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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0014

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-irkSaiiite DoiiaiieschiiiZcii kine Schri'ft ei'n,
wclche v0ii ebensa nn.iegrnndetcn alS maß-
losen Lmwnrsen .qegen die großh. Staatö-
reaierung winiinclte, w'vranf diescll'c die
LandeSverwcisniig gegcn ihn anssprach,
welchc ihm, wie man vcrsichert, bereitö
früher cininal drvhte nnd nnr anf Ver-
wtndung der vsterreichischcn Gesandtschaft
unterblicb. Herr Wvlff eilte sofvrt hier-
her, nin Zurncknahnie vdcr Milderung der
gegen ibn verhängten Maßregel zn er-
wirken. ' Vorläufig ist ihm einc Fristver-
längcrnng bcwilligt wvrdcn. Welchcn Er-
fvlg nb/igcns anch seinc, wie vcrtrante
Personcn wiffcn ivvllen, überans beweg-
lichen Bittcn nni Nachficht haben mvgen,
so dnrfte wenigstenö alö gewiß zn be-
trachtcn sein, daß Vcrselbe nichr in scine
bisherige Stcllnng zuriickkehrcn wird.

Hei'delberg , 29. Jnni. Dic Arbeiten
an der iiciicn nach Mvsbach nnd Wnrz-
bnrg fnhrenden Eiscnbahn schrcitcn längö
hicfigcr Stadt sv rasch vvrwärts, als die
Vcrhältnisse cs nnr inuner gestatten. Ganze
Partien nnsereöWeichbildcö find kanin mehr
zu erkenncn. Tritt uian ans dem badischcn
Bahnhvfc. hcraus, so ficht man dic An-
ffchüttungcn in dcin landwirthschaftlichen
Garten schvn sv weit vollendet, daß dic
früherc beträchtliche Tiefe daselbst fast ganz
ansgeebnet ist. Vvn dvrt ist der Eingang
in- den Tnnnel ani Hassc'schcn Hausc hcr-
gestcllt und dcr Dnrchbrnch dicses Tnnncls
bis zuin Henking'schen Geländc volleiidet.
Nnn folgcn schr elegant gearbcitctc Sti'ch-
niauern, anf dencn die Bahn bis zu dcn
ehcinaligen Kirchhvscn länft; Ichtere find
ausgesüllt nnd vcrcinigcn sich init deni
Bahnkvrpev. ain abgcrisscnen Neichard'schen
Hanse, dein hvchsten Pnnktc zwischen Bahn-
hos undKarlsthvr. Nach einer knrzen Ucber-
avvlbung iinGartendes akadeinischcn Hospi-
tals tritt die Vahii wieder in's Freic, doch
nin bald ain obern faulen Pe.lz in einen
lähgern Tunncl einzuniünden, an dcin jetzt
iii verschiedenen Abthcilungen rührig gear-
bcitet wird, sv daß die große Strecke zwi-
schen dein Breinencck nnd dcni Plitt'schen
Gartcn in wenigen Wvchen dnrchbrv'chen
sein dürfte. Zwischen der Gerberei vvn
Kühner nnd dem Karlsthvv bictet jedvch
derharte Granit°bedentcnde Schwierigkeiten
an den Arbcitcn dcs Tnnnels dar. Endlich
ist zu benierken, daß'außcrhalb dcs Karls-
thores längs dein Ncckarufer hin bereits
große Aiischüttungen dnrch dcn aus den
Tnnnels gewonneiien Massen erfvlgt sind.
— Nächstens soll anch die Erpropriativn
auf Schlierbacher Geinarknng bis 'Neckar-
gemünd fortgesctzt werdcn. — Wird^ was
de», Vernehmeil nach geschicht, ebcnso rüstig
zwischcn Aglasterhansen undNcckarelz gcar-
beitet, so kann die ganzcBahnlinic zwischen
-Heidelberg und Mvsbach iu 2 Jahren her-
gestellt sein. (Bad.Cbl.)

Heidelberg, 2. Jnli. Der „Karlsr.
Anz." fordert die kathvlischcn Gcistlichen

des Landcs anf, in einer fr'cien Cvnferenz
inögesanlint ihre Liebe nnd Trene für den
Erzbischof lant und vssenclich zu verkün-
den, ilin dadnrch dcn Beweis zn liesern,
daß sie zn jcder Ansführiiilg oes Con-
cvrdats bereit sind. Eine daraus folgendc
Cvrrespvndenz aus Offenbnrg unterstützt
dicsc Ansicht nnd hofft, daß cinige crz-
bischvfliche Dekane dic Ausführnng dieses
Planes in die Hand nehinen wcrden. Da-
geineinsanieBesprcchungen inunsereinLande
iin Allgcnieiilcn erlaubt sind, so läßt sich
wvhl anch im Bcsonderen gcgen Vcrsainin-
lnngeii vvn Gcistlichen nichts cinwenden,
so lange sich diesclbcn anf gcsetzlichein
Bvdcn bewegen.

§§ Heidelberg, 4. Jnli. Schbn wieder
hallt dcr Donner dcö Geschnszes von dcn
Bergen hcrab uud kündet nns eine Fest-
lichkeit an. Es ist dieses zwar keine va-
tcrländischc Feier, doch eine'w c l t h i st o-
rischc, an wclcher niehr vdcr wcniger jeber
Gcbildetc den lcbhaftesten Antheil iliinint;
denn an diesrin Tage hat cili grvßes Volk
seinc Freihcit nnd Unabhängigkcit erklärt.
Dieser. denkwürdige Tag, an welchem der
nordanzxrikaiiischc Staat dic Feffeln brach,
i'n welche es das Mutterland schniieden
wollte, war der 4. Juli 1776, weßhalb
die Jünglinge ans Nordanierika, welche
an der hiesigcn Hvchschnlc stüdiren, wie
auch andere Ainerikaner sich versaniineltcn,
nni diescn für ihr Volk so nnvergeßlichen
Tag würdig zu fciern. — Mit dein Schlag
7 Uhr crtönten 33 Schüsse; jedcr dentet
cineii Staat an; spätcr versaiiiincltcn sich
!gegcn 40 Nordanicrikancr in dcin Gast-
i hvfc ziiui Adler bei eincin frohen Mahlc,
j wobei Sr. Kön. H. dcin Großhcrzog. wic
j deni Präsidcnten der Vereinigten Staaten
j cin donntrndcs Hoch gebracht wnrde. Schon
die Answahl dcs Gasthofes znui Adler
zu dieser Feicr hattc eine sinnvolle B.c-
deutung für die freien Söhne dcr Verei-
nigtcn Staaten; denn der .kühne Adler,
wclcher scine Schwingen in die frcien
Näunie des Acthers crhebt, ist das Ssnn-
bild Nordaincrika's.

Von der badischen Berqstraße,

1. Jnli. Zn den Capitcln, wclche i'n
ihrcn Ergebenheits-Adrcffcn an dcn Erz-
bischof.ani schärfsten gegcn die neuen,
das Cvncordat betreffenden Gesetzesvor-,
lagen anftrc.ten, gehört das Capitcl Wein
hciin.

Hanau, 1. Jnli. Gestern ist die
niehrfach in diesen Blättern erwähme Pe-
tition der hiesigen Bürger nin „Ausrecht-
haltnng der Verfasiniig von. 1831" an
den Knrfürsten abgesendet wordcn. Eine
fe^nere.Auflegung dcrselben znr Unter-
zelchnung wnrde von der hicsigen Polizei-
Dircction ausdrücklich untcrsagt, und anf
cine deßhalb an die hiesige Negiernng ge-
richtete Bcschwerde erfolgte der Beschcid:
„Die Polizei-Direction hat den Beschwerde-
führcrn zu eröffncn, daß ihr lediglich auf

eine politische Agitation hinanslauseiideS
Uiitcrnehnicn auf Grnnd dcr Verordnuna
voni 19. Dcceiiiber 1854, daS Vereins-
wescn bctreffcnd, init Recht inhibirt wor-
den sei und überhanpt als gesctzwidria
nicht gcduldct wcrden köniic!"

Älus Thüringen, 1. Jnli. In der
gestern statkgchabtcn Ausschußsitznng d'cs
dentschcnNationalvcreins wnrdc die nächste
Gencralversainmlnng'dcrsclben anf den 3.
und 4. Sepcember anberauint nnd als Ort
der Znsainnienknnst Koburg gewählt.

Koburq, 1. Inli. Die „D. A,Ztg."
ist in dcn Stand gcsetzt, anch den Wort-
lant der Anreve des Festpräsioenten Georgi'i
an den H'erzog wiedcrzngebcn: „Dic Thät-
sache, daß, als der Gedanke an ein dcntsches
Turn- nnd Iugcndsest anftauchte, die Wahl
dcs Orts wohl nnr anf eine Stadt, vie
in Jhren Landen licgt, fallen konntc, diirste
Ew. Hoheit beweisen, daß anch die dentsche
Jugend zum Vorans gcwnßt hat, wie sehr
Ew. Hoheit das Wachsen nnd Gebcihcn
unscrs Vaterlandes ain Herzcn liegt. Wie
sehr wir uns geehrt gefühlt hät-ten, wenn
Ew. Hoh. den Berlanf des Fcstcs selbst
init angesehcn und erlebt hättcn^ so er-
kennen wir doch an, daß Ihrc Abchcsen-
heit durch wcit dringendere Gründe ver-
anlaßt war. Den Dank für dieses. Fcst,
das glanbe ich versichern zu dürsen, wird
die deutschc Tnrnerschaft am bestcn da-
durch bekrästigcn, daß fie, wenn die Atunde
dcr Gefahr schlägt, ain liebsten nntcr Ew.
Hvheit Wihrnng für des Vatcrlandcs Ehre
unv Freiheit gcgen. jeden Feind einstchen
wird."

(8othcr, 27. Jnni.' Heute ist von
hier ein Transport von 14,000 Gewehren
nach Celle befördcrt worden, wo diesclben
pcrcnsfionirt werden sollen. Dicse Ge-
wehre sind von verschicdencn Unterhänd-
lern in Deutschland ansgekanft worden
nnd werden nach ihrer Herrichtung nach
Sl'cilicn geschickt, uin znr Bewagnnng
des Vvlksheeres verwendet zn wcrden.

München, 1. Inli. Geh. Nath 0r.
G. I. v. Ächubert (vorinals Professor
der Philosophie an der hicsigen Univcr-
sität, Verfasser der „Gcschichte der L)ee1e"
und vieler andercn Schriften) ift hcute
Mittag, 81 Iahre alt, grstorben.

Bom L»ciederrhein, 1. Iuni. Es
nnterliegt keineni Zweisel, daß die Aus-
stettnng der „Heiligthüiner", der Ncliquien
in Aachen wieder cinen grvsien Verkehr iir
jenen Tagcn hervorrnfen wird. Es wer-
den vvn allcn Seiten Processionen ans-
gehen nnd n'ach Aachen ziehen. Anch die
größercn Städte, Köln nnd Düsselborf,
sind dabei. vertreten. Aus dicser Stadt
fährt eine Procession per Eisenbahn nach
Aachen, — ein entschiedcner Fortschritt,
wenn inan an die Echkernacher Wallsahrer
denkt, wclche von jeben fünf Schritten
brci nach vor- und zwei nach rückwärts
thnn.
 
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