Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929
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Heft 22
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Jan Victors Verstoßung der Hagar
\ ersteigerung der Sammlung Alexander Tritsch am 5. Dezember durch Cassirer-Helbing, Berlin
Aert van der Neer, Salomon und Jacob van Ruis-
dael, Jan van der Heyden — eine ungewöhnliche
Landschaft mit antiken Ruinen —, Jan Roth
und Jan Hackert vertreten. Den Bildern folgen
zwei Brüsseler Wandteppiche und europäische Por-
zellane, darunter Meißener Modelle von Kändler
und Höchster Figuren von Melchior.
Etwas bescheidener an Umfang und Qualität ist
die J\iener S ainmlung Alexander Tritsch,
die am gleichen Tage versteigert wird. Gustav
Glück hat ihr 1907 einen beschreibenden Katalog
gewidmet. Hauptwerke der Kollektion sind ein
großes Familienbild in Landschaft von Gonzales
Coques, ein Kriegsbild von Albert Cuyp aus seiner
mittleren Zeit, das Bildnis einer älteren Frau von
Bartholomäus van der Heist, das Bildnis einer jun-
gen Dame als Diana von Nicolas Maes aus der
Spätzeit, zwei signierte Bilder von Teniers, die
Yerstoßung der Hagar von Jan Victors, eines der
besten Bilder seiner Hand, und ein Kircheninte-
rieur von Henrik van Vliet. Anschließend daran
kommen Gemälde aus Berliner und Hamburger
Privatbesitz zur Versteigerung, darunter eine Ma-
donna von Isenbrant, eine venezianische Vedute
von Canaletto, Landschaften von Capelle und
Goyen, zwei Bildnisse von Moreelse und eine
bäuerliche Szene von Teniers.
Diesen beiden Versteigerungen folgt das Ausgebot
der An tiken Kleinkunst der Sammlung R.
von Pass avant-Gontard, Frankfurt a. M., die
anläßlich ihrer Ausstellung im Staedelschen Kunst-
institut katalogisiert und veröffentlicht wurde. Der
ägyptische Teil enthält ausschließlich Bronzen und
Fayencen der Spätzeit, darunter mehrere Darstel-
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lungen der Isis mit IJorus auf dem Schoß, des
Anubis, der heiligen Katze der Göttin Bast, ein
Schlangenamulett, den heiligen Affen des Thot,
die Göttinnen Thoevis, Sätet und Neith u. a. J on
griechischen und römischen Erzeugnissen erwäh-
nen wir mehrere attische spät schwarzfigurige und
rotfigurige J asen, einige römische Bronzen und
Silberarbeiten, die nach griechischen Vorbildern
gearbeitet wurden, und eine Anzahl römischer und
etruskischer Bronzegeräte.
Am 5. und 6. Dezember werden die Versteigerun-
gen bei Cassirer in diesem Jahre mit den Glä-
sern und Keramiken der Sammlung J. E. und
aus Berliner Privatbesitz beschlossen. Die Samm-
lung J. E. ist im letzten Viertel des 19. Jahrhun-
derts zusammengebracht worden. Porzellanfigu-
ren aus deutschen Manufakturen, vorwiegend Mei-
ßen, deutsche und böhmische Gläser des 18. Jahr-
hunderts bilden den wichtigsten Teil der mehr als
dreihundert Objekte zählenden Sammlung. Unter
den Porzellanen verdienen Arbeiten der Modell-
meister Johann Gottlieb Kirchner (zwei bemalte
Meißner Leuchter), Ivändler, Eberlein, Reinicke
und Meyer hervorgehoben zu werden. Das wert-
vollste Stück der Glassammlung ist ein wahr-
scheinlich Nürnberger Humpen mit gerissenem
Dekor und der Jahreszahl 1592. Geschnittene Kri-
stallgläser aus schlesischen und böhmischen Hüt-
ten und facettierte Gläser mit graviertem Zwi-
schengolddekor machen den Hauptbestandteil der
sorgfältig gewählten Sammlung aus.
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Die Galerie eines Wiener Sam m 1 e r s ,
die am 3. Dezember bei Lepke zur Auflösung