Juan Gris Nach Cezanne
Aus der Ausstellung »Seit Cezanne in Paris«
der Galerie A. Flechtheim, Berlin
die Malerinnen ihren Schwestern zuerkannt ha-
ben. Eine Reiterin von Fanny Remak, die hell und
witzig behandelte Resi Länger von Oda Rösler-
Hardt, das sanft-hoheitsvolle Rildnis mit Kind von
Ilse Häfner-Mode und das sehr keck und farben-
lustig dagegen kontrastierende der Annot wollen
besonders vermerkt sein. Weiter die Bildnisse von
Ilona Singer, Grete Czaki-Copony, Ima Breusing,
die Beiträge von Elsa Haensgen-Dingkuhn und
Gertrud Stemmler. Zwei vorzügliche Porträtskulp-
turen hat Milly Steger zu zeigen. Gleichwohl ist
das stellenweise empfindlich gedrückte Gesamt-
niveau der Ausstellung nicht danach angetan,
Überdruß zu verscheuchen.
Seltsamerweise ist dazu auch die Darbietung des
Verbandes der Pressezeichner in der Mo-
dernen Galerie Wertheim nicht recht im-
stande. Viel lustige Einfälle, aber recht bescheide-
nes Aufgebot eigentlich graphischen Witzes. Be-
reits in der Schwarzweiß-Schau der Akademie sah
man sich vergebens nach Karikaturistennachwuchs
um, — auch hier muß man ihn vermissen. Stirbt
dieser Kunstzweig etwa mangels satirischer Gegen-
stände ah? Bedenkt man, daß in einer Zeit, die
künstlerische Aufträge sonst kaum mehr vergeben
will, eine riesenhaft angeschwollene Presse nach
heiteren Zeichnern geradezu jammert, bereit, sie
mit Gold aufzuwiegen, bedenkt man ferner,
welche Möglichkeit die Zeitung der Kunst bietet,
weithin zu wirken und durchzudringen, so kann
man es kaum begreifen, daß nicht Begabungen
über Begabungen ihr Zuströmen. Was aber so in
der »B. Z.« und verwandten Blättern an Zeich-
nern auftritt, ist fast ohne Ausnahme einfach in-
diskutabel. Der Eindruck ist auch hier nicht viel
günstiger. Ein einziger Porträtkarikaturist, der
prägen und treffen kann: Erich Goltz. Neben ihm
immer noch am lebendigsten der vielgeschmähte
Dolbin, auch etwa Kroll. Godal hat den erforder-
lichen Elan; Trier, Bai’log und noch ein paar
Leute kommen auf ganz ulkige Gedanken. Sonst ist
nicht eben viel los mit unseren Pressezeichnern.
Aus der stattlichen Reihe letzthin kollektiv gezeig-
ter Maler hebt sich am deutlichsten Viktor
Tischler heraus, der in der Galerie J. Cas-
per anzulreffen ist. Seine bühnenhaft aufgebau-
ten, rechtwinklig gefügten Veduten von Häfen zu-
meist und kanaldurchzogenen Städten bestechen
durch den steinigen Klang, durch den perspektivi-
schen Zugriff, durch das bis in die Vortragsweise
dringende geschlossene System. Mitunter Versager
des Formatgefühls, unfreiwillige Spielzeugwirkun-
gen; mitunter auch etwas tote Leere. Die Vorzüge
überwiegen und werden von linealsauber-transpa-
renten Zeichnungen fein durchgegliederter An-
sichten bestätigt. In der Kunststube lernte man
Otto Niemeyer-IT oistein kennen, der in
Landschaftsaquarellen voll koloristischen Mutes
und Geistes viel Sinn für den feuchten Silber-
hauch über Wassern und die atmosphärisch zum
Schemen verhüllte Erscheinung bewährt. Freilich
wirken diese Verschwommenheiten zuweilen auch
wie Umgehungen der Gestalt.
Recht enttäuschend verläuft die Begegnung mit
dem Dichtermaler Arno Nadel in der Kunst-
handlung V i c t o r II a r t b e r g. Seine in bunter
Kreide zusammengefegten Bildniszeichnungen ge-
hen sich furchtbar kühn und locker, aber sie bü-
ßen es durch Mangel an gestaltlicher Kontinuität,
durch stotternden Wirrwarr. Die physiognomische
Treffsicherheit ist zudem recht gering. Dazu wie-
der einmal der Plastiker Joseph Thorak, des-
sen glibbrig-wächsernes Ungefähr zu stöhnenden,
traumgewundenen Posen gerinnt. Eine der fatal-
sten Erscheinungen unter den Anerkannten. Wir
haben keine Verwendung für den lamentosen oder
weichlich heroesken Lyrismus dieser Figuren. Eben
deren subtil verranzte Empfindlichkeit hat unsere
Skulptur gründlich zu überwinden.
Die Staatliche Porzellan-Manufaktur
hat unter dem Titel »Die schöne Tasse« eine
mit der friderizianischen Zeit einsetzende Reihe
ihrer Tassenerzeugnisse aus Museums- und Privat-
besitz zusammengetragen. Die an sich reizvolle
kleine Schau muß an dieser Stelle vor allem um
des Fragezettels willen erwähnt werden, der von
jedem Besucher wissen will, welche der ausge-
stellten Tassen er zur Nachbildung empfehle. Die
Frage ist kennzeichnend dafür, wie die Manufak-
tur an ihrer Aufgabe vorbeiblickt, zeitgemäßes Ge-
schirr herzustellen und es dem Publikum kraft