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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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November
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0497

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HeidMerger TaMatt.

M 276.

Douncrstag, 22. Novcnibcr

lich. Pr<i6 mitNnikrbaliungSblatt vicrtel.
iäbrlich 36 kr.


1860

D e er t s ch l a n

7> Mannheim, 20. Nov. Gestcrn
fand dahier die dnrch den großh. Stadt-
director, Grafen Hennin, vcranlaßtc
Vcrsammlunq der hiesigen Znnftmeistcr
und einiqer Gewerbtrcibendcn statt, nin
dic von dem großh. Handelsininisterinm
anfgestelltrn 11 Fragcn zu berathcn. Die
von der Versaminlnng gefaßten Beschlüsse
sinv im Wescntlichen Folgende: 1) Man
wnnscht einc anf deiii Priiizip der Ge-
werbefreihcit bcrnhende Gewerbegesctzge-
bung. 2) Sprach man sich zwar gegcn
Lchr- und Wanderzwang ans, vrrlangt
jedoch einen Nachweis über Befähignng
durch eine vom Gewerberäth änzuordnendc
Prüfnng. 3) Hinsichtlich des Alters ent-
schicd man sich für das 25. Lebensjahr
zum Beginn cines selbstständigcn Gewerbe-
betriebs. 4) Hat Iemand im Großherzog-
thnm scin Bürgcrrccht erworbcn, so soll
ihus'frci stehen, in jedcr Gcmeinde sein Ge-
werbe zn betrcibcn, ohne ncuerdings Bür-
gcr zn werdcn. 6) Fraucnspersoncn sollcn
unter den gleichen Bedingungcn wie dic
Männer znm Geschäftsbctrieb zugclaffen
werden, mitAnsnahme dcr Wittwcn, welche
auch ohne eine Prüfung das Geschäft ihres
verstorbenen Mannes fortbetreiben kvnnen.
6) Ausläilder sollen ein Gcmeindebürger-
recht erwerbrn, brvor sie zum Gewerbe-
betrieb zugclasscn wcrdcn, nnd ebenfalls
eine Prüfnng . bcstchen. Bci Erörterung
dieser Fragc wurdc zuglcich der Antrag
gestcllt und mit 31 gegen 3 Stimmen ge-
nrhmigt, daß Angehvrigen der dcutschen
B»iidcsstaatcn im Falle- der Gegcn-
seitigkcit das Necht ertheilt wcrde, im
Großhcrzogthiim ein Gcwcrbe anszuüben.
Ferner wnrde der Wnnsch ausgesprochcn,
die großh. Negierung möge Ällcs anf-
bictcn, daß cin für ganz Dentschland anf
dem Grnndsatz der Gewcrbefrciheit nnd
dcr Frcizügigkeit bcrnhcndcs Gcwerbegesctz
zur Geltnng komme. 7) Icdcr soll die
Befugniß haben, nach übcrstandcner Prü-
fung jedcm andercn Gcwcrbc sich widincn
zn könncn. 8) Dcr Hansirhandcl svll
möglichst 'bcschränkt werdeii, und 9) was
die Aiisübnng dcr Gcwerbe bctrifft, sollcn
solche keincrlei Beschränknng crlei'den; end-
lich sprach nian sich 10)'für Anfhebnng
bcr Zünfte in ihrcm scllhcri'gcn Bcstande
ans, uiid 'ciidlich 1l) für Errichtung von
Gcwerbe- niid Handclökanimcril.

Aus Dnden. In Obcrkir ch stiinm-
ten bci der Beratynng übcr die gcwerb-
lichcn Frägen von 26 anwesenden Mit-
glicdcrn 23 für eine Nevision der Ge-
ivcrbcordnnng, bezithungsweise für Neform
dcs Zunftwesens. — Jn Fnrtwangen
fiel die Abstimmuiig ganz im Sinne der
Gewerbefreihcit ans. Der Grundsatz bcr
Gewerbefrciheit wurde einstimmig an-
erkannt. — Ebenso wnrde im Bczirk^
Schönau mit ciner Majorität von 39
gegen 3 Stimmcn dic Einführniig einer
ausgedehntemGcwerbefrkl'heit als Grund-
lagc dcs in Aussicht gestellten Gcwcrbe-
gesetzcs dergr. Slaatsregicrnng empfohlen,
und in Stockach haben sich die Zunst-
vorstände nnd Gewerbetreibcndcn dahi'n
ansgesprochcn, daß das Gewerbegcsctz auf
dcm Grundsatz dcr Gewerbefrciheit bernhen
soll, keine Lehrzeit, Wanderzeit und Mci-
sierprüfung mchr zu vcrlangen, dagegen
inuß dcr angchende Gcwkrbsmann das 25.
Lcbensjahr zurückgelegt haben und den
Bcsitz des vollen Bürgcrrcchts für den
selbstständigen Gewcrbebetricb nachweiscn.
Die weitcrcn Fragcn sind ganz im Sinn
der frciesten Bewegung beantwortct.

Stuttqnrt, 20. Nov. Se. Majestät
der Kaiser -von Oesterreich traf gcstcrn
Nacht 9^/2 Uhr in Begleitnng dcs Prin-
zcn Friedrich von Württcmberg K. H., dcr
ihn i'm Namcn des Königs zn Ulm be-
grüßt, mit cinem Ertraznge hier ein.
Eine Stunde srüher war Se. Kön. Hoh.
der Großhcrzog von Baden hier ange-
langt nnd im Hotcl Marqnardt abgcsii'e-
gcn. Kurz nach 8 Uhr zogcn die Trnp-
pcn auf, das Bataillon Lipp vvm 1. Jn-
fantcricregimrnt, um die Ehrcnwache zn
gcbcn, die rcitenden Trnppen, um Spa-
Ii'cre zn bilden. Daö königli'che Schloß,
der Königsbau nnd der Schloßplatz sirahl-
ten in vollständigster Delenchtnng, dcrcn
Glanz noch dnrch Flambeanr erhöht wnrde.
Die Candclaber dcr Jnbl'läumssättlc wa-
ren mit Lichtkränzen gekrönt, die Neiier-
statne Hcrzog Ebcrhards im Bart niit
rci'chcn Flanimcn belcnchtct. Dcr König,
mit großer Suite, dcn Miilistcrn, dcr
Generalität, dcm östcrrcichischen Gesandt-
schastspersonal, c'mpsing scincn hohcn
Gast i„i Bahnhofc; dic Begrüßuiig bci-
dcr Monarchcn war sehr herzlich.

Kasiel, 17. Nov. Gestcrn eröffiictc
Hcrr Nnbsam .auS Fnlda als Alters-
präsident die Sitznng dcr 2. Kanimcr mit

den Wortcn: „Meine Hcrren, dic Ge-
schäftsordnnng wcist mir die Leitnng dcr
hente vorzuiichmciidcii Wahl des Präsi-
dinnis nnd Sccrctariats zn. Ich bin in
dcr Absicht hierhcr gcgangcn, mcincin Va-
tcrlaiidbiebeschwvreiicnvcrfassungsmäßigen
Nechte, bcgründct dnrch die Verfassung
von 1831, zn erhalten; ich wcrde nur
mit diescm Nechtsvorbchalt die heutigen
Wahlcn voriiehmcn nnd fordere alle an-
wesendcn Herrcn auf, die mcine Gesin-
nungen theilen, sich zu erheben." Von
dcn 47 anwescndcn Mitgliedern (Neu-
müllcr aus Marburg ist durch Krankheit
noch verhindert) tratcn 41 bei.

Berlin, 17. Nov. Die „Volkszcitung"
fordcrt die Bapern und Prcußen auf, zu
ihrer eigencn Ehrenrcttuiig mit der Ein-
ladung an die Denkschrn voranzngehen,
folgende Adressc an die hcssischen Männer
zn richten : „Ehre und Achtnng dir, Volk
von Kurhcssen, daß du wahrcst Recht und
Gesctz gegcn Willkür und Gewaltthat."
Mögen anch vicl dcr Streitpunkte in
Dcntschlaiid sein, übcr Eincs seicn wir
doch einig: über Nechl nnd Gesctz, über
Verfassung und Vcrfassungstreue.

Man schreibt dcr „Nat.-Ztg." aus
Thüringen: „Warnm weiß die „Preuß.
Ztg.", die'von den Nechtcn des Königs
von Neapcl so durchdrungen ist, nicht ein
Wort dcr Ermuthigung für dic Nechte
des kurhtssischen Volkcs zu sinden? Glaubt
man, daß dort die Dinge sich ganz von
sclbst machcn? Oder gcdenkt man Un-
angenrhmeS von sich abzuwcndcn dadurch,
daß man wie Vogcl Strauß dcn Kopf
i'n dcn Bnsch sicckt? Wahrlich, wenn
Prenßen Knrhessen fallen läßt, wcnn
cs nnlhätig znsicht, wic dort znm zwcitcn
Male das Unrccht siegt, dann wird es
mit dcn „„nioralischeii Eroberiiilgen"" in
Dcukschland vorbci scin. Dann ist das
„„avilii- la 1'ru886"" sogar dcr schwachcn
Polilik dcr Milkclstaatcn gelnngcii; und
wcnii dann cin Andcrer kommt, um anch
das „„tlemolii"" zu versnchcn, so wird
Prenßcndcrbcste seiner Blindesgcnossen feh-
len — die Spmpathie dcs deutschcnVolkes."

Wicn, 17. Nov. F.Z.M. v. Bcncdek
ist am 14. inVcrona ci'ngetrossen nnd wnrde
von dcn Trnppen aufs Freudigstc begrüßt.

Pesth, 16. Nov. Wir haitcn gestcrir
Gclcgcnhcit, eincr Dcr samiiil ung von
Männern beizinvvhiicn, in wclchcr so zicm-
lich allc Parteicii vcrtreteii waren. Mchrere
 
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