Heidelberger Tagblatt (1860 (Juli bis Dezember))

Heidelberger Tagblatt.

N' 181

iährliL 36 ki.

Mittwoch, 13. Augttft W« 186lV.


D e rr t s ch l a n d.

Karlsruhe, N. Aug. Nach ei'ner
'Dekaniitiiiachuiig dcs großh. Mliilstcri'lllns
des Jnneru uinssen dicjcnigen Handwerks-
gesellen, Ardeiter nnd Dl'eiistbotcu, welche
r'n bas Junere von Fraiikrci'ch rei'scn wol-
len, an der Grenzc i'ui Desiy ei'ner Baar-
schast von 50 Frankcn scin, wcnn sie sich
nicht durch gehörig bcglanbi'gtc Vcschci'-
ni'gung ausw'eisen könneu, daß i'hncn in
ihrcui Bestiinniiiiigsvrt bcreits Arbeit zn-
gesichert ist, in welcheni Falle ein Ncise-
geld, wouiit sie dicsen Bestiinuiungsort
erreichen könncn, genügt. Bon Denjeni-
gcn, wclche iui Elsaß iu Arbeit treten
wollcn, wird dcr Bcsitz eincr Baarschaft
von 20 Fr. odcr obigc Bcscheinigung mit
deui nöthigcn Neiskgeld vcrlangt. Dabei
versteht cs sich von selbst, 'daß solche Per-
soncn außerdein niit dcr vorgcschricbcncn
und von der franzvsischrn Gcsandtschaft
visirtcn Neisciirkuiide verschen sein niüssen.

Karlsruhe, 1l. Aug. Von Ulm ist
uns die vcrbnrgte Nachricht ziigcgangcn,
daß Hcrr Fabrikant Vcstcr iii Pforzhciui
anch dort Schicßversuche niit scincui ncii-
erflindciien Cpstcin vor cincr Anzahl Df-
siciere abgchaltcn hat, wclche, wie hicr,
äußerst befriedigcnd aiisgcsallen sind. Dcr
übcrcinstiinineiide Ausspriich dcr Dcchnikcr
ging dahin, daß dic Vcster'sche Kauone als
Fcstungs- und Marincgcschütz vortrcfflich,
iind bci lcichtcrrni Kalibcr cbcnfalls als
Feldkanone gut zu gebrauchen sci. Jn
der Anerkciinung dcs Vester'schcn Spsicins
durch auswärtigc Tcchnikcr ist gewiß der
Prüfstein für dic Würdiguug diescr iieuen
Ersinduug grgeben.

Kavlöruhe, 13. August. Se. Großh.
Hoh. dcr Priuz Wilhclm siud in Beglci-
tung Sr. Erc. dcs Hrn. Gcncrallieutnaiits
KuuH und dcs Dberlicntnants Frciherrn
v. Gcniiningkn gcstcrn Abend uiik dcui lctz-
tcn Zuge aus dcin Lagcr bci Chalons
wiedrr hicrhcr zurückgekchrt. — Nach dcu,
uiorgcn Abend beendigtcn Gastspiclc dcs
Hrn. Noger fährt Abends 10 Uhr ein
Sondcrzug Vvn Karlsruhc nach Vadcn
ab, uu't Halt an dcn Zwischcnstati'oncn.

Karlsruhe, 13. Aug. Zusolgc Er-
>asscs großh. Haudclsnriiiistcriuniö voin
2. d. M?sind dic für die Ausstclliing bci
dcr voili 16. bis 22. k. M. staktsindendc»
Wanderversainttiluiig. drutscher stand- und
Forstwirthe in Hcidelberg bestiiiiniten Obst-,

Draubcn-und Weinuiustcr auf der großh. ^ sittlicher Untcrgrabnng echter Gcwissen-
Staatsbahn und niittclst der großh. Posteu ! haftigkeit uud Wahrhaftigkcit? Wir wol-

tarfrci zu befördern, insofern die Sen-
dungen in der Zcit voin 15. August bis
12. Sept. d. I. aufgcgeben wcrdcn, an
den zur Enipfaiignahnic bevoklinächtigtcn
Dr. Herth in Hcidelberg adrcssirt und
von ciucui gclncinderäthlichen Zengnisse
über dic Bcstiiniliung der Seudungcn be-
glcitet sind. Für ctwa ciitstchciidcn Scha-
den wird aber Seitens der großh. Trans-
portanstalt keine Garantie geleistet.

Dom Zteckar schrci'bt uiau der
„Karlsr. Ztg." voui 11. August.: -„Es
läßt sich nicht länger verkcnnen, daß von
Scitcn einer Partei des katholischcn
Klcrus odcr vvn den Leitcrn und Führern
diescr Fraktion, die uur thcilweise dcui
Klcrus angchören, gcwissc Schritte vcr-
abrcdet iwd vorbereitct werden, welchc

inan sci'iicr Zeit den neucn soq. kirch- hüllen

len anf diese beklagenswertheste Seite
unscrcr kirchlichen Wirren ein anderes
Mal zurückkouiuieii."

Mannheim, 12. Ang. Vergangene
Nacht wnrde dcr hiesige Bürger undSchlos-
seruieistcr S—d bciin Nachhausegehen vor
seiner Wohnung von mehreren Jndividnen
angefallen und uiit dcn Worten: „Dies
ist anch einer von Dencn", durch - fünf
Mcsscrsticbe vcrwundet. Die Verlctzungen
sind zuui Theil dcrart, daß sie nicht frer
von Gcfahr für den Bctroffcnen scin dürf-
ten, dcr die Stütze einer Fainilic niit
6 Kindcrn ist. Hofsentlich wird cs den
angcstellten Nacbforscbnngcn gelingen, die
Thätcr aufzlifinden, uin dicselben sowohl
zur Strafc zu bringen, als die Bcweg-
gründe zu bieser schändlichcn That zu ent-

ichcn Gesctzcn gegenüber gcnieinsani ekn-
haltcn will, uui dcren Durchführung un-
niöglich zu uiachen. „Wir werden zn
zwingen wissrn, wcnn inan uns nicht ge-
währen läßt — äußerte schon früher ei-
ncr dcr eifrigstcn Lcitcr dcr gegcnwärtigen
ultrakirchlichcn Bcwcgung. Diesc Gcsin-
nung, welche das rcchtliche und christliche
Verhalten dcs Ilntrrthanen ini Staate
gänzlich vcrkcnnt, und die Willkür und
das subjective Eruieffcn des Einzelncn
an die Stelle der Ordnung Gottcs setzt,
die vor Allcm nnd ohne Ausiiahuie Ge-
horsam gcgcn dcn Staat und seinc Ge-
sctze fordcrt, hat schvn in der bckannten
Crklärung zu Appenwcicr theilwcisc ihrcn
Auödruck gefiindcn und wird gcgenwärtig
von eiilhciniischen und frcuidcn 2lgitatorrn
in allcn Thcilrn des Laudcs hcruincolpor-
tirt und in größercn und klcinercn Con-
vcntikeln cingeiuipft. — Wir sind nnbe-
fangcn gcnug, uin dcn Werth und dic
Tragwei'te dieser Crschciiiiing richtig zu
bciirihcilcn nnd nicht zu übcrschätzcn; denn
wir wissen, sie wird an dem gesuiidcn

Konfianz, 10. Nng. Die Konst. Z.
voui Gcstrigen uicldet ihrcn Lesern von
Wessenbergs Tod uiit folgcndcn Wortcn:
Traucrknnde. Dcr wehinuthsvvllc Ton
der großcn Glocke hat der hiesigen Stadt
das srouiiuc Hinscheidcn ihres edelstcn
Einwohncrs und Chrcnbürgers niit schinerz-
licher Crschütterung verkündet. Ticfc und
stillc Traucr liegt übcr der Stadt, und
nianche Thränc der Arinnth fließt, ihr
Gebct für den Hohen Verblichencii zuui
Hiuinicl seudend. Sx. Erc. Ignaz Hein-
rich Frhr. v. Wessenberg, Gehciincralh
und Bisthunisverweser dcs vormaligen,
wcilhin sich erstreckenden Bisthiinis Kon-
stauz, ist heute, den 9. Aug., Abeuds 8
Uhr, voll Ergebung iinb lichtcm Blicke in
dic höhcrc Hciniath, sanft und ruhig un
Hcrrn cntschlafcn, 86 Iahre weniger 3
Monate alt, gchobcn und getrvstet dnrch
die heiligrn Gchcimni'sse seiner Kirche. Jn
ihin erlosch der Stadt, in der er 60 Jahre
wcilte, u»d Allen, dic ihn kaunten nnd
verehrten, ein schöncs Vorbild jcdcr Tu-
qcnd, und den Aruicii unserer Stadt und

bcrgchen, das in seiner eininenten ZahllLicbc ini Herzen trug., starb der zärtcste
,'n crqicbiqes Feld sür Vcrdächtiguiig ! und opscrwilligste Freund und Wohlthäter.
nd Wühlerei bictct. Anck diirftcn Dic-!Wie viele Studircnde, jctzt nnd au's frühc-

Si'nn dcs badischen Volkcs spurlos vor-1 weitcn llnigrbung, die er Alle niit warmer
üb
kciu

und_7..,... .^_. . , . ^ , . . .

jcnigen, die bisher ihren Muth i» ci'ncr 1 rcr Zeit, von dcncn schon Vicle Geistlickc
zu wcit gchcnden Nachgicbiakeit faiidcn, ^ Bcamte, Aerzte, Künstler und Lehrer sind,
in ihren Bercchnnnqeii bald sich gctänscht, verdankcn und vcrdanktcn i'hm inilde und
sindcn. Abcr einc Frage iiiüssc» wir doch , reichlicke Gabcn. Wie Vi'eles hat derselbe
stclicn: Liegt in dieseii halb abcntcucrlichcn, i zur Gründuiig nud Crhaltiing von An-
halb frevlerischcn Uinkriebcii cin Stück!stalten für BU'iide, Taiibstiiininc und sitt-