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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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August
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0177

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Hndelberger Tagblatt.

1»8.

lich^Prel's u>itU»ttrhalIungSblatt t>icrl'^-
iährlich 36 kr.

Donnerstag, 23. August 18GO.

D e « t s ch l a n d.

Karlsruhe, 17. Aug. Seitdem sich
Hosprediger Bepschlag fiir die Amiahmc
dcr Profcssiir in Halle entschieden hat,
redet man anch von des Prälaten Ull-
mann nahem Austritt auS dem Ober-
kirchenrath, bezichungswcise von seiner
Pensionirung. Unter drn Candidaten fur
diese Stelle wird auch Pros. Schcnkel
genaiint. Alle diese Gerüchte sind indessen
nur Vermuthungeu. Bedauert müßtc wer-
dcn, wenn Pcrsoncnwcchscl stattfände ohne
Aenderung der Prinzipien.

Heidelbcrg, 22. Aug. Jn dicsen
Tagcn circulirtc hier zur Unterschrift eine
Pctition an die hohe zwciteKam m er,
welche um Vcrwcndung fürErlassung einer
al l g em e i ii e n Am ii e st ic nachsucht. Wie
wir vernehmen, wurde dieselbe auch in
Ncckargemünd und Wiesloch unterzcichnet.
Es ist dies ein schönes Zeugniß für die
Gesiiinungen der hiesigen Bürgerschaft, von
welchcr die Petition ausging, und sic wird
gewiß in allen andern Slädtcn dcs Groß-
herzogthnms Anklang und Nachahmung fin-
dcn. Es würden damit die letztcn schmerz-
lichen Erinncrungcn an eine Drangsals-
periode verwischt werden, die nun gänzlich
der Vergangenhcit angchört und mit keincr
Spur mehr in die Gcgeuwart hercinragcn
solltc. Möge die.Zeit nicht fcrne sein,
wo kcin Deutscher mehr uilsreiwillig als
Flüchtling in dcr Frcmde umhcr zu irrcn
genöthigt ist, damit in dcr Stundc der
Gefahr dem Vaterlandc keiner sciner Söhnc
fehle.

Aus dcm Amtsbezirk Dühl, 20. Aug.
Nach 12wöchciulichcr Negenzeit haben<wir
heute bci hohem Barometerstande (28 Gr.)
recht schöne Wittcrung bekommen, und
gebcn der Hossnung Raum, daß die Monatc
September und October unscren Wein-
b.ergen anhallcndcnSoiiiicnschein bringen
werdcn. Noch habcn dic Traubcn in Folgc
der fcnchten Witterung sehr wcnig gelitten,
nnd wenn die nächstcn Wochcn warm wer-
den solltcn, so ist inimerhin,noch kin guter
Herbst zu erwaxten. — Dic Erndtc ist
ergicbig ausgefallcn: 80 Garben lirfertrn
durchschiiittlich 6 Malter Spclz. Dic Kar-
tvsscln sind rcichlich gewachscn, zeigcn je-
dvch schon da und dort Spureu von Fäul-
niß, was nach dcn vorausgegangenen Ne-
gcngüsscn nicht überräschcn darf. Die
Dirnen, wclche sehr gnt gcricthen, siud

schon zum Theil eingeheimst, und auch die
Aepfel lliid Zwetschen versprechen ein rei-
ches Erträgniß zu liescrn. Von lctzteren
wird das Sester kaum höher als 6. bis
8 kr. zn stehen kommen.

Stuttgart, 18. Aug. Die Nachricht
vvn dem Besuchc ves Königs in Fricd-
richshafcn bcstätigt sich, wogegeu der Neise
nach Meran entschiedcn als' nicht statt-
findend widersprochen wird. — Der frühere
Nedacteur dcs „Bcobachters", Dr. Adolph
Wcisser, welchcr in Folge dcr Ereig-
nisse von 1848 und 1849 bis jcpt in der
Schweiz gelebt hatte, dem aber seit einigen
Monatcn durch köiiiglichc Gnade die Hei-
math wi'edcr gcöffnet wurde, hat ini neucn
Stultgarter Mineralbad bci Berg ciiie
Zusiucht gesucht und gefunden, uni dort
von körpcrlichen und geistigen Leidcn Hei-
lung zn crlangen, wozu man die beste
Hofsnnng hegte. Plötzlich verschwand dcr-
selbc vor einigen Tagen von der Seite
seiucr treuen Pflegcrin, seiner Frau, ohnc
daß man einige Tage lang cinc Spur von
ihm auffindcn kouute. Gesteru wurde er
uiiii trostlos in dcr Nähc des Königsbadcs
aufgefliudcn; cs soll aber wcnig Hoffnung
mehr vorhandcn sein, ihn den Ceinigcn zu
erhalten.

Berlin, 2l. Aug. Dic „Preußische
Zritung" bczcichnet dic Mittheilungcn dcs
„Nord" übcr die präcisirten Puurte dcr
Ziisammcnkiinst dcr beidtn Fürstcn in
Tcplitz als Erzcuguisse freier Ersiudung.

Drcuicn, 17. Aug. Heutc Morgen
sind nahc an 2300 Auswandercr auf zchn
Schleppkähnen von hicr nach Brcmcrhascn
abgcgaiigen, wovon ungcsähr 1060 nach
New-Pork, 550 uach Baltimore, 500 nach
Ncw-Orlcans, 150 nach Galvcsion zu
reiscn vorhabcn.

Wien, 15. Aug. Dem von mchreren
Seitrn äufgctauchtcn Gcrüchtc, daß Oester-
reich dic Absicht habe, eiiic eiicrgische Note
nach Tnrin gclangen zu lassen, muß auf
das Entschiedciiste widersprvchcn werden.
Man dcnkt hier in Wien für jctzt wcnig-
stcns an einen solchcn Schrirt nicht u»d
wird überhaupt nichts unternchmcn, wo-
durch ein Strcit mi't Sardi'nien provocirt
werden würdc. Ocstcrrcich ist cntschlossen,
die militärischeii, wie die finanziclleu Kräfte
so lange zu sparen, als es nur immcr
möglich ist, wcil man nur zn gut weiß,
daß man uocki inimcr vi'el zu früh ge-
zwungen sci» wird, das Schwert zn zich'cn,

um dcn Besitzstand in Ztalicn zu verthei-
digen. Die Nachricht der „Jndepcndauce",
daß Frankreich crklärt habe, das Schwert
nur danii zn Gunsten Sardinicns zu zichcn,
wenn Ocsterrcich dic Lombardci angreifen
würdc, wird als richtig bezcichnet. Hcrr
Thouvcnel soll dcm Fürstcn Mettcrnich
eine ähnliche Erklärung gemacht und hin-'
zugesctzt haben, daß der Kaiser Napoleon
in Turin seincn Ei'nsiuß gcltend machen
würde, uni dcn König Victor Emanuel
zu vcranlassen, dcn Bcsitzstand der vster-
reichischcn Kronc in Italicn zu respectircn.

Wicn, 16. Aug. Gestcrn beim Bankctt
im hiesigen Augarten hiclt der bcrühmte
Iurist und bapcrischc Abgeordnete, Pros.
Edcl aus Würzburg, cinc Ncde, dic ebcn
so große Scusation errcgte, wie jene Lcr-
chcnseld's in Salzbiirg. Der Gedankcn-
gang dcr crrcgteii und begeistcrten Worte
war beiläusig solgcnder: „Mit dcm Eisen
der Schiencn allein ist nichts gethan;
Deutschland braucht noch andercs Eisen,
f scharses Eiscn, scharfcs Schwcrt. WaS
jArznei nicht heilt,.das heilt Eisen; was
das Eisen ui'cht hcilt, heilt das Feucr;
Arznei verschlägt in Deutschland nichts
mehr; die Kunst der Diplomatic ist ban-
kerott gewordcn — so muß Eisen helfeu,
das Schwert, und Fcuer, das Feuer dcr
Vaterlands- und Freiheitslicbe. Ist erst
Eine große That gelhan^ dann kaun man
andcre Nationalwerke in Angriff nehmcn.
Die Frcihcit muß in ihrcm Gefolge gehen.
Der Bundestag, der so ofk cin Bund der
Knechtschaft gewesen, reicht nicht aus. Daß
dic süddcutscheu Stäminc warme Spm-
palhien für eiuandcr hegen, braucht nicht
erst gcsagt zu wcrden, die Thatsache ift
bekannt. Was wir anstreben müsscn, das
ist dic Spmpathie dcs Nordcns von Dcutsch-
land. Der Bund zwischen Nord und Süd
! ist cin nothwendigcr; das hat, bcvor noch
die Fürsien zu Tvplitz sich die Hande
reichteu, jeder ehrliche Patriot bcgrisscir.
Dauu köniic, müssc Deutschland am Nhein
niid Mincio deiitschcs Land und dcntsche
! Ehrc wahren! Wir müssen endlich einig
i werden; dcr Zwicspalt zwischcn Nord und
Süd muß ein Ende erreichen; iin Südcn
wie im Norden, überall sollen sich dic
wahrcn Patrioten die Hände reickieu, die
Söhnc derer, welche bei Asperu käiiipflen,
und die Söhne dcrer, welche au der Katz-
bach ciiien biuligeii Siräuß fochleu. Anf
^ nus sclbst müsse'u wir u»e verlassen, auf
 
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