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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 24
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0747

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Richard Schrötter Frauenbildnis
Aus der Ausstellung der Prager Sezession

Schrötter (Abb.) greift die Gruppe dann
wieder in die Welt hinaus: bewußtes
Formstudium vereinigt sich hier mit
sichersten Impulsen zu einer schönen
hoffnungsvollen Malerei. Einige beach-
tenswerte bildhauerischeLeistungen zeigen
die sehr begabte Mary Duras (Abb.) und
der neuerdings so schön gereifte Karl
Vogel. Wir wünschen der Vereinigung die
Möglichkeit, ihr Schaffen im Reich vor-
zustellen.
*
Das Kunstgewerbemuseum (der Han-
dels- und Gewerbekammer) in Prag zeigt
eine im Apparat (Ausstellungsausschuß,
Katalog usw.) großaufgemachte »Inter-
nationale Tiefdruckausstellung«, die über
den heutigen Stand dieses Reproduktions-
verfahrens Aufschluß gibt. Fast alle
europäischen Länder (Amerika, Japan)
sind vertreten, Deutschland besonders
reich. Die Ausstellung ist dem Andenken
des 1926 in Wien gestorbenen Erfinders
des Tiefdrucks, Karl Klitsch (Karcl
Klic), gewidmet, eines Tschechen, der in
Wien die Grundlagen des Verfahrens aus-
gearbeitet, sie in England (Lancaster) aus-
gebaut hatte. Einige Erstdrucke von seiner
Hand werden hier gezeigt. 0. S.
ZÜRCHER KUNSTHAUS
Das wichtigste Ereignis auf künstlerischem
Gebiet seit der Internationalen Ausstellung
1926 war die Ausstellung »Abstrakte und sur-
realistische Malerei und Plastik«, die das Zürcher
Kunsthaus veranstaltete. Da der Referent der Aus-
stellung nahestand, wird das Thema noch von anderer
Seite behandelt werden. Christian Zer vos nennt die
Veranstaltung in den »Cahiers d’Art« la plus im-
portante des expositions, dont le »Kunsthaus ait ja-
mais ete honore«. Hier sei nur auf die Auswir-
kungen, die die Ausstellung selbst hatte, eingegan-
gen. Die Ausstellung wird nicht auf Zürich allein
beschränkt bleiben. Von Zürich gelangt sie nach
München und von dort voraussichtlich an ein staat-
liches Institut in Berlin, später nach Hannover,
möglicherweise auch nach Frankfurt. In Frank-
furt allerdings wollte man sie in einem Aveitern
Rahmen in einer Ausstellung »Der Kampf der
Stile« zeigen, alle Richtungen vom Impressionis-
mus bis zum Surrealismus sollten dargeboten wer-
den. In Zürich wollten wir diese Nebeneinander-
stellung gerade nicht, wir wollten bewußt nur jene
Bewegungen berücksichtigen, die über das Blick-
feld der Renaissance (Perspektive) hinaus die
neuen Sehmöglichkeiten aufzeigten, die unsere
Zeit geschaffen hat. Deswegen schlugen wir auch
den Titel »Neue Optik« vor, den die Ausstel-
lung voraussichtlich in Deutschland tragen wird.
Es handelte sich uns nicht darum, eine demokra-

tische Übersicht über alles, was die Malerei unse-
rer Zeit hervorgebracht hat, zu geben. Es wurde
versucht, einmal die Führer nebeneinanderzustel-
len, die in den letzten zwanzig Jahren dafür ge-
sorgt haben, daß die Malerei ihre Lebensberechti-
gung nicht verloren hat. Diese Führer von Picasso
bis Arp wollen weniger »Kunst« geben, als eine
moralische Haftung manifestieren. Daß dies nicht
nur leere Worte sind, merkte man an der Aus-
wirkung in Zürich. Die Ausstellung erreichte
ihren Zweck: sie wühlte die Leute immerhin so
auf, daß der Leiter einer Veranstaltung, die im
Zusammenhang mit der Ausstellung stand, von der
»Ohrfeiger-Atmosphäre« sprach, die immer ent-
stehe, sobald über diese Bilder verhandelt werde,
d. h. die Ausstellung zwinge zu einer unbedingten
Stellungnahme. Prof. Dorner, Hannover, zeigte
dem Publikum den historischen Zusammenhang
mit dem vergangenen Jahrhundert. Der Referent
versuchte, den inneren Zusammenhang dieser Ma-
lerei mit andern produktiven Disziplinen unse-
rer Zeit anzudeuten. — Hans Arp führte. — Die
Zürcher Maler veranstalteten im geschlossenen
Kreis Diskussionen. — Vor den Bildern Picassos
und Bracpres traten in einer Soiree im Kunsthaus
Hans Arp und Kurt Schwitters auf. Kurt Schwit-
ters konnte es wagen, vor dem Zürcher Publikum

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