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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

DOI issue:
Heft 22
DOI article:
Neugass, Fritz; De Chirico, Giorgio [Honoree]: Giorgio de Chirico
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0682

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Motive: Meer, Landschaft, Architektur, Interieurs und immer wieder seine Manne-
quins.
Gleichsam als Erinnerung seiner romantischen Gefühlswelt, als eine lyrische Improvi-
sation, als Inkarnation der Bewegung und als Rhythmus der Naturkräfte malt er eine
ganze Reihe von Pferdepaaren, die sich spielend am Strande vergnügen. Es sind
Traumgesichte in antikischem Gewand, zwischen Tempeln und gestürzten Säulen und
von bezwingender Größe des Ausdrucks. Die weiblichen Akte sind streng musikalische
Kompositionen, worin die Linie der Melodie und die Überschneidungen Fugen ver-
gleichbar sind. Es sind meist klassische Figuren von starkem Volumen und großem
Format, die durch ihre blauen, gelben und grünen Töne die gewollte Unwirklichkeit
des Malers zeigen.
Der rasche Wandel von Chiricos Stil, die unerschöpfliche Erfindungskunst und die
Lust am Fabulieren zeugen von einem künstlerischen Temperament, das nur ganz
selten in einer solchen Verdichtung zum Ausdruck kommt. Betrachtet man daneben
noch seine ästhetischen und literarischen Produktionen über Rodin, Gauguin, Raffael,
Böcklin und Klinger, so wird eine Universalität des Geistes offenbar, ähnlich der-
jenigen großer Renaissancemeister, die in der Beherrschung aller Künste ihr Ideal
sahen.


Giorgio de Chirico Spielende Pferde. 1927
Coli. Paul Guillaume
 
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