Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929
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DOI issue:
Heft 23
DOI article:Wilm, Hubert: Die neuen Räume im Münchner Residenz-Museum
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Residenz-Museum, München
bedächtig ihr klares Wasser in die marmornen
Becken, zur Rechten öffnet sich die Halle in einen
weiten Garten, in dessen lichtgrünem Rasen die
edle Perseus-Figur von Hubert Gerhard und
schöne Putten aus der Krümper-Werkstatt stehen.
Ein Museum für sich bilden die Porzellan-
und Silberkammern der Residenz. Das alte
Porzellankabinett, die ehemalige Schatzkammer,
ein reicher, von Cuvillies entworfener Raum, birgt
in seinen Wandschränken figürliches Porzellan der
Manufakturen von Nymphenburg, Frankenthal
und Meißen. Ausgezeichnete Stücke sind darunter,
Meisterwerke von Bustelli und Händler. In den
mächtigen Wandschränken der vier Porzellankam-
mern ist die unübersehbare Fülle des deutschen
und französischen Gebrauchsporzellans aufgespei-
chert. Nicht im Sinne einer musealen Äufzeigung,
sondern in der brodelnden Fülle einer fürstlichen
Geschirrkammer, die neben Stücken von hoher
Qualität auch zahlreiche erlesene Kostbarkeiten
enthält. Unmöglich, hier nur das wichtigste zu
Porzellankabinett
nennen, so reichhaltig ist die Auswahl des Besten.
Da sind die wundervollen blau-goldenen Terrinen
aus der Meißener Frühzeit, da sind die schönen
Service der Manufaktur Sevres, da ist das kostbare
Meißener Porzellan mit Heroldmalerei. Die alten
Silberkammern enthalten das in hohen
Wandschränken zur Schau gestellte prunkvolle
Tafelsilber, das größtenteils der französischen Em-
pirezeit entstammt. Die dem alten Porzellankabi-
nett benachbarte Ahnengalerie zeigt zahl-
reiche, in die Wände eingelassene Bildnisse der
Wittelsbacher Ahnen. Ein sonderbarer Zufall
fügte es, daß alle diese ovalen Bildfelder bis auf
eines besetzt waren. Dieses letzte freie Feld trägt
mm das Bildnis des letzten bayrischen Königs,
Ludwig III. Die Führung endet im Königs-
bauhof, den Bronzefiguren aus der Zeit des
Kurfürsten Maximilian I. zieren.
Dem Schöpfer dieser vorbildlichen Neuordnung,
Prof. Dr. Hof mann und seinen Mitarbeitern
Dr. Feulner, Dr. Hausladen und Dr. Kreisel ge-
bührt der aufrichtige Dank aller Kunstfreunde.
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