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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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August
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0141

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Heidelberger TagdlM.

M 188. Soimtag, 12. Augüst S?!?'L?>L'LL2:L 186«.

D e ir t s ch l a n d.

Karlsruhe, 9. Aug. Das großh.
Feldartillerlerkgi'ment, das Cadettcncorps
und die Pl'oiiiil'ercoinpagttl'e wcrden am
14. d. M., Nachiiil'ttAgs, das Lager bei
Forchhci'ni brzi'ehcn iiiid bis Endc d. M.
dasclbst verwci'leii.

Frankfurt, 9. Aug. Dem Ham-
burger Correspondenten, ei'neni vorsichtlgen
und in der Regel gut bedi'eiiten Blätt,
werden übcr die Z u samni en ku n ft in
Toplitz „aus glltcr Quclle" einige Mit-
theilungcn gcmacht, dic auch der Neuen
Hannover'schkn Zeitung, ei'nein aintlichen
Organ, glaubwürdig genug erschcincii, uin
sie in ihre Spaltcn aufzunchlnen. Dic-
selben lauten: „Es ist kci'n cl'geutlicher
Garantievertrag über beiderscitiges Ge-
biet abgcschlosscn wordcn; wohl aber haben
die Minister in Ecgcnwart dcs Kaiscrs
und dcs Pri'nz-Negentcn cine Erklärung
zu Protvcoll gcbracht, in wclchen Fällcn
Deutschlauds Si'chcrheit als gefährdet be-
trachtct wcidcn soll und die deutschcn
Großinächte zu gcincl'nsauicr Actiou'schrci-
ten. Als solchc Fällc sind ein Angriss
auf Dcneticn, den Nhci'n, btzichungswcisc
dic Nhci'nprovl'iiz bczcichnet. Di'e Frage
über dic Ulngcstaltung dcr Bundeskricgs-
verfassung bleibt der lordiiuiigsinäßigcn
Verhandlung überlassen. Sollte diese bei
eincr dcr- geiianiitcii Mvgll'chkcitcii uoch
nicht ziiiii Äbschluß gedichen scin, so über-
iil'innit iuiFalle, daß Vciicti'cn angrgiiffen
würdc, Ocsterrcich deu Oberbcfehl übcr
das Actionshecr des Vundes; im Falle
dcr Nhein bcdroht würde, überiii'innit ihn
Prrußcii. Oestcrrcich wird hi'nsichtlich der
Besonderheiteii nähcrc Vorschläge niachcn
und vcrwcndct sich bei dcn Mittclstaateu
für gciianntc Aiiffassniig. (Dic Zusaiiiincn-
kunft iu Pi'lluitz und die bevorstchende in
Salzburg stehen dainit iniZusaniinciihailge.)
P'reiißen richtct seiue guten Dienste darauf,
England für die Piliiktatl'oii zu gewi'niicii.
(Eine jüngstc Aeußcrung Lord John Nus-
scll's läßt kciue unüberstciglicheii Hindcr-
ui'sse voraussetzen.) Jn dcr Verabrediiug
über dcn Obcrbefehl liegt eine Art Altcr-
nati've zwischen Oestcrreich uud Prciißcn.
Provisorisch ist dic Eiuheit des Oberbc-
fehls übcr das Buudcshecr gcwahrt. Dcr
Fall, daß in Folgc i'rgcnd eincr Coinbi-
nation dcr Angriff von Skitcu Nußlands,
vder gleichzeitig voii. Skitcn Frankreichs

und Nußlands erfolgte, ist nicht vorge-
schcn."

Eine dcr neuesten Numincrn der Wo-
chenschrift des Nati'oiial-Vereins schreibt:
„Mchrere Blätter habcn in Ictztcr Zcit
wiederholte Nachrichtcn von angeblichcn
„Zwei'gvcrcincn" des Nationalvcrcins, von
dcren Versammlungeii, Deschlüssen u. s. w.
gebracht. Solche Mitthei'lungen könncn
nur aus Jrrthum oder bvscr Absicht her-
vorgehcn. Der NationaI - Vercin hat
keine Zwoigvcreine, dercn Dilduiig
ni'cht allein dcm Bundcsvcreinsgesctze, son-
dern äuch sciuen eigcncn Bcschlüsscn, die
er in Fvrui ciner Jnstrnction bckannt gc-
macht, widersprcchcn würde. Der National-
verci'n ist ein einziges Gauze, ohne alle
llnterabiheilungcn, nur aus seiiicn ein-
zclncn Mitgliedern bestchend. Daß dicse
Mitgliedcr hier oder dort formlose Zu-
sammenkünfte haltcn, um die Aiigclrgcn-
hcitcn dcs Vcrc<us zu bcsprechen, ist un-
bcdcnklich; jcde Organisati'on solcher ört-
lichen Zusammeukünftc aber, die dcnsclbeii
den Charaktcr cincr daueriidcn Verbinduiig,
eines Zweig- odcr Ncbcu-Vereius gebcu
könnte, ist uiibcdingt unzulässig uud könntc
vvn dcm Nationalvereiii »ur als eiue
Mißachtung seiner Gesctzc nnd als eine
Gefährdung seiuer Stcllung aufgefaßt und
behandclt werden."

Stuttqnrt, 9. Aug. Ein von der
hicsigcn köuiglichcn Ccntralstelle erlasscncs
Nundschreib cn ladct dcu Handelsstand
cin, ciue täglichc Börse zu grunden.
Dic Dörscnstuilde wurde auf Mittags von
12—t Uhr fcstgesctzt.

Knssel, 9. Aug. Heutc Morgen 10
Uhr war Tcrmiii zur Vcrhaudluiig dcr
Uilterslichungssache gegen dcu Oekoiioiiicn
H. Nolte aus Hcrtiugshausen (in Prcu-
ßen), augeklagt: Naubmord an Emilie
Lotheiscn, sowie Fälschuug an Elise Nachor
begangrn zu habcn. Eiue große Meuschen-
inenge vcrsammeste sich schou srüh Mvr-
gens im Collegieuhof, so daß nur eiiicin
ganz geringrn Theile dersclben dcr Zutritt
in die Gerichtsstube gestattct werden koiiutc.
Der Criminalscuat kurfürstl. Obcrappcl-^
lativnsgcrichts bcstand äus scchs Mitglic-
dcrn, uutcr Vorsitz dcS Oberappcllatious-
Nathü Wegeucr. Oberappcllatiousrath
Kuatz, ols Nefcrcnt, rcsumirtc dcu Thak-
bestauv so, wie er vorlag, uud führte au,
daß die von dem Angcklagtcn erhobcue
Nichtigkeitöbeschwcrdc vorzugswcisc gegeu

dic Competcnz des Schwurgkrichts zn
Hanau, gegcn die Rlchti'gkeit des über den
Ortdes Verbrechens aufgcnommenen Hand-
risses, so wie gcgen die Art der Eides-
Icistung gcgen dcu Baukier Wcilcr (Jsrae-
lit), wclcher bei seiuer Beeidi'gung die rechte
Hand aufgehobcn undden Eid dahin gelcistet
habe: „Jch gelobe und schwöre rc., so
wahr mir Gott helfe rc." — Der Ver-
thcidiger des Angcklagten, O.-G.-Nef.
Thomas aus Fulda, führte in seincm
mündlichcii Dortrage u. A. noch aus, daß
auch die Fragstcllung an die Gcschworencn
nicht richtig gcwcsen sei, indcm diefelbe
auf dcn Todesfäll durch Wasser (die
Leiche der rc. Loihciscn ward bekanntlich
im Nhcine aufgefundeii) Nücksicht nchme.
Schlicßlich hob der Verthcidigcr hervor,
daß, da das Verbrcchcn im Nassauischcn
begangcu, somit das dortigc Gcsetz vcrletzt
sei, dcmuach auch diescs hi'er zur Anwen-
dung kommen könnc, welches in diesem
Falle nur lebciislängliche Freiheits-, nicht
Todeöstrafe vcrhänge. — Generalstaats-
procurator v. Dehn zollte der Vcrihci'-
di'gung zwar die vollsteAnerkeniiung, führte
indcsscii dagegcn aus, daß hier nur dcr
Gerichlssiand dcs Wohnorts, so wie der
dcr Ergrci'fung des Augcklagtcn in Be«
tracht komnie. Es sci sich an Ictzteren
(also daS Crimiiialgericht in Hanau) gc-
haltcn und erschcine somit die erste Be-
schwcrde abfällig. Den angefochrencii
Handriß anlaiigend, so habe dcr Schwur-
gcrichtspräsideiit von dcr Aufuahinc ciiies
solchcn sogar ganz absehen köimeii. Alle
Umständc vcreinigteii sich dahin, cinen
„Naubmord" aiiziiuchliieii, und uiiterliege
die vorlicgeude Sache uur dcm dicßsritigen
Strafgcsctz. Ct bcantrage, dic Beschwerde
als uubcgrüi'det zuriickziiwcisen. Der An-
geklagte crklärtc u. A.: daß es dcm hohen
'Gcrichlshofc doch auch nur lieb seiu müsse,
weiin er spätcr eiiiinal, wo seine Unschuld
au den Tag trcten wcrde, wieder iu Frciheit
gcsctzt weidcii köiine w. — Der Vor-
'sitzendc crklärte, das Urtheil könne jctzt
nicht gcfällt, sondern wcrde späterhin pu-
blicirt wcrden.

Wien, 4. Aug. Die Statute» der
Laildcsvcrtrctiiugeii licgen zur aklcrhöch-
stcn Sanction bercit, ihre Vcrösseiitll'chung
wird bcmnach nicht laugc auf sich warten
laf>eu, ja man will wisscu', daß sie noch
vor Bcgi'nn der Gcsamiiitdcbatkeii über
das Budgct erfolgcu soll. Die Ncgiernng
 
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