmann, Seiffert-Wattenberg und Dür-
ries, auch Heitmüller muß erwähnt werden. Eine
erfreuliche Tatsache ist der zahlreiche Nachwuchs,
bei dem manche beachtliche Leistung auffällt. So
der schon bekannt gewordene Thoms, dann vor
allem Busack, Mertens und Wegener. Bleiben die
Leistungen auch noch ungleich, so wird man doch
gerade auf diese jungen Begabungen in nächster
Zeit ein Augenmerk richten müssen. St.
P E R S 0 N A LIA
Dr. Paul A b ramowski, bisher Kustos am Stadt-
museum in Danzig, ist zum Kustos am Schlesi-
schen Museum der bildenden Künste ernannt wor-
den und hat am 1. November sein Amt angetreten.
Dr. Abramowski ist ähnlich wie der Direktor des
Schlesischen Museums Dr. Erich W i e s e selbst ein
besonderer Kenner der deutschen Kunst des Ostens,
nicht zuletzt auch der schlesischen Plastik, und
steht ebenso der modernen Kunst sehr nahe, was
gerade an dieser Stelle wichtig ist. b

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