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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 21.1929

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Heft 24
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.41323#0749

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klischeemäßig gegen jede Art produktiver Bestre-
bungen heute angewendet werden, in typische For-
meln zu bringen, so könnte er der Zeit einen gro-
ßen Dienst erweisen.
Vielleicht hätte die Ausstellung auch in Deutsch-
land .'etwas zu bewirken? Eine Revision des Urteils,
eine Verschiebung der Wertakzente. Wir stehen
nicht allein mit dieser Meinung.
Nun ist wieder Ruhe im Kunsthaus eingetreten.
Die Jury der »i4- Ausstellung der Gesellschaft
Schweizer Maler, Bildhauer und Architekten« hat
gelegentlich Werke durchschlüpfen lassen, die
nur den Qualitätsmaßstab väterlichster Milde ver-
tragen. Jedem Versuch abstrakter oder surrealisti-
scher Richtung wurde strengstens die Türen ge-
wiesen. Der allgemeinen Qualität nach kann die
Ausstellung mit ähnlichen Veranstaltungen in Ber-
lin oder Paris durchaus konkurrieren. Etwas ande-
res ist es aber um die Frage, ob Bilderansamm-
lungen in dieser Form noch lange Lebensberechti-
gung haben werden. Ist es ein Symbol, daß den
Ehrenplatz gerade ein Kolossalbild Cuno Amiets
(Katalogpreis 16000 Franken) einnimmt, das einen
schweizerischen Oberst zu Roß darstellt? Giedion
Nachwort des Herausgebers
Ein Kopf wie Giedion hat durch die ihm inne-
wohnende schöpferische Überzeugtheit unbedingt
Anspruch, gehört zu werden. Daß sich die Sclirifl-
leitung des Cicerone nicht restlos mit der Ein-
stellung des obigen Referates identifiziert, sei
trotzdem betont. Aber wir sind auf der anderen
Seite der Meinung, daß solches Bekennertum der
Bewegung unserer Zeit im Künstlerischen nur von
Nutzen sein kann. Denn dieses allein hat die
Kraft der Aufrüttelung und des Vorstoßes hin zu
kommenden Dingen, die heute mehr erfühlt als
begriffsmäßig fixiert werden können. B.
PAUL SEIDEL f
Der langjährige Direktor des Hohenzollern-Mu-
seums und der Kunstsammlungen des letzten Kai-
sers, Geheimrat Paul Seidel, ist am 6. Dezember
im Alter von 72 Jahren in Berlin gestorben. Ein
feiner Kenner des deutschen und französischen
Dix-Huitieme ist mit Seidel dahingegangen, ein
um die preußische Krone hochverdienter Mann,
dessen Lebensarbeit in dem von ihm geleiteten
lfohenzollern-Jahrbuch (dem Publikationsorgan
des kaiserlichen Privatkunstbesitzes) wissenschaft-
lich ausgebreitet ist. Eine der ersten Arbeiten Sei-
dels galt dem Hofmaler Antoine Pesne, wobei
nicht an das berlinisch-witzige Wort Jaro Sprin-
gers vom »Penn-Seidel« erinnert sein soll. Denn
dieses paßt ganz und gar nicht auf die vornehme
Gesinnung und die stille, aber rührige Forscher-
arbeit des Gelehrten, der aus der Fülle seines Wis-
sens immer anderen mitgeteilt hat, nicht zuletzt
auch mir, als ich in den Jahren 1912/13 die letzte
große Jahrhundert-Ausstellung »Deutsches Barock


Henri Laurens Boxer
Aus der Ausstellung der Galerie Flechtheim, Berlin
»Seit Cezanne in Paris«

und Rokoko«, Darmstadt 1914, vorbereiten mußte.
Seine reiche Erfahrung hat mich damals beraten,
und seinem energischen Eintreten für die Idee der
Ausstellung ist es allein zu danken gewesen, daß
ein sehr wertvoller Teil des künstlerischen Privat-
besitzes der Hohenzollern auch auf der Darm-
städter Ausstellung vertreten war. Biermann

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