Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

DOI chapter:
December
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0611

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
M 3»1.

lich. Prci's iniNI»!crbalI,!ngSb!a>i ri'cric!-
* iährlich 36 kr.

Freitag, 21« December

«!.c,lc cbcr b"cn Raum wcrbcn ^kr. ^

D eutsch lan

Karlsrnlie, 19. Dcc. Seine Kvnigl.
Hoheit der Großherzog hciben iinteriii
14. d. M. gnädi'gst geruht: die bei der
Directioil der Vcrkehrsanstalten erledigte
Stelle eincs tcchnischen Nathes dem bis-
herigen Vorstande des Eiscnbahn - Anits
Freiburg , Eisenbahn - Inspector Ludwig
Stiniin, unter Erncnniliig desselben zuni
Bänrath, zn übertragen, und dcn Vor-
stand der Wässer- mid Sträßenbau - In-
spection Mannheini, Obkringkiiicnr Lo-
renz, auf sein unterthäiiigstcs Ansnchen
in den Niiheständ zu versetzcn.

Karlsruke, 16. Dec. Obwohl dic
Negierung die ihr nichts wcniger als
freundliche Einwirkiing der Iesuiten-
ttiissi.on en iiicht unterschätzt, wird sie,
wie uian dort anniinnit, dennoch zu cineni
Einschreiten dagegcn vermöge dcr 8luf-
richtigkeit ihrer Ailerkenuung kirchlicher
Freiheit sich ni'cht herbcilassen, cs ilii'ißten
denn bestininite Thatsachcn vorliegen. Und
da habcn deiin in eiiiigcn Gkiucindeii Män-
ncr von ebcnso ruhigcr und friedlicher, als
freiinüthig entschiedener Gcsiniiung sich eiit-
schlossen, vorkoliiincnden Falls das Nccht
der Gcnieinde zu wahren und durch Vor-
siellungen bei den Pfarrern oder, wo dicß
nicht hälfe, durch cine Deinonstration des
Nichtbesuches der Kirchcn die Säche bei
der Wurzel zu erfasscn und einer Stv-
rung des Friedens in der Gknicindc anf
diese eiiifache Weise vorzubengcn.

Aus Dudcn. (Aus dcn Schwur-
gerichkcn.) In Bruchsal wurde in der
geheimen Sitzung voni 18. Fried. Frei-
burger vön Niiitheiin weglii versüchtcn,
abcr uicht ausgcführtcn Verbrecheüs gegen
die Sittlichkit zu 1^/^ Iahre Zuchthaus
vder 1 Jähr Einzelhaft verurtheilt. —
In Mannheini kani am nänilichen Tage
das gleiche Verbrechen, begangen von
Johaun Gvlh vou Hockeuheini zur Vcr-
handlung. Der Angeklägte wurde iii eine
durch 30 Tage Hungerkvst geschärfte?Ir-
beitshausstrafe von 3 Iahrcu verunheilt.
Ferner stand Wirth Christoph Detz von
Mannheiui vor dcn Schrankeu des Schwur-
gcrichts, und zwar des nänili'chen Vcr-
geheus bezüchtigt. Der Ang'eklagte wurde
zwar für schuldig erklärt, eiiicn verbre-
cherischeii Versuch verübt' zu haben, die
'Gcschwoi'encn iiahineii aber an, daß er
srciwi'llig den Vcrsuch wiedcr aufgegcben

habe. Es erfolgte cin freisprechendcs Ur-!
theil.

o'MtUiiihcim, 17.Dcc. DicSchwur-/j
gerichtssitzungen haben hcute unter Vor-^
sitz des Herrn Hofgerichtsrathcs Ahlcs
begonnen. Vor der Anklagtbank erschi'en j
dcr ledige 23jährige Wundarziieidikner j
Atiton Hiickle von Plankstadt und Kcllnrr
Lorenz Ronalter von Lritersbach ini Kö-
nigrcich Bapcrn, dcs gefährlichen Dieb-
stahls brschuldigt. Veidc Angeklagte, schon
srüher bekaiint, trafen sich in Heidelberg,
um von da eine Nazzia in den Tauber-
grund zu uiachen, wo Hnckle'sich früher
aufgehalten hatte, u. A. auch mit dcn Oert'
lichkciten in Großrinderfeld vertraut, und
nameiltlich vfter in das Haus des'Kauf-
manns Seb. Schweizer gekonnnen war.
Die Angeklagtcn suchten nun gegen Mit-
ternacht in dcssen Wohniing einzudringen,
was ihneu auch nach vkrschiedcnen Vcr-
suchen durch ein 12 Fuß übcr dcm Boden
brfindliches Fcnster gelang. Huckle, wel-
chcr zuerst in daS Haus grlangte, öffnete
iiun srinem Genossen die Thüre, und
bridc suchtcn nun vrrschiedenr Gegenstände
im Comptoir und Laden sich anzneignrii,
worauf sie auch noch eiiien Schra.'.r zu
öffnen sich beuiühtcli, in welchem rine
Summe von 300 fl. sich befand. Durch
das Oeffnen dcr Ladenthüre wollten sich die
Diebe jedcn Fliichtvkisuch crmöglichen,
wurdcn äber durch das plötzliche Klingeln
so crschreckt, daß beidc das Weitk snchtcn,
und nur Weniges entwenden koniiten. Die
Gcschworeiien sprachen ihr Schuldig' aus
— auch hatten die Angcklagten cin voll-
ständigcS Geständniß abgclegt und der
Schwurgcrichtshof vcrurlhcilte Ieden in
eiiie Zuchthausstrafe von 2 Iahren oder
1^/g Iahr Einzclhaft. Huckle wurde au-
ßcrdeiu zur Stclliing unter polizeilichej
Aiifsicht auf 1 Iahr und Ronalter zn le-j
benslänglichcr Landesverwcisung vcrur-
theilt.

Vom Mittelrhein, 17. Dec. Si j
cherein Vcriiehnien nach wird in der Lei-
tiing des gr. evangelischen Obeikirchen- j
raths cinc wichtige Verändcruug vor sich
gkhen und alsdauii sofort die El'nberuflliig,
der Geueralspnode erfolge». (M. I.) !

HänckU, i8. 'Dcz. Gestern Abcndj
vcrsaninieltrn sich zu ci'nem,Festessen nn-!
gesähi- 400 Hauaiier Büxger un, ihren
Abgeordiietcn Ziegler, den.bckaiintcn An-
tiagstellcr in der üiryessischeii Fragc.

Dresden, 15. Dcc. Der zweiten
Kanimer ist eine Pctition zugcgangen
uni Verwendung für Freilassung des
letztcu Mai'gefaiigkiieii, des Musikdirec-
tors Nöckel, ans dem Ziichthaüse zu
Wäldheim. Bei Berathnng dieser Petition
wird wohl auch der Flüchtlinge aus
jener Zeit nnd der nvch iilimer Drod-,
losen gedacht werden, welchen das Straf-
urtheil wegen der Maitage die Advokatur
entzog; niit ei'Ncin Wort: dcr Wunsch
nach allgellieiner Ainncstie, welcher sich
auch schon an anderen Orten lant regte
(so in eincr oldciiburgischen lei'der er-
folglosen Petitioii, s. u.), wird wohl
auch i'n unsercm Ständesaal endlich er-
klliigen. Die Zeit »lahut.mit Ernst dazu.

Berlin, 14. Dcc. Während die
„Preiiß. Ztg." in der venetianischen Frage
den ihrgcuiachten Vorwurfder Illopalität
zurückwcist und an der Hand der hier bei
Springer erschiencnen trcsslichen Schrift
in eiiie unbefangcne Würdigung dieser für
Deütschlands Intcressen so schwer wiegen-
den Frage eingcht, wird von der hicsigen
radikalen Ppesse der neue „Pariser
Fühler" in Betreff der „Abtretiing.Vene-
ticns" alS Mitkämpfcr gcgen die deutsche
Dundesmächt Oesterreich mit Frcuden be-
grüßt. Die Sci'ne-Politiker kennen ihre
Freünde; sie wissen, daß außer der
„Köln. Ztg." cs in Deiitschland auch noch
aüdere Organegibt, die in ihrer Partciver-
blendung willig Allcs untcrstützen, waS
dem Ausland nützt und dcm eigcnen
Vaterländ schadet. Und im vorliegendeir
Fall gilt es ja nberdies noch die Erhal-
tung dcs ällgeineinen Friedens, den
Ocsterreich „stören" würde, wei;n es auf
die saubercn Pläne seiner Gegner nicht
tinginge. In der That eine schöne Zu-
muthung: zur Erkaufung des Friedens
am crklärtc Friedensbrecher und Eroberer
wichtige Besitzthüiner gegen eine Geldent-
schädigung zu überlassen, um denselben
neue Slützpuiikte zu weiteren Ueber-
griffen zu gewährc». Hcnte Venctiens
wcgcn solche Zumuthungen an Oesterrci'ch/
über's Iahr der Nhcinlande wcgen die-
selbcn an Preußen! Und so weiter.

Berlin, 17iDec. Der Appellations-
gerichtö-Präsident v. Bclliuth ist, wie
der „Staatsanzeiger" jetzt ofsiciell an-
zeigt, zuni Iustiziüiiiister crnaiiiit.

Bcrlin, 13. Dec. Polizeidirector z.D.
S t i e b c r ist auf dett 7? Iauuar vov
 
Annotationen