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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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August
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0105

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W'18«. Donncrstag, 2. Ai.gi.st

" .... >'l ! 'i "

Tclegraphische Dcpesche

Neapel, 30. Juli. .Zwischcn Gari-
baldi uiid Clarp ist cinc uulitärische-
Conveittion abgcschlossen worden. Die
Ncapolitaner blclbcn im Desttze dcs Forts
von Spracns, Agosta nnd Mcsstna nnd
können in.dicseii drei Städtcn sich frei
bewegcn. Die Citadelle von Messina
wird kein .Feuer geben nnd die Schiff-
fahrt dnrch dcn Daro frei bleibrn.

D e tt t s ch l a n d.

Karlsrnhe, 27. Inli. (Fortsetzung
dcr 60. Sitzung der Stände.) Häusscr
fährt fort: Die Tenkschrift sagt dann
weiter: daß der Cindrnck dieser Vorgänge
ini Lände bei allcn Katholiken ein tief
schuierzlicher gewescn sei. Ich glanbe aber,
nian hat in deni Juhel, niit dcm die wohl
bekannten Vorgänge im Lande bcgrnßt
wnrdcn, dic katholischcn und protestan-
tischcn Stininieii nicht niiterschsidcn könncn.
In dcni einninlhigiin Jubel, dcr an Pa-
läste nnd Hnttcn schlng, koniitc ich wenig-
stens einen confesstoncllen Gegensatz nicht
wahrnchnieii. Ein hcrzlichcs, ungetrnbtes
uiidliatiirwüchsiges Gcsnhl stieg in deniLandc
zu deui Herzeii'des Landeeherrn empor; unb
zwar ans allcn Theilcn deö Landes, drni
katholischen Drrisgan, wie dcr confcssioiietl
gcniischteii Pfalz. Es ninß deßhalb eine
eigenthiiiiiliche Abgeschlvstciihcic von der
übrigen Welb in dein Kreise hcrrscheii, drni
die Tenkschrifr angehört niid zn dcin dcr
Jnbel des Landes nicht gedrnngen ist, wenii
uian dorr nur Schnierzcnslaiite hörle und
nicht der frcudigc-Jiibel ertönte, von dcui
wir Zeugcn waren. Tic Schrift sagt dann
aber noch wciter, daß die Stande vvr
dem Abschluß der Convention stch iii'einals
hcrbeigelasten, in dcni Siniie stch auszn-
sprechcn, dcr nach den Verhaiidlnngen nber
die Eoiivention zuui Bcschlnß der ^amnier
wurde. Ich darf uiich hicr wicdcrnm auf
-Dasjcnige bernfcn, was in dcn frühcreii
L'erhandlniigeii, die ich nicht rkcapitulircii
will, besonderS in deni krcstlichcii Bericht
des Hrn. Bcrichterstattcrs, enthalten ist.
Jch kann dieses Lob lciicni Bcricht um so
uiigkschentcr erthcilen, wcil ich danials
diesein Hause nicht angchörte, also ganz
nnbelhciligt bin. Der Bericht fi'ihrtc aus,
viclchcs dic Aussprnche der frnheren Kani-
niern gcwescn stnd nnd wie in jcder ncnen

Landtagspcriode Acußcrungen stch vcrneh-^
nien -licßcn, die, wic sich von selbst vcr-
steht, von deni LLnnsch dcs Friedcns be->
scclt warcn, aber auch anf der Wahrnng
dcr Nechtc des Staats nachdruckSvoll be-
harrtcn. Nnr Eines will ich noch dcm
Dcricht beifügen, weil dies -sür die Ent-
wicklung der gcgcnwärtigen Frage von
Jnteresse ist; ich nicine die Adresse, die
die 2. Kaninier nach dcm Constict von
1853 an dcn Thron erlicß. Dort warcn
die Schrittc der Kirchengewalt tief beklagt,
die prciswürdige Haltung dcs Volkes gc-
-rühnit nnd dic Versichernng beigefügt, daß
überall iin Lande die unerschütterliche Licbc
nnd das Vertraucn dcv Volks zu scinein
Fürsten in keiner Weise.gestvrt wordcn sei;
dort ist zngleich dic Hoffnnng ansgcspro-
chcn, daß dnrch eine Vcrständigiiiig dic
bestchenden Mißverhältnissc werden grregelt
werden, ohne hicbei außer Acht zu lasscn,
was dic Wahrung der Würde uiid dcr
Ncchte dcr Krone fordert. Es scheint niir
das Verfahren der früheren Landtage so
zweifellos in dicseni Hanse sestgestellt, nnd
so klar, daß ich schwer begrcife, wic der
Vorwurf qcniacht werbcn konnte, die Kain-
nier habe sich nicht dentlich ansgesprochen.
Wcnn sie in ei'neni berechtigten Zartgefühl
nnd einer gewi'ssen.Znrückhaltung dlii Gang
der.Friedciisverhandlnng nicht stören wollte,
so war dies, wie ich glaube, wcniger ein
Anlaß znni Vorwnrs, als ein Anlaß znr
Anerkennniig. Dic Dcnkschrift erhebl abcr
anch den schwcren Vorwnrf, daß die Slände
übcr 'die Ncchtc dcr kaihol. Kirche ganz
geschwiegcn hättcn, nnd daß wedcr in dem
Bericht, »och in dcn Vcrhandluiigrn jc
rin -Wort darübcr gcsprochcn worden sei.
Fn dcm Bericht, dcr ini lrtztcn Monat
März vor den diesfallstgen Kauimcrver-
handlnngcn-erstaltet wnrde, nnd in den
damaligcn Verhandlniigen sclbst Ii'egt über-
reicheS Material, und ich ver'stehc abcr-
mals nicht, wi'c man ignörircn kanii, was
alle Welt vcriiommcn hat. Wenn wir
über den Inhalt dcr Coiiveiitioii erstannt
! nnd betrübt warcn , so sagt-man nnr in

> der Denkschrift, wir hättcn wisscn köniie.ii,

! was ci» Coneordat ist, nnd wic von dem
! Stand-pnnkt dcr römischeii Hierarchic nnd

> ihrcr Grnndsätze die Vew'illigiiiig nnr in

> engc Grcnzen eiilgerahnit sein könne. Da-
! rnbcr läßt sich abcr strriten. Dcr bckaniite

Ausdriick: temporum littioiie Iiaiiiln ist
Ichr dehnbar, nnd wenn stch die Denk-

ZnscrtionSgcbHbrkn für dic 3^spaltlgc^k-
lll^c.lc odcr dcrcn !num wer en n», kr.

schrift aüf das würtenibergische Concordat
bcrnft, so will ich niich anf dasjen'ige Con-
cordat bcrufen, das der römische Stuhl
im Iahre 1802 mit Fraiikreich, damals
dcm ersten Staat in Enropa, abgeschlossen
hat. Ich finde dort nichts von alle Dem,
was d'ie neuc Doctriii als nnveränßerliche,
niivordenklichc Nechte geltend gemacht. IH
sinde dort die Rcchte des Staats schärfer
bctont, als cs irgendwo geschehen ist. Ich
findc in dem französtscheii Concordat die
Erneiinung der Bischöfe ledl'glich durch die
Kronc bestimnit, nnd den damaligen fac-
tischcn Negentcn Frankreichs init den Rech-
tcn der alten französtschcn Könige, d. h.
dcr gallikanischen Kircheiifreiheit, bekleidet.
Wenn nian darnm diescs Concordat als
.Maßstäb für den Dcgrissvvn Coiicordat^i
gcltend machen wollte, so würdedic Schlnß-
folge stch ganz andcrs ergcbcn, als wenn
man die ncncn Concor.date zn Grnnde
legt'. Und doch verstchert nns die Denk-
schrift an zwei Stcllcii, daß der .rvuiische
Stnhl gerade bei dcr bad. Colivcntion eine
niigewöhnliche Nachsicht geübt. Es scheint
mir das cine für Nom selbst bedenkliche
Dehanptung; denn wenn dieses nnd ähn-
liche Concordate Aktc der Nachgicbigkeit
Romö stnd, so scheint mir damit nnr be-
wiesen, daß man nie nnd iii'mmernikhr ein
Concordat schließen darf. Doch die Denk-
schrift verstchert uns, das bad.-Volk sei
mit der Coiivcntion einverstanden gewcsen;
dciin es scicn 80,000'Unterschriften fnr
das Concordat und nnr 16,000 gcgen
das Concordat ciiigekolrimeii. Ich will die
Genests jcner Pctitionen nicht prnfen, nnd
auf die Bcrichtignng diescr Zahlenangaben,
zu dcren Cviisiatirniig znni Theile die Wege
nicht gegcbcn stnd, ni'cht cingehen; aber es
scheint niir doch eine zweischnkidige Wassc
zn sein, wenn ans dem Mnpde dcr Kirche
das snilia^n iiiiivoisol gcltend gemacht,
nnd daiiii't die Frage elitschiedcii werden
will in cl'iiem Staatc, wo cin verfässungs-
mäßiger störpcr als Vertretcr des Volkes
bcsteht. E6 gibt nur ein lcgales Organ,
das dic Skimmiing des Landes vertn'tt.
Es stnd dies dic bciden Versaniinliingeil
dieses Hanscs. Diese habcn gesprochcii,
nnd ich gestehe, daß jch in diesem Angeri-
blick Angestchts bittcrer Erfahruiigeii nicht
begreife, wie man dagegcn st.ch bcruferl
mag anf das «ulsiiigo unnorsol. Dev
Kamps, dcr über dic iieuen Gcsctzcsvor-
lagcn stch auf's Ncne entsponiieii hat, ift
 
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