Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

DOI Heft:
Heft 23
DOI Artikel:
Rundschau
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0722

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
lis van Oostszanen und ein gewichtiges Männerbild
von Jan van Scorel repräsentiert. Aus anderen
Gebieten der Malerei zeigt die Ausstellung die aus-
gezeichnet© thronende Madonna von Lorenzo Mo-
naco aus der Sammlung Spiridon, eine frühe Ma-
donna des Cima, zwei venezianische Veduten von
Guardi und eine allegorische Darstellung von Fra-
gonard. Einige Zeichnungen und Plastiken ergän-
zen sehr glücklich die nicht alltägliche Schau, h
ULM
Das Museum veranstaltet gegenwärtig, unterstützt
von den Verlegern der Werke über Buchmalerei,
eine Ausstellung von Nachbildungen frühmittel-
alterlicher Buchmalerei, die ein übersichtliches und
klares Bild über die Entwicklung der irischen,
angelsächsischen und fränkischen Schulen gibt, so-
dann der verschiedenen Gruppen der karolingi-
schen Malerei und der Buchmalerei des io. bis
12. Jahrhunderts. Die Ausstellung ist reich an far-
bigen photographischen Urproduktionen und über-
mittelt so ein einheitliches Bild der Entwicklung
der früheren Buchkunst, wie es sonst selten gebo-
ten wird. m
DEUTSCHE PROPAGANDA IN AMERIKA
Dem Metropolitan Museum ist soeben ein
Modell Nürnbergs aus dem Anfang des 16. Jahr-
hunderts, angefertigt von Plans Schleif-Berlin, als
Gabe einer Vereinigung von »Freunden deutscher
Kunst in New York« überreicht worden. Mr. Os-
wald G. Villard, Herausgeber des liberalen und
deutschfreundlichen Wochenblattes »Nation«, hielt
die Festrede und Direktor Eduard Robinson dankte
für die bedeutsame Gabe, die auch dazu dienen
werde, das Verhältnis zwischen den zwei Nationen

wärmer zu gestalten. Die »Vereinigung« nun ist,
wie Mr. Villard besonders betonte, keine eigent-
liche Organisation, sondern die Idee dieses Ge-
schenkes stammt von dem ehemaligen Professor
der deutschen Literatur an einer hiesigen Universi-
tät, Camillo von Klentze, der jetzt in München
lebt. Auf seine Anregung hin tat sich eine Anzahl
von Deutschen und Deutschamerikanern in New
York zusammen, und so kam es zu dieser sicher
recht wertvollen »beau geste«. Baut doch z. B.
Frankreich, das in bewunderungswürdiger Weise
Kulturpropaganda hier und anderswo treibt, jetzt
einen großartigen »Wolkenkratzer« in bester Lage
als französisches Kulturzentrum, und Italien eröff-
nete hier vor einiger Zeit eine casa italiana. Deutsch-
land aber, resp. die Deutschen hier tun nichts.
Soll es immer so bleiben? Vor einiger Zeit wurde
einVersuch gemacht, eine bedeutende deutsche Aus-
stellung mit Leihgaben aus deutschen Museen zu
arrangieren. Auf Wunsch arbeitete ich für das
hiesige deutsche Konsulat ein Expose über eine
solche Ausstellung aus. Seitdem herrscht tiefstes
Schweigen, und der ganze schöne Plan ist wohl
wieder aufgegeben worden. Man scheint sich auf
allerlei Propaganda durch nicht gerade billige In-
serate für deutsche Kurorte, alte Städte wie eben
Nürnberg und ähnliches beschränken zu wollen,
die eine Anzahl von amerikanischen Reisenden
nach Deutschland locken und so einiges Geld ins
Land bringen mag, was aber nie ein »Deutsches
Zentrum« in Amerika ersetzen kann. Seihst die
Gabe des Nürnberger Modells, die mit »Kunst«
doch eigentlich herzlich wenig zu tun hat, gehört
meines Erachtens in das Gebiet der Reisepropa-
ganda und mag für Nürnberg ganz gute Dienste
tun. Aber wo bleibt die ganze deutsche Sache, die
deutsche Kunst, die deutsche Kultur? F.


A. van Boresom Aquarell (20,5 : 28,5 cm)
Aus der Sammlung Dr. Otto (vgl. Seite 690)

686
 
Annotationen