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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 21
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0662

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folgenden Bilder heraus, die auch dann kunst-
geschichtlich wertvoll und wichtig bleiben, wenn
sie unserem Wertgefühl von heute nicht gleich-
mäßig Zusagen sollten: Da ist das erste große Ju-
gendwerk von Knaus »Unter der Linde« (i85o),
das lange in Amerika verborgen Avar und im volks-
tümlichen Düsseldorfer Bauerngenre doch ein gro-
ßes Können erweist; da ist ein feines goldgrundi-
ges Hausaltarbild des Spätnazareners Ittenbach,
der Schadows religiöse Schule fortführte, die »Ma-
donna mit Kincl« (186/i) aus dem Besitz der Kai-
serin Eugenie von Frankreich; rmd aus dem glei-
chen Jahre, als Düsseldorfer Gegenspiel und als
Musterbeispiel der neuniederländischen Genre-
malerei, die einst berühmte »Gewissensfrage« von
Wilhelm Sohn, die der Badischen Kunsthalle
in Karlsruhe gehörte. Da sind zAvei der Münch-
ner Lier-Tradition entwachsene, breite, sonnige
»Landschaften mit Kühen« von Hermann
Baisch, beide 1872 für die Wiener Weltausstel-

lung geschaffen; von Oswald Achenbach
zwei panoramaartige römische Straßenbilder,
topographische Porträts der Porta Capuana
und'des Titusbogens (1875) und vom Bruder
Andreas Achenbach die »Westfälische Mühle«
(1 863) im holländischen Geschmack, aus dem Besitz
des Großherzogs von Oldenburg, und die im belgi-
schen Malstil gehaltene »Hafeneinfahrt bei Enkhuy-
zen« (1876). Als Musterbeispiel der neuen französi-
schen Technik erscheint Gotthard Kuehlsreiz-
volles tonschönes Bild »Beim Antiquitätenhändler«
von 1876, im selben Jahre entstanden Avie Achen-
bachs Hafeneinfahrt und wie Trübners »Mann
mit rotem Bart«, der die französische Schwarz-
malerei als eine Pariser Induktion in München
zeigt, die auch Schuch und der ganze Leibi-Kreis
beherrschte und verwandelte. Ein deutsches Ge-
genspiel ist das farbsatte idyllische Bildchen Max
Klingers »Ferne Landschaft mit Frau auf
der Terrasse« (1879), das in seiner leuchtenden
Heiterkeit und Frische zu den besten Bildern des
malenden Graphikers gehört. Ein Galeriestück ist
auch Schönlebers goldton ige »Küste bei Nervi«
(1889), die, für einen Karlsruher Sammler ge-
malt, des Künstlers beste Meisterschaft in seltener
Vollendung offenbart. Schließlich sind noch ZAvei
ausländische Gemälde zu nennen, die ebenfalls
Meisterwerke ihrer Künstler sind. Das eine ist
Daubignys große »Landschaft bei Pontoise«
(1866) in dunkler Pracht der französischen »pein-
ture«, Courbet geistesverwandt; das andere ist
Munkaczys »Landschaft mit den Wäscherin-
nen«, ein bekanntes Bild im Werke des ungari-
schen Meisters, dessen eigenwillige geistreiche
Handschrift schon in die Neuzeit hinüberweist.
Es spricht für den rheinischen Sammler, daß er
sich neben vielem Gutem gerade diese wichtigen,
vollsignierten, typischen Bilder zu sichern wußte,
die, recht und unparteiisch betrachtet, eine eigene
kleine Stationenreihe des 19. Jahrhunderts, seiner
Schulen und Strömungen darstellen und es wirk-
lich verdienen, in guten sicheren Händen oder
Sammlungen der deutschen Allgemeinheit erhal-
ten zu bleiben. E.

AMSTERDAMER VERSTEIGERUNGEN
Von den Versteigerungen, die Frederik Mül-
ler, Amsterdam, Leitung: Mensing und Sohn,
vom 19. bis 22. November veranstaltet, liegen die
Kataloge vor. Sie repräsentieren sich rein äußer-
lich als Meisterstücke moderner Druckkunst und
Katalogtechnik. Der erste Tag der Versteigerungs-
reihe bringt Gemälde und Porzellan aus der
Sammlung des Prinzen Alexander Romanows-
ky, Herzog von Leuchtenberg. Das Haupt-
werk der Sammlung ist eine ausgezeichnete Ver-
kündigungsdarstellung, die traditionell Filippino
Lippi zugeschrieben wird, Die Himmelfahrt Ma-
riae von Francesco Botticini gehört ebenso Avie die
vielfigurige Darstellung gleichen Inhalts in der

Venedig um 1590. Buchsstatuette »Orpheus«
Versteigeigerung der Sammlung Basner-Zoppot
am 19. November bei Rud. Lepke in Berlin
 
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