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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 24
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Freund, Frank E. Washburn: Die Ausstellung altholländischer Malerei in Detroit
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0743

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die Anerkennung dieses Meisters in Amerika ge-
kommen ist. Kurz vor Eröffnung der Ausstellung
war es Valentiner geglückt, ein ganz hervorragen-
des Beispiel der Terborchschen Kunst, das »Por-
trät eines lesenden Mannes« zu entdecken und für
sein Institut zu erwerben. Es ist ein spätes, aber
vollendetes Werk, und Valentiner hebt mit Piecht
hervor, was schon Bode früher betont hatte, daß
Terborch so ziemlich der einzige Künstler dieses
Kreises sei, dessen Kunst nicht, namentlich im
Gegensatz zu Pieter de Iiooch, mit dem Alter zu-
rückgehe.
Wiewohl, von zwei köstlichen Werken des Frans
Hals abgesehen (von denen eines die neuaufgefun-
dene frische Skizze des »Rommelpotspielers« ist;
jetzt im Besitze des Mr. und der Mrs. William
J. McAneeny-Detroit), das Großtrio: Hals, Rem-
brandt-Vermeer auf dieser Ausstellung nicht ver-
treten war — Rembrandt soll im kommenden
Frühjahr eine Sonderausstellung gewidmet wer-
den —, so schwebte ihr Geist doch über den Was-
sern, denn die meisten dieser Kleinmeister stehen
ja irgendwie direkt oder indirekt als Schüler oder
Inspirierte unter ihrem Bann und bewegen sich
wie Planeten um diese leuchtenden Sonnen. So sah
man z. B. einen famosen »Mandolinenspieler« der
Judith Feyster; weiter eine Anzahl charakteristi-
scher Werke der »Rembranclt-Schule«, darunter
Arbeiten von G. Flinck, F. Bol, N. Maes usw. und
konnte ein paar Werke bewundern, die nahe an

Vermeer herankommen, wie J. Ochtervelts ent-
zückende »Musizierende« aus dem Besitz von Mar-
tin A. Ryerson, Chicago, deren helles Grau und
klingendes Gelb im Kleide der Frau die Freude
jener Tage an kühlen Tönen so jubelnd zum Aus-
druck bringen. Auch der Delf ter Hendrick van den
Burch kommt Vermeer oft nahe. Von ihm fand
sich auf der Ausstellung ein Bild mit »Karten-
spielern«, das seit kurzem dem Detroiter Insti-
tute gehört und, wie Valentiner hervorhebt, den
Stil Vermeers und Pieter de Hoochs zu verbinden
trachtet. (Früher bei Dr. Schaffer-Berlin.)
Besonders glücklich waren noch vertreten Jan
Steen, u. a. mit zwei glänzenden Versionen seines
»Hiebeskranken Mädchens«, von denen eine Sir
Joseph Duveen (ehemals in der Ford Northbrook-
Sammlung), die andere dem Mr. F. Kleinberger
gehört; Barth, van der Ilelst mit einem Porträt
des jugendlichen Herzogs von Monmouth in perl-
grauem Jagdkostüm; Pieter de Iiooch, von dem das
Museum in St. Fouis seine Neuerwerbung, das be-
kannte »Kegelspiel« hergeliehen hatte; Pieter Jans-
sens mit Figuren in einem in seiner bekannten Art
erleuchteten Raum; A. van Ostade mit einer An-
zahl seiner Bauernbilder und E. de Witte mit
einem Fischmarkt und einem seiner Kircheninte-
rieurs, deren intime Größe wohl nun auch hier
mehr Anklang und Verständnis finden werden.
Alles in allem also eine Ausstellung von Prang, die
bestimmt Schule machen wird.


Jacob Ruisdael

Stürmisches Meer
Sammlung Mrs. Ralph H. Boolh, Detroit

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