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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 21
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0663

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Links und rechts Meißner Porzellangruppen, bunt bemalt mit Goldverzierung, modelliert
von Kandier, um 1740. Mitte: Wiener Porzellangruppe, um 1760
Aus der Versteigerung 15 des Auktionshauses Emil Richter in Dresden am 11. und 12. November

Londoner Nationalgalerie der botticellesken Phase
des Künstlers an. Weitere Gemälde dieser Samm-
lung sind die beiden weiblichen Bildnisse von Ni-
colas de Neufchätel und Nattier. Die Versteige-
rung wird ergänzt durch das ganzfigurige und
lebensgroße Bildnis eines Genueser Edelmannes,
wahrscheinlich des Francesco Brignole-Sale, von
van Dyck aus dem Besitze einer Gräfin B. und
durch ein Madonnenbild aus dem Kreise des Pin-
turicchio.
Am gleichen Tage beginnt die Versteigerung der
umfangreichen Sammlung F. J. E. Horstmann ,
Oud Clingendaal, die Gemälde, Möbel und alle
Gebiete des Kunstgewerbes enthält. Nahezu alle
Gemälde gehören der holländischen Kunst des
17. Jahrhunderts an. So sind mit charakteristi-
schen und qualitätvollen Werken vertreten: Gerrit
Berckheyde (Ansicht von Haarlem), Beyeren (Still-
leben, früher in der Sammlung Huldschinsky),
Goyen, Kalff, Aert van der Neer (zwei Gegen-
stücke), Anthonie Palamedesz, Gillis Rombouts,
Salomon van Rmsdael, Spaendonck (zwei Stille-
hen), Jan Steen (Dreikönigsfest, Hofstede de
Groot Nr. 495), Simon de Vlieger. Ungewöhnlich
für die betreffenden Künstler sind ein Stilleben
der Judith Leyster (Monogrammiert), ein vollsig-
niertes und datiertes Selbstbildnis des Michiel van
Musscher, eine bezeichnete Landschaft des Genre-
malers Schalcken und eine signierte Gesellschafts-
szene des Steenschülers Brakenburgh. Von außer-
holländischen Malern ist vor allem das 1787 ent-
standene Bildnis der Gomtesse de Selve von Ade-
laide Labille-Guiard erwähnenswert. Die Möbel
der Kollektion gehören fast durchweg dem 18.

Jahrhundert an, darunter ein Schreibsekretär mit
Marqueterie von Lacroix, eine Kommode vom
Ebenisten J. B. Tuart, ein Schreibtisch von Ro-
chette, eine größere Anzahl Tische des Louis XV.
und Louis XVI. und ebenso Fauteuils dieser Zeit.
Unter den Tapisserien interessieren vor allem zwei
flämische Gobelins des 17. Jahrhunderts jnit
Landschaftsdarstellungen und ein Gobelin des
Manufaktus Beauvais aus der Serie der Grotesken.
Die Porzellansammlung enthält fast ausschließ-
lich deutsche Erzeugnisse des 18. Jahrhunderts, be-
sonders Meißener Arbeiten nach Entwürfen von
Ivändler und Höchster Figuren nach Modellen Mel-
chiors; ihr folgen eine Reihe französischer und
englischer Farbstiche, darunter Blätter von Bon-
net, Louis le Coeur, Debucourt, Descourtis, Huet,
Lawrence, Morland, Smith, Ward, Sportblätter
und Zeichnungen.
Am 21. November folgt die Versteigerung von
81 Zeichnungen zweier bekannter deutscher
Privatsammlungen. So klein die Zahl der zur Ver-
steigerung kommenden Blätter auch ist, so be-
deutend ist ihre Qualität. Neben Blättern von Pol-
laiuolo (Herkules und Antäus), Veronese, Maratta,
Ticpolo und Guardi finden sich Zeichnungen vom
Hausbuchmeister, Dürer (zwei Studien zum Ro-
senkranzfest in Prag), Burgkmair, von französi-
schen Meistern Claude Lorrain, Mignard, Watteau,
Hubert Robert. Am umfangreichsten ist die Kol-
lektion der niederländischen Zeichnungen, die
Blätter von Gossaert (Esther und Ahasver), Pieter
Goecke, Vinckeboons, Rubens, van Dyck (Studie zur
Gefangennahme Christi), Rembrandt, Maes, Ivoninck,
Iluisdael, Goyen, Borssum aufzuweisen hat.

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