Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929
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Heft 23
DOI Artikel:Sammler und Markt
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Schule des Schah Abbas I., wahr- Schäfer im Feld
scheinlich Hai'dar Kouli,'ji 6. Jahrh. Slg. Demotte, Paris
eines Triumphzuges (Nr. 3o,4), erreichte 12000
RM., der Brüsseler Wandteppich »Hirschhatz«
(Nr. 3o5) 8000 RM. Auch die Orientteppiche,
meist aus der ersten Hälfte des 1 g. Jahrhunderts
slammend, wurden gut bezahlt. Von den übri-
gen Textilien seien nur der gotische Samtbrokat
(Nr. 336) 2000 RM., das gestickte Renaissance-
kissen (Nr. 337) 1200 RM. und der Wandschirm
mit Renaissancestickereien 5600 RM., der glatte
blaugrüne Samt (Nr. 355) i85o RM. aufgezählt.
Jedenfalls darf das Gesamtergebnis der Auktion
mit nahezu i/n Million RM. als außerordentlich
günstig bezeichnet werden. Die Preisliste wird
gleichzeitig in den Versteigerungsergebnissen ver-
öffentlicht. g
PERSISCHE MINIATUREN
Die persische Miniatur wurde mehrere Jahrhunderte
lang nicht sonderlich geachtet. Erst seit ungefähr
dreißig Jahren hat sie sich unter den Kennern,
Sammlern und Künstlern allmählich wie-
der die Stellung erobert, die sie verdient.
Aber erst die Ausstellung Osmanischer
Kunst in München im Jahre 1910 und
zwei Jahre später in Frankreich die der
Dekorativen Künste gaben den letzten
Anstoß zur. erneuten Schätzung einer
Kunst, deren Schöpfungen bald die ganze
Welt mit Bewunderung erfüllten. Denn
tatsächlich ist die persische Miniatur
der verfeinertste Ausdruck osmanischer
Geistigkeit. Durch sie belebte sich aufs
neue in unserer westlichen Vorstellung
die große Geschichte einer Kultur, deren
kriegerische Heldentaten und verliebte
Seufzer in dieser zartesten und reinsten
Kunst unsterblich wurden.
Die von uns abgebildeten Stücke gehören
zu der bekannten Sammlung Demotte,
von der ein Teil gegenwärtig in New
York ausgestellt ist. D.
EIN UNBEKANNTES MICHELANGELO-
BILDNIS
Im Museum von Nancy hat jetzt der
italienische Kunstgelehrte Conte Carlo
Gamba ein unbekanntes Bildnis Michel-
angelos aufgefunden. Es ist ein Porträt,
in dem Bernhard Berenson die Hand des
großen venezianischen Malers Lorenzo
Lotto erkannt hat. Das Brustbild, das
Gamba in der Rivista d’Arte veröffent-
licht, zeigt im Brustbilde den düsteren
Kopf des Meisters, mit einer Kappe be-
deckt: Michelangelo scheint am Betrachter
vorbei zu sehen. Gamba glaubt, daß Lotto
den Michelangelo im Jahre 102g, nach
der Rückkehr von seinen Arbeiten in den
Marken und in Bergamo, in Venedig nach
dem Leben gemalt hat. Michelangelo sieht
etwa fünfzigjährig aus. Und das Jahr i52Q
ist das einzige, in dem Lotto dem Michelangelo in
diesem Alter begegnet sein kann, und Venedig ist
der einzige Ort, wo diese Begegnung stattgefun-
den haben kann. R-
DOWDESWELL f
In London ist im Alter von 71 Jahren der Kunst-
händler Walter Dowdeswell gestorben. Vor dem
Kriege war er ein häufiger Gast in Berlin, und
die großen Sammler verdanken diesem ausgezeich-
neten Kenner alter Meister manches hervorragende
Werk der holländischen Kunst des 17. Jahrhun-
derts, die sein Sondergebiet war. Für England war
besonders verdienstlich, daß er als erster die Werke
der großen französischen Impressionisten dort ein-
führte, zu einer Zeit, als die Manet und Degas
noch verhältnismäßig billig waren. Und Dowdcs-
well war auch der Kunsthändler Whistlers, bis
dieser die Beziehungen mit einer großen Geste ab-
brach. Schon vor Jahren hat Dowdeswell sein Ge-