ner Gestaltungen erscheinen, daher ein weiteres
Wort über Matare besser auf diese Gelegenheit
verschoben werden mag. Willi Wolfradt
DIE LEIHAUSSTELLUNG FRÜHFLÄMISCHER
MALEREI BEI KLEINBERGERS, NEW YORK
Wie im Cicerone schon kurz erwähnt, veranstal-
ten die Kleinberger Galleries während des Novem-
bers als zweite große Altmeisterausstellung in ihrem
neuen Hause eine wahrhaft erlesene, zum größ-
ten Teil aus Leihgaben seitens der bedeutendsten
amerikanischen Privatsammler bestehende Ausstel-
lung alter niederländischer Malerei, die sich mit
ihren fast hundert Gemälden würdig an die vorjäh-
rige deutsche Ausstellung anschließt, ja dieselbe
in mancher Beziehung sogar noch übertrifft. Denn
wenn auch, was nur zu begreiflich ist, der Zahl
nach die zweite und dritte Generation der frühen
Flamen bis zu Mabuse und van Orley hin das
Übergewicht hat, so sind doch die
großen Meister der ersten Epoche von
van Eyck bis Memling mit einer erstaun-
lich großen Anzahl von oft nicht bloß
charakteristischen, sondern ganz hervor-
ragenden und äußerst seltenen Meister-
werken vertreten, die wieder einmal einen
glänzenden Beweis für den gegenwärtigen
hohen Stand des hiesigen Sammelwesens
abgeben. Das meiste und beste, was hier
in verhältnismäßiger Fülle zu sehen ist,
stammt aus Privatbesitz, nur Weniges
aus den öffentlichen Sammlungen, ob-
wohl einige derselben mit erfreulichem
Eifer ein paar hohe Schätze hergeliehen
haben.
Dank dem Entgegenkommen der Ver-
waltung der Johnson Collection in Phi-
ladelphia können Kleinbergers ihre Aus-
stellung mit dem einen, sicher authenti-
schen Werk des Jan van Eyck beginnen
lassen, das sich in Amerika befindet, dem
kleinen Wunderbildchen, fast einer Minia-
tur — aber von welch’ innerer Größe! —,
das den Heiligen Franz mit Begleiter
darstellt, wie er inmitten einer felsigen
Landschaft kniend die Wundmale emp-
fängt. Von diesem Thema befindet sich
eine etwas größere Version in Turin. Ihm
folgt ein dem van Eyck zugeschriebenes,
überaus feines Bildnis der Anne d’Artois,
von dem eine Kopie im Kaiser-Friedrich-
Museum hängt. Hier wie in allen anderen
Fällen ist der Katalog, der glänzend ge-
arbeitet ist und von jedem Werk eine
Abbildung sowie Herkunft und Literatur
bringt, sehr vorsichtig in seinen Aussagen
und möchte lieber nach der konservativen
Seite hin irren. Petrus Christus, der un-
Hans Thoma Villa und Park Hildebrand mittelbare Nachfolger des van Eycks, ist
Aus der Tlioma-Ausslellung der Ludwigs-Galerie in München mit zwei Werken vertreten, in denen noch
mißlungen, Avie öde ist das alles! Freudig leuchtet
das gelangweilte Auge auf, wenn es nur mal etwas
herzhaft Kitschiges ergattern, ein bescheidenes
Eckchen künstlerischen Urwalds entdecken kann.
Das irgend Bessere hört auf Namen, die auch
anderwärts zu begegnen pflegen. Die Suche nach
merkwürdigen Außenseitern, nach Käuzen, Ver-
sprengten, Übergangenen von einiger Physiogno-
mie, nach wüst lallenden oder naiv drauflos zwit-
schernden Herumtreibern verläuft resultatlos.
Die Galerie Ferdinand Möller widmet sich
Ewald Matare, dessen glatlgeschlossene, naht-
los fließende Tierkörper oder in ovales Volumen
gehüllte Köpfe gleichwie seine schimmernden
Landschaftsaquarelle, wie die sanft zum Papier
geschmiegten Zeichnungen und vor allem die an
älteste Formgeheimnisse und Totemkünste rüh-
renden Holzdrucke zu den Tiefen der Betroffen-
heit sprechen. Es sollen hier demnächst einige sei-