Heidelberger Tagblatt (1860 (Juli bis Dezember))

Hndelberger Tagblatt.

N7 1«s

lich. Prei's mitll^ttrbalnmgöbl-ttvlcric!.
jäbrlich 36 kr. >

Sonntag, 13. Juli


Telegraphische Depesche !

Genua, Freitag, 13. Juli. Die uea->
poIitauische Da mp fkorvctte „Ve-!
loce" vou 6 Kauoueu ist zu Garibaldi >
übcrgegaugen.

D e u t s ch l a n

ZtarlSrnkic, 13. Zuli. Das hcutc crschicncnc
RcgicrungSblatl Nr. 37 cnthält: ^

dcr Maurcnncii'icr Fra„) Hcrr in Vppingcn dic klcinc
goldcnc Civil-Vcrdicnstuicdaillc. 3) Dicnstnachrichtcn.
Außcr dcn schon initgcthciltcn^ noch folgcndc: Dcr

Stifiungcn bctrcsscnd. c) Dic StaatSgcnchinigung
vvn Stistungcn im MittclrhcinkrciS bctrcffcnd. 4) Vc-
lannlmachung dcS grosih. MintstcriumS dcr Finanzcn.

anlcbcnö dcr Eiscnbahu - Schuldcntilgungü - Kaffc zu
14 Millioncn Vuldcn vvm Jahr 1845 bctrcffcnd.

Mannlieim, 12. Iul. Kaufiuauu
Hciurlch Frauz Karl Miiller, vou deui
hieslgeu Schwurgcrichtc wegeu Wechsel-
fälschuug zu 10 Iahrcu Zuchthaus verur-
theilt, appellirte gegen dieseö Urtheil,
worauf die Auklagcsachc vor das Schwur-
gericht des Mittelrheinkrelses zur'uoch-
maligeu Verhaudluug gclangte. Von die-
sem Gerichtshofe zu 9 Jahrcu Zuchthaus
uud 500 fl. Geldstrafe vcrurtheilt, hat
derselbc abermals das Nechtsuüttcl dcr
Nichtigkeitsbeschwerde an das Gr. Ober-
hosgericht ergrisseu. Von dl'csem Nechts-
mittel hat die iu dcr gleicheu Schwur-
gerichtspcriode in Bruchsal wcgen Kiuds-
mords znm Tode verurtheilte Kathariua
.Stürnicr von Nnppur Gebrauch gcmacht.

Das Gr. Oberhofgcricht hat in eiuer
Sitzuug vou 7 Nichteru hierübcr zu cut-
scheideu uud je uach Umstäudcu das Ur-
thcil. sclbst zu gcbcu odcr die Sache zur
ugchiualigeu Vcrhaudluug vor eiu auderes
Schwurgcricht zu verweisen. (M. A.)

München, 10. Iiili. Hicr hat man
ebcu eine, ihreu franzvsischen Ursprung
ailgeuschciiilich au der Stirn tragcndc
„autographirte Aussorderiing an Bapern",
sich el'ukiu ucueu Nheiubuud, uuter
dem Prvtcctorat Napolcous, Fraukreich
anzuschll'eßcu, verbreitet. Das saubere
Machwerk hat es sich ncbenbel' zur vor-
züglichsten Zlufgabe gesetzt, Haß gegcu
Ocsterrrich iu Dapcru zu errcgcu.

Lcipzig, 12. Iuli. Iu der im „Hotcl
de Sarc" 'gesteru Nachmittag stattgefuudc-
ucu Vcrsaiumluug dcr S tud cn t eu wurdc
der Deschluß gcfaßt, dte hicsige Stadt
zu ve rlassen, uud bis zum Empfaugc
vollstäiidiger Satisfactiou für dic ihucu
widcrfahrcuen „Brutalitäicu Scitcus der
Commuualgarde" iu dcu lliuliegendcn Dör-
fern Quartirr zu uehmeu. Nachdem vor-
her eiu iu diescm Sinue abgefaßtes Schrei-
ben an die acadcmische Bchvrde gcrichtet
wordeu, haben sich uugcfähr 500 Studen-
ten Nachmittags übcr Gohlis uach Möckern
uud Wahreu begebcu uud hicr Halt ge-
macht. Eiu ihueil uachgcschicktcr Pedell,
wclcher ihueu eiu Schreiben des Nektor
Maguificus überbracht hat, woriu sie auf-
gcfordcrt werdeu, uach dcr Stadt zurück-
zukehrcu, hat iu beidcu Dörferu uoch uu-
gefähr 300 Studenteu angetroffeu und
von ihueu die Autwort crhallcu, daß sie
der au sie gesiclltcu Auffordcruug, unbe-
schadct ihrer sonstigeu Licbe zu ihrcm
Ncctor, nicht uachkommeu, dagegeu morgen
nii't l'hm schriftlich verhaudelu würdeu."

Die offiziclle „Leipz. Ztg." dagegcu be-
richtct: Daß die vicllcicht aufänglich von
cinem Theil gehegte Absicht, deu Aufcut-
halt auf den umliegeuden Dörfcrn längerc
Zeit daucru zu lasseu, durch besscre Ein-
sicht dcr Verhältnissc verdrüngt wordcu
uud im Laufc des heu.tigeu Tages die
Nückkehr vollstäudig erfolgt sei."

Die ersteu factischeu Augaben über dic
Vcraulassuug dcr Ercesse, „vou ciucm
Augeuzeugeu", fiudeu wir iu der „Cou-
stl'tutl'oiiellcu Zei'tuiig", die wir, ihrc Nich-
tigkeit dahl'ngcstellt seiu lasscnd, hier folgcn
lasscu: „Bei dcu Ucbuugcn dcr Cvmmuual-
gardeu ritt einer vou den Bentteneu rin

Kiiid um; ein uebcusteheuder Studcut hebt
das Kiud auf und macht eiiiigc Bcmcr-
kiingeu übcr deu Neiter (wic etwa, weim
er uicht wisse, mit eiuem Pfcrde umzu-
gehcn, so dürfte cr sich auf kcins sctzeu)
uud dic Communalgarde im Allgemciiicii.
Darauf faßt ihn der Nciter, mchrere Gar-
distcn ciltcu uoch herbei, und als sich dcr
Studeut wchrt, erhält er Dtöße mit Flin-
tenkolben. Trotz der Gcgenwart des Com-
maudantcu und trotzdcni, daß betreffcndcr
Studeut scinc Karte überreicheu und sich
mit Ehrenwort verpflichten wollte, auf
drm Gericht zu crschciiien, wird cr voir
füuf Maun uil't aufgcstccktcm Baponuet
auf uicht cbcn gl.impfliche Wcisc uach der
Stadt gcführt. Auf der Drückc, die vom
Ucbuugsplatz iu daS Noseuthal führt,
machte er eiuen Ausangs glücklichtn Flucht-
versuch, wurde abcr späfer vom Publikum
wicdcr aufgchalten uud iiun auf die Po-
lizci uud vou da uach dem Universitäts-
gcricht gebracht."

Wicn, 8. Iuli. Deiü Budgct-Coiuite
dcs vcrstärkten Ncichsraths ist schlicßlich
vom Miiil'steriuin auch eiue Uebersicht der
ganzeu Dudgetvorlage für 1861 vor-
gelcgt wordcn. Nach derselbcn siud die
gesammteu Staatsausgabcn sür das nächste
Vcrwaltungsjahr auf 33.9,619,900 fl. ver-
auschlagt, die Eiuuahmen dagegcu auf
299,554,300 fl. angcnommen, so daß das
Dcflcit 40,065,600 fl. betragen würde.

F r a n k r e i ch.

Par-is.' Am 9. hat ciue sehr siür-
mische Sihuug im gcsctzgcbcudeu Körper
stattgcfuuden. „Es war wie cin Abklatsch
aus'deu Zciteu der frühercu Monarchie!"
sagt eiu Augeiizcuge. Der Präsideut muß.te
die Sihuug aufheben. Gegenstaud der
Debatte wareu die Veräuderuugen iu der
Magl'stratur, welche die Ncgieruug im
Planc hat; Hcrr Vcruier aus Dijon be-
kämpfte die Absichteu der Regieruug auf
das Hcftigstc, indciu er ihr Parteilichkeit
vorwarf. Die Commissäre dcr Ncgicruug
koiliitcu im Tumult kaum zu Worte kom-
iiicu. Auch vcr gesetzgebende Körper fängt
c„i, sich zu rührcu.

Pnris, 11. Juli. Der Kaiser hat
dcu Marschall Mac Mahön davou iir
Keuutiil'ß gesetzt, daß die kaiserliche
Garde au den großen Manövcrn, dic in
der Nähe von Chalous gchaltcu werden
sollen, Theil nehmeu, und daß er sich im