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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 21
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Sammler und Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0664

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Gotthard Kuehl Beim Antiquitätenhändler
Aus der Versteigerung »Meisterwerke der Malerei des 19. Jahrhunderts« hei A. Wertheim, Berlin
am 12. November

Schließlich enden die zahlreichen Novemberver-
steigerungen bei Müller mit dem Ausgebot einer
Schweizer Sammlung von Miniatur hand-
schriften und einzelnen Miniaturblättern
des 10. bis iG. Jahrhunderts. Die Kollektion be-
steht aus achtundvierzig vollständigen Missalen,
Antipbonarien und Gradualen und vierundsechzig
Einzelblättern, deren Mehrzahl bildgeschmückte
Initialen zumeist italienischer Herkunft wieder-
gibt. Von den Manuskripten gehören zu den frühe-
sten das in Minuskeln geschriebene Canticum Can-
ticorum, aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, das
in Süddeutschland oder der Schweiz entstanden
ist. Weitere Werke des 12. Jahrhunderts sind ein
Evangeliar, das für das Kloster St. Maurizius in
Münster geschrieben und reich mit Initialen ge-
schmückt wurde — bemerkenswert der Einband
mit der romanischen Kreuzabnahme aus Elfenbein
- und die Sprüche Salomos, eine Pariser Hand-
schrift mit zahlreichen Initialen im Text. Das
13. Jahrhundert ist mit einem umbrischen Gra-
duale, das eine Miniatur mit Maria in Halbfigur
in der Art des Duccio enthält, und einer franzö-
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sischen Übersetzung des berühmten Buches von Gil-
les de Borne vertreten. Das Hauptwerk des 11\.
Jahrhunderts ist eine Handschrift der Dekretalien
Papst Gregors IX. mit einer Miniatur des Nicolo
da Bologna, der in der zweiten Hälfte des Jahr-
hunderts das Haupt des Bologneser Miniaturisten
war. Aus dem iS. Jahrhundert stammen ein lom-
bardisches Missale mit Miniaturen in der Art des
Michelino da Besozzo; die »IJistoriae« des Tacitus,
geschmückt von dem Neapolitaner Nicola Bapi-
cano; eine Boccaccio- und eine Aelianushandschrif t
aus der Werkstatt des Vespasiano in Florenz; die
biblische Geschichte des Guyart des Moulins mit
großen Miniaturendarstellungen aus dem Alten
Testament und der Apokalypse; ein Speyerer An-
tiphonar, dessen Miniaturen von einem Nachfolger
des Hausbuchmeisters ausgeführt wurden; die
Kaiser, Päpste und Könige von Frankreich mit
Schmuck in der Art des Jean Bourdichon; einige
flämische und französische Livres d’heures. Von
Einzelblättern seien erwähnt: eine ganzseitige Mi-
niatur aus dem ersten Buche der Könige, 10. bis
11. Jahrhundert; das erste Blatt einer englischen
 
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